Wieder keine Nummer 1: Ist die Zeit der Wiesn-Hits endgültig vorbei?
München - Auch 2024 – zum zweiten Mal in Folge – gibt es keinen Wiesen-Hit. Ist die Zeit der kollektiven Bankhüpf-Nummer-1 damit schon offiziell Geschichte?
Schon im letzten Jahr wollte sich kein Lied so wirklich an die Spitze der Gröl-Gesänge drängen und – wie nun das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) bestätigte – ist es auch auf der aktuellen Wiesn so.
In den zahlreichen Volksfesten zuvor hatte sich auch kein Titel mit entsprechendem Potenzial hervorgetan.
Die Klassiker wie "Sweet Caroline", "Alice" oder "Hey, Baby" laufen wie gehabt, doch an ihnen kam jetzt schon seit zwei Jahren niemand vorbei. "Es gibt inzwischen viele Hits, die zur Wiesn gehören und jedes Jahr wieder gespielt werden", so Festleiter Clemens Baumgärtner (48, CSU). Die Oktoberfest-Hit-Zeiten, so vermutet er, seien vielleicht schlichtweg vorbei.
Die "Neuzugänge" in diesem Jahr sind auch eher alte Songs, die es durch einen jeweiligen Hype geschafft haben, wieder in den Setlisten der Bands aufzutauchen.
"Major Tom" (1982) von Peter Schilling oder Taylor Swifts "Shake it off" (2014) sind da ganz vorne mit dabei. Außerdem gibt es seit Jahren – oder besser: Jahrzehnten – auch die unangefochtene Nummer 1 auf etlichen Volksfesten.
"Ein Prosit der Gemütlichkeit": Der Song mit dem Platz-1-Abo
Wie die Verwertungsgesellschaft GEMA bestätigte, war auch 2024 kein Vorbeikommen an dem altbekannten "Ein Prosit der Gemütlichkeit". Beinahe wären es vielleicht sogar drei Jahre ohne Wiesen-Hit geworden.
Erinnern wir uns zurück an das Jahr 2022: Dort schaffte es ein Lied ganz nach oben, weil es unfreiwillig durch Kritiker in das Bewusstsein der breiten Masse gekommen war.
Die Rede ist von dem Lied "Layla" von DJ Robin & Schürze. Weil diverse Stadträte etwas gegen den Inhalt hatten, wurde es bekannt und gefeiert. Womöglich muss man nur den richtigen Politiker kitzeln und das Aussterben des Wiesen-Hits wäre doch noch verhindert, wer weiß?
Gedankenspiel: Ein Markus Söder (57, CSU) könnte sich bestimmt zu einem werbeträchtigen Statement eines Songs namens "Kiffer*innen" hinreißen lassen.
Übrigens hätte ein anderer Klassiker von 1981 vor drei Jahren noch gute Chancen gehabt, ein möglicher Hit zu werden. Dank TikTok & Co. schaffte es der Klassiker "Sarà perché ti amo" wieder in zahlreiche Playlists der Streaming-Hörer.
Eventuell muss also gar kein neuer Song geschrieben werden. "Sweet Caroline", "Alice" oder "Hey, Baby" waren ja auch nur Cover-Versionen.
Titelfoto: Daniel Bockwoldt/dpa