Tierheim zieht Bilanz: Deshalb werden immer weniger Hunde adoptiert
München - Das Münchner Tierheim kann auf ein ereignisreiches Jahr zurückblicken. Einige Entwicklungen bereiten den Tierschützern allerdings Sorge.
2023 wurden 329 Hunde, 617 Katzen, 562 Kleintiere und rund 25 Bauernhoftiere erfolgreich vermittelt bzw. entlaufene Tiere zu ihren Familien zurückgebracht, teilte der Münchner Tierschutzverein in seiner jährlichen Pressekonferenz mit. Leider gehen die Adoptionszahlen in den letzten Jahren immer weiter zurück.
Das liegt unter anderem daran, dass immer mehr "anspruchsvolle Tiere" im Tierheim landen. Aufgrund ihrer Gesundheitsprobleme oder Verhaltensauffälligkeiten erhalten solche meist kaum Adoptionsanfragen.
Die "Dauersitzer" blockieren dann die Plätze im Tierheim, sodass trotz Ausbau der Kapazitäten keine neuen Tiere aufgenommen werden können. "Gerade bei den Hunden fällt auf, dass die Zahl derer mit Aggressions- oder Angstproblematik und falscher Sozialisierung steigt", berichtet der Tierschutz.
Außerdem belegen etliche "Listenhunde" die Zwinger im Tierheim, inzwischen sind es fast ein Viertel der Plätze. Um solche Hunde vermittelt zu bekommen, muss im Schnitt ein Drittel mehr Zeit aufgewandt werden, da beispielsweise Tiere der Kategorie 1 nicht in Bayern, sondern nun in andere Bundesländer vermittelt werden dürfen.
Selbst wenn die Haltung in Bayern erlaubt ist, sind hohe Hundesteuersätze und Auflagen oft ein Hindernis bei der Adoption.
Ein Herz für Listenhunde: Tierschutz engagiert sich für Abschaffung der Verordnung
Das Münchner Tierheim setzt sich daher schon seit Jahren für die Abschaffung der Listenhundeverordnung in der bestehenden Form ein.
Wer die betroffenen Tiere live erleben möchte, kommt am Samstag, dem 8. Juni, im Tierheim vorbei. Beim großen Listenhundetag wird von 11 bis 17 Uhr ein abwechslungsreiches Programm mit TV-Moderator Jochen Bendel geboten. Mehr zur Veranstaltung findest Du hier auf der Tierschutz-Homepage.
Doch das Tierheim sucht nicht nur nach Plätzen für seine Schützlinge, sondern auch nach Unterstützung: "Um für die wachsenden Herausforderungen optimal gerüstet zu sein, suchen wir dringend engagierte TierpflegerInnen, die mit Leib und Seele für ihre Arbeit brennen. Bei uns kann man seine Tierliebe sinnstiftend einsetzen und in einem tollen Team tatkräftig mitanpacken. Wir freuen uns auf aussagekräftige Bewerbungen", erklärt Tierheimleiterin Dr. Eva-Maria Natzer.
Indes widmet sich der neue kaufmännische Geschäftsführer Thomas Zeiner dem wachsenden finanziellen Druck: "Wir müssen große Summen in die medizinische Versorgung unserer Schützlinge und in die professionelle Resozialisierung durch Hundetraining investieren".
Die öffentliche Förderung deckt nur etwa ein Zehntel der Betriebskosten des Tierheims. Der Rest wird über Spenden von Tierfreunden gestemmt.
Tierschutzverein plant Volieren zur Auswilderung aufgepäppelter Tiere in München
Trotz der vielen Herausforderungen lassen sich die Mitarbeiter nicht unterkriegen. Auch der Schutz der Wildtiere soll nicht zu kurz kommen. Daher wurden als nächstes großes Bauprojekt Auswilderungsvolieren auf dem Grundstück gegenüber des Tierheims in Riem geplant. Die Grabungen haben bereits begonnen, Ende des Jahres soll alles fertig sein.
Auf etwa 200 Quadratmetern kann die Wildtierstation dann künftig an die 1500 Vögel auswildern, die dort jedes Jahr von Hand aufgezogen werden.
So leistet der Tierschutzverein auch seinen Beitrag zum Artenschutz und hilft der Münchner Fauna, gegen die Klimawandel, Nahrungsknappheit und Flächenversiegelung zu bestehen.
Titelfoto: Tierschutzverein München e.V. (2)