Söder bestellt Aiwanger ein! Sonder-Koalitionsausschuss wegen Flugblatt
München - Der Skandal um ein altes antisemitisches Flugblatt lastet auf Hubert Aiwanger (52, Freie Wähler), aber auch auf der CSU und der Koalition. Nun will Markus Söder (56, CSU) offene Fragen beantwortet wissen. Was passiert jetzt?
Nach den Erklärungen seines Stellvertreters hat Bayerns Ministerpräsident eine Sondersitzung des Koalitionsausschusses einberufen. Söder habe die Freien Wähler für den morgigen Dienstagvormittag zu der Sitzung einbestellt, teilte Staatskanzleichef Florian Herrmann (51, CSU) am Montagmorgen der Deutschen Presse-Agentur in München mit.
"Wir haben die Erklärung zur Kenntnis genommen. Aber es bleiben viele Fragen offen. Diese kann nur Hubert Aiwanger persönlich beantworten", sagte Herrmann und führte im Anschluss dazu aus: "Wir erwarten, dass dies zeitnah geschieht. Die Vorwürfe sind zu ernst, als dass sich ein stellvertretender Ministerpräsident nur schriftlich äußert und entscheidende Fragen unbeantwortet lässt."
Aiwanger müsse sich über die schriftliche Stellungnahme hinaus "persönlich und umfassend erklären". "Es geht um das Ansehen Bayerns."
Aiwanger hatte am Samstagabend schriftlich zurückgewiesen, als Minderjähriger zu Schulzeiten in den 1980er Jahren ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben, über das die "Süddeutsche Zeitung" berichtet hatte. "Ich habe das fragliche Papier nicht verfasst und erachte den Inhalt als ekelhaft und menschenverachtend", hieß es in einer Erklärung Aiwangers.
Gleichzeitig räumte er aber ein, es seien "ein oder wenige Exemplare" in seiner Schultasche gefunden worden. Kurz darauf gestand Aiwangers ein Jahr älterer Bruder ein, das entsprechend menschenverachtende Pamphlet geschrieben zu haben. "Ich war damals total wütend, weil ich in der Schule durchgefallen war", lautete seine kurze Begründung.
Titelfoto: Peter Kneffel/dpa