Sexuelle Übergriffe auf der Wiesn: Anlaufstelle für Frauen und Mädchen
München - Sexuelle Übergriffe auf dem Oktoberfest - das bleibt trotz Aufklärungskampagnen ein Thema. Erneut bietet die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" deshalb eine Anlaufstelle für Betroffene, wie der Zusammenschluss aus drei Vereinen am Dienstag mitteilte.
Dass der Bedarf 20 Jahre nach dem Start der Aktion groß ist, zeigten die Zahlen: Im ersten Jahr hatten 28 Wiesnbesucherinnen in der Anlaufstelle Unterstützung gesucht, zuletzt waren es 450. Gerade an den Wochenenden sei die Nachfrage hoch. 2022 kamen an einem Spitzentag 68 hilfesuchende Wiesnbesucherinnen zum sogenannten Safe Space.
Anlass für die Gründung der "Sicheren Wiesn" war eine hohe Zahl sexueller Übergriffe auf und im Umfeld des Oktoberfestes im Jahr 2002, unter anderem eine Vergewaltigung in einem Hinterhof. Vier junge Männer hatten den Angaben zufolge eine Frau überfallen und vergewaltigt, während ein Fünfter Wache hielt.
"Es war klar, es muss was passieren", sagt Sibylle Härtl, Mitbegründerin der Aktion.
Zum Start der Aktion im Jahr 2003 war die Anlaufstelle in einem Wohnwagen am Rande des Behördenhofs auf dem Oktoberfest untergebracht. "Wir wussten damals gar nicht genau, was auf uns zukommt", sagte Maike Bublitz von der Beratungsstelle Frauennotruf.
"Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" bietet Safe Space
Doch bereits am Eröffnungsabend habe eine Frau Hilfe gesucht, die kurz zuvor von einer Gruppe von Männern überfallen und vergewaltigt worden war. "Da wurde mir so richtig klar: sexuelle Gewalt passiert tatsächlich hier. Auf der Wiesn", sagte Bublitz.
Im vergangenen Jahr hatte auch sexuelle und rassistische Diskriminierung durch Motive an Fahrgeschäften für Debatten gesorgt. Zum diesjährigen Oktoberfest haben die betreffenden Schausteller die Darstellungen übermalt.
Die Wiesn dauert vom 16. September bis 3. Oktober - zwei Tage länger als üblich. Der Stadtrat verlängerte das Fest vom letzten Sonntag am 1. Oktober bis zum Tag der Deutschen Einheit.
Titelfoto: Andreas Gebert/dpa