Asylbewerber (24) rast mit Auto in Verdi-Demo: Viele Verletzte - darunter auch Kinder!

München - In München ist am Donnerstagvormittag ein Mann mit einem Auto in eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi gerast. Bei dem mutmaßlichen Anschlag verletzten sich laut Angaben der Polizei am Abend 30 Menschen, darunter auch Kinder. Am Abend wurden neue Details über den Täter bekannt.

In München ist am Donnerstagvormittag ein Auto in eine Menschenmenge gerast. Zahlreiche Einsatzkräfte sind vor Ort.
In München ist am Donnerstagvormittag ein Auto in eine Menschenmenge gerast. Zahlreiche Einsatzkräfte sind vor Ort.  © network-pictures.com

Beamte erklärten gegenüber TAG24, dass sich der schockierende Vorfall im Bereich Karlstraße/Seidlstraße am Münchner Stiglmaierplatz zugetragen hat.

Eine Kundgebung der Gewerkschaft ver.di mit etwa 1500 Teilnehmern befand sich gegen 10.30 Uhr auf dem Weg zum Abschlusskundgebungsort in Richtung Königsplatz, als ein Mini Cooper von hinten in die Menschenmenge raste.

Wie bekannt wurde, haben die Einsatzkräfte einen afghanischen Asylbewerber (24) festgenommen. Er soll am Freitag einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

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Am Abend wurden neue Details zum Tatverdächtigen bekannt. Der junge Afghane hatte nach Worten von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU) einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis.

Zugleich berichtet der Minister, dass der Mann nach neuesten Erkenntnissen und entgegen erster Informationen am Mittag nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden war.

Der junge Mann habe eine Schule besucht und eine Berufsausbildung gemacht. "Er war dann als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen tätig."

Deshalb habe es zunächst auch ein Missverständnis gegeben, eben weil der Mann in mehreren Ladendiebstahlprozessen aufgetreten sei. "Er war nicht selbst Tatverdächtiger, sondern er war Zeuge", stellt Herrmann klar.

Er saß am Steuer des BMW Mini, soll an einem Dienstwagen zunächst vorbei und danach gegen 10.30 Uhr in die Demonstration gefahren sein.

Nach "Spiegel"-Informationen soll der junge Mann auf Social-Media-Kanälen islamistische Posts abgesetzt haben und an einer Adresse in Obersendling gemeldet gewesen sein.

Polizeiangaben zufolge liegen bei dem Festgenommenen Anhaltspunkte für einen "extremistischen Hintergrund" vor. Ermittler haben bereits die Wohnung des Asylbewerbers in einem Mehrfamilienhaus im Münchner Stadtteil Solln durchsucht.

In diesem Mehrfamilienhaus im Münchner Stadtteil Solln soll der 24 Jahre alte Afghane gewohnt haben.
In diesem Mehrfamilienhaus im Münchner Stadtteil Solln soll der 24 Jahre alte Afghane gewohnt haben.  © Sabine Dobel/dpa
Unter den Opfern befinden sich auch Kinder.
Unter den Opfern befinden sich auch Kinder.  © Matthias Balk/dpa
Der mutmaßliche Täter saß in einem weißen Kleinwagen.
Der mutmaßliche Täter saß in einem weißen Kleinwagen.  © Michaela Stache/AFP
Der Ort des Geschehens wurde abgesperrt.
Der Ort des Geschehens wurde abgesperrt.  © Alexa Gräf/dpa

Mini rast in München in Menschenmenge: Verletzte werden in Krankenhäusern behandelt

Unter den Verletzten befinden sich nach aktuellem Erkenntnisstand mehrere Schwerverletzte, teils schweben diese in akuter Lebensgefahr. Es sollen laut dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (66, SPD) auch mehrere Kinder betroffen sein.

Die Verletzten werden in mehreren Kliniken der Landeshauptstadt versorgt. Am LMU Klinikum an den Standtorten Großhadern und Innenstadt des Universitätsklinikums werden laut einem Sprecher 14 Verletzte behandelt. Eingebunden ist zusätzlich das Haunersche Kinderspital der LMU.

Am Rotkreuzklinikum München wurden nach Angaben einer Sprecherin vier Verletzte versorgt. An den in Notfallzentren der München Klinik an den Standorten Schwabing und Bogenhausen werden ebenfalls Opfer versorgt. Die Verletzungen der Betroffenen reichten von leicht bis schwer.

Es wurde ebenfalls von Schüssen berichtet, die von Augenzeugen wahrgenommen worden sein sollen. Der Polizei zufolge hatten Einsatzkräfte einen Schuss auf das Autofenster abgegeben. "Der Fahrzeugführer konnte vor Ort gesichert werden, von ihm geht derzeit keine weitere Gefahr aus", teilte die Polizei weiter mit. Über getötete Personen gibt es keine Erkenntnisse.

Die Ermittlungen zu dem Vorfall laufen auf Hochtouren. Die bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft ist an diesen beteiligt. Das bestätigte Justizminister Georg Eisenreich (54, CSU).

Die Polizei sichert Spuren.
Die Polizei sichert Spuren.  © Michaela Stache/AFP
Die Rettungskräfte waren ebenfalls mit einem Großaufgebot vor Ort.
Die Rettungskräfte waren ebenfalls mit einem Großaufgebot vor Ort.  © Peter Kneffel/dpa

Anschlag in München: Fahrer des Mini Cooper konnte von Polizeibeamten "gesichert" werden

Nach Aussagen der Beamten konnte der Fahrer des Wagens "gesichert" werden. Es soll sich um einen 24 Jahre alten Mann handeln.
Nach Aussagen der Beamten konnte der Fahrer des Wagens "gesichert" werden. Es soll sich um einen 24 Jahre alten Mann handeln.  © Michael Fischer/dpa

Die Beamten vor Ort dementierten außerdem Mitteilungen, wonach mehrere Personen in dem Auto gewesen wären: "Es kursieren Spekulationen über weitere Beteiligte. Dies können wir nach derzeitigem Stand nicht bestätigen", hieß es.

Die Ermittler suchen weiterhin nach Zeugen, die bei der Aufklärung des Zwischenfalls helfen können.

"Wir haben im Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz eine Zeugensammelstelle eingerichtet. Wenn Sie Angaben zu den Ereignissen machen können, melden Sie sich bitte dort", hieß es am Vormittag.

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Die Polizei hat im Netz ein Portal eingerichtet. Dort können Fotos und Videos hochgeladen werden.

Das LKA nimmt unter der Rufnummer 08003000060 Hinweise zum Hergang und dem Fahrer entgegen.

Ministerpräsident Söder sprach von einem "mutmaßlichen Anschlag" und kündigte im gleichen Atemzug bereits Konsequenzen an. Ins Detail ging der CSU-Chef in diesem Zusammenhang in der Kürze der Zeit allerdings nicht.

Ministerpräsident Markus Söder (54, CSU, r.) trat in der Münchner Innenstadt vor die Presse.
Ministerpräsident Markus Söder (54, CSU, r.) trat in der Münchner Innenstadt vor die Presse.  © Roland Freund/dpa
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU, l.) hat sich zu dem mutmaßlichen Anschlag geäußert.
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU, l.) hat sich zu dem mutmaßlichen Anschlag geäußert.  © Christoph Trost/dpa

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder: "Wir reagieren bei jedem Anschlag besonnen"

"Wir reagieren bei jedem Anschlag besonnen, aber ich sage Ihnen auch, dass unsere Entschlossenheit wächst", sagte Söder, der am Unfallort in der Innenstadt vor die Presse getreten war. "Es ist nicht der erste Fall, und wer weiß, was noch passiert."

Ob der schreckliche Vorfall Auswirkungen auf die am Freitag beginnende Münchner Sicherheitskonferenz haben wird, ist unklar. Ab Nachmittag werden in der bayerischen Landeshauptstadt mehr als 60 Staats- und Regierungschefs und darüber hinaus mehr als 100 Minister zum weltweit sehr wichtigen sicherheitspolitischen Experten-Treffen erwartet.

Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert. Erstmeldung: 10.55 Uhr, zuletzt: 21.14 Uhr

Titelfoto: Matthias Balk/dpa

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