Umfrage zur Landtagswahl: CSU im Sinkflug, Freie Wähler bei 17 Prozent, FDP raus!
München - Immer wieder hört man Beobachter und Politiker sagen: "Wenn Parteien versuchen, rechtsextreme Parteien zu imitieren, verlieren sie. Am Ende wählen die Menschen das Original." Die Freien Wähler scheinen diese Regel zu brechen.
Die "Flugblatt-Affäre" um FW-Chef Hubert Aiwanger (52) hat nämlich vor allem eines geschafft: Einen Höhenflug der Partei kurz vor den Landtagswahlen in Bayern.
Mehrere Faktoren scheinen hier ineinander zu greifen. Zum einen schafft es die Ampel-Koalition auf Bundesebene nicht, Erfolge als solche sichtbar zu machen. Zudem der ständige Streit zwischen FDP und Grüne und ein SPD-Kanzler, der in Augen vieler mit zu viel Abwesenheit glänzt.
Die in großen Teilen rechtsextreme Protestpartei AfD, die zwar sehr effektiv die Bundesregierung kritisiert – also im Grunde ihrer Arbeit als Oppositionspartei nachgeht – aber bisher noch nie konkrete und auch sinnvolle Lösungsansätze vorbringen konnte.
Und eine CSU, mit Markus Söder (56) an der Spitze. Nach 16 Jahren CDU/CSU-Regierungsbeteiligung macht er vor allem seinen Hauptgegner, die Grünen, für alles verantwortlich, was er – abhängig von Umfragewerten – gerade medienwirksam kritisiert.
Während er die Grünen – inzwischen auch nicht mehr so überzeugend – nach jedem Vorschlag als "Verbotspartei" inszeniert, wirkte er in den letzten Jahren mit – um seinen Sprach-Duktus zu verwenden – Aussagen in Richtung Gender-Verbot, Cannabis-Verbot, Burka-Verbot und weiteren Ablehnungen nicht sehr authentisch als Alternative in Sachen Freiheit.
Aiwanger: Fragwürdige Jugend, aber Weiterentwicklung im Alter
Und dann eben Hubert Aiwanger und die freien Wähler. An Stammtischen und in Bierzelten findet er sein Publikum. Und nun, nachdem die Medien bundesweit über die offenbar doch sehr rechtsextrem anscheinende Jugend Aiwangers berichtet hatten, macht er den Niederbayern-Trump: Erst ignorieren, dann abstreiten, sich als Opfer inszenieren und dann eine "was-wäre-wenn"-Entschuldigung ablesen.
Mit Erfolg. Dadurch, dass man ihm seit seiner politischen Zeit keine rechtsextremen oder gar -radikalen Überzeugungen (mehr) vorwerfen kann, solidarisiert man sich mit Aiwanger. Die Sache aus der Jugend war alles andere als klug – aber davon hat er sich weg entwickelt. Es scheint fast so, als würden die Wähler sagen wollen: Dummheiten aus der Jugend soll man auch hinter sich lassen dürfen.
Das Ergebnis dieser und ganz sicher weiterer Faktoren: ein Höhenflug der Freien Wähler. An der AfD vorbei schaffen sie es, zweitstärkste Kraft zu werden. Zumindest laut "Wählercheck" von Sat.1 Bayern und Antenne Bayern. Dieser fällt so aus:
- CSU: 36 Prozent
- Freie Wähler: 17 Prozent
- Grüne: 14 Prozent
- AfD: 14 Prozent
- SPD: 9 Prozent
- FDP: 3 Prozent
Wäre am kommenden Sonntag Landtagswahl, würde – laut der GMS-Umfrage, die vom 13. bis 18. September unter 1004 Menschen aus Bayern stattfand – so die Stimmenverteilung am 8. Oktober aussehen.
Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa