Rammstein ohne "Pussy": Zehntausende Fans trotz Protest bei München-Show

München - Die "Neue Deutsche Härte"-Band Rammstein ist am Mittwoch in München - trotz Protesten vor dem Stadion - vor rund 60.000 Fans im Olympiastadion aufgetreten. Es war das erste Deutschland-Konzert seit den jüngsten Sex-Vorwürfen gegen Frontmann Till Lindemann (60).

Till der Täter? Rammstein-Sänger Till Lindemann (60) sieht sich aktuell mit mehreren Sex-Vorwürfen verschiedener Frauen konfrontiert.
Till der Täter? Rammstein-Sänger Till Lindemann (60) sieht sich aktuell mit mehreren Sex-Vorwürfen verschiedener Frauen konfrontiert.  © IMAGO / Gonzales Photo

In dieser Woche folgen noch drei weitere Auftritte in der bayerischen Landeshauptstadt.

In den vergangenen Tagen haben mehrere Frauen - teilweise anonym, teilweise erkennbar - schwere Vorwürfe gegen die Berliner Band und insbesondere gegen den Sänger erhoben.

Es wird immer wieder davon erzählt, dass speziell junge, attraktive Frauen für eine Aftershow-Party vor und während der Konzerte ausgesucht wurden. Dort soll es - so die Vorwürfe - in mehreren Fällen nicht nur zu einem unschuldigen Meet and Greet mit Lindemann gekommen sein, sondern auch zu sexuellen Handlungen. Auch wird vereinzelt davon berichtet, dass Frauen heimlich Drogen verabreicht wurden.

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"Gesammelt" sollen diese ausgewählten Frauen in der sogenannten "Reihe Null" (engl.: "Row Zero") worden sein. Es handelt sich dabei um den Bühnengraben zwischen der Stage und den üblichen Zuschauern.

Die Band reagierte im Vorfeld des Konzerts mit einer Aufforderung an die Fans, weder Rammstein noch die Frauen, die derartige Vorwürfe erhoben, vorzuverurteilen: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben."

Da den Musikern bislang keine behördlichen Ermittlungen in diesen Fällen bekannt waren, beauftragten sie in der Zwischenzeit selbst eine Kanzlei, die sich den mutmaßlichen Straftaten annehmen soll.

Feuer frei: Vor dem Stadion demonstrierten am Mittwochnachmittag Aktivisten gegen die Band und ihren Frontmann Lindemann.
Feuer frei: Vor dem Stadion demonstrierten am Mittwochnachmittag Aktivisten gegen die Band und ihren Frontmann Lindemann.  © Sven Hoppe/dpa

Awareness-Zelt für Frauen statt Schaum aus der Penis-Kanone

Rund 60.000 Menschen feierten am Mittwochabend im Münchner Olympiastadion beim Konzert der Industrial-Metal-Band "Rammstein".
Rund 60.000 Menschen feierten am Mittwochabend im Münchner Olympiastadion beim Konzert der Industrial-Metal-Band "Rammstein".  © Sven Hoppe/dpa

Auch beim Konzert in München gab es einige Änderungen. So mussten die Fans auf die "Bratwurst in dein Sauerkraut" (wie es im Text heißt) verzichten, denn der Song "Pussy" aus dem Album "Liebe ist für alle da" wurde offenbar gezielt aus dem Programm genommen. Teil der Performance zu dem Lied ist, dass Lindemann mit einem riesigen Kunstpenis Schaum in die Zuschauer sprüht.

Auch einigten sich Veranstalter und Management darauf, auf die doppelten Aftershow-Partys (einmal für die Band, einmal für Lindemann) zu verzichten. Wenn überhaupt, sollte es nur eine gemeinsame geben.

Zu der "Row Zero" wurden keine Fans mehr eingeladen, die Industrial-Metal-Band gab außerdem ein Awareness-Konzept in Auftrag, um vor und hinter der Bühne übergriffiges Verhalten in den Fokus zu nehmen. So wurde auch ein spezielles Zelt errichtet, in dem sich Frauen zurückziehen konnten. Vergleichbare Maßnahmen hatten kurz vor den Auftritten auch mehrere Münchner Stadtratsfraktionen gefordert.

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Denn auch in der Politik ziehen die Vorwürfe ihre Kreise. So lud Bundesfamilienministerin Lisa Paus (54, Grüne) die Musikbranche ein, dem Bündnis "Gemeinsam gegen Sexismus" beizutreten.

Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) zeigte sich für den Vorschlag offen und nannte einen solchen Gedanken als "wichtigen Prozess".

Titelfoto: IMAGO / Gonzales Photo

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