Ausstehende Gehälter, Spieler-Abgänge, Presse-Verbot! Türkgücü München zurück im Chaos
München - Rückfall in alte Muster? Bei Bayern-Regionalligist Türkgücü München herrscht zum Jahreswechsel mal wieder Chaos. Die Situation erinnert an turbulente Drittliga-Zeiten.
Der Schein trügt! Zur Winterpause rangiert das seit jeher ambitionierte Türkgücü München auf einem starken dritten Platz der Regionalliga Bayern. Der Aufstieg ist zwar außer Sichtweite, aber die Tendenz (nach Platz 14 im Vorjahr) scheint zu stimmen.
Doch Türkgücü bezahlt dieser Tage wieder einmal den Preis für seinen Hybris! Denn seit November sind Gehälter für Spieler und Trainer teilweise ausstehend.
Mindestens acht Spieler haben den Klub Stand Sonntag-Nachmittag im Winter verlassen. Darunter sind Dauerbrenner Christoph Rech (30), Stammkraft Maximilian Berwein (28) und Toptalent Halit Yilmaz (20).
Sie zählten zu den Gutverdienern beim umstrittenen Münchner Emporkömmling, der im Sommer 18 neue Spieler, teils mit höherklassigen Meriten, köderte. Dem branchenüblichen Gemurmel zufolge zu bemerkenswerten Preisen für einen Viertligisten ohne gesunde Basis.
Der Grund für das neuerliche Finanzgebaren war der Einstieg von Ex-Fußballer und Investor Milan Rapaic (50) im Sommer, der aber schon im Herbst das Interesse verlor und fortan die Zahlungen einstellte.
Türkgücü München machte sich erneut von einem windigen Investor abhängig
Um Kosten zu sparen, wurden anschließend der Sportliche Leiter und der Geschäftsstellenleiter rasiert. Trainer Alper Kayabunar (38), seit 2011 erst als Spieler und heute als Cheftrainer tätig, wurde ein Presse-Verbot auferlegt. Noch hält er aus Gründen der Solidarität dem Klub die Treue.
Die Lage der Abhängigkeit von einem Investor erinnert an wilde Drittliga-Zeiten, als Türkgücü 2022 infolge der Insolvenz aus der 3. Liga abstieg.
Der Bayrische Fußballverband zog Anfang Januar den Münchnern wegen des Einsatzes zweier nicht spielberechtigter Akteure in der Partie gegen Nürnbergs U23 zwei Punkte ab.
Sportlich muss Türkgücü (40 Punkte) nicht um seine Daseinsberechtigung bangen, finanziell aber schon:
Die Stadt München soll den Verein aufgrund der unregelmäßigen Zahlungsströme aufgefordert haben, die Stadionmiete für Spiele im Grünwalder Stadion von 1860 München künftig im Voraus zu überweisen.
180.000 bis 200.000 Euro gehen diese Spielzeit allein für die Stadionmiete in fremden Spielstätten drauf. Damit bestreiten Liga-Konkurrenten ihren kompletten Saisonetat.
Titelfoto: Bildmontage: Sven Hoppe/dpa