Fußball-Werbung auf Kosten des Bürgers? Bayern-Partnerschaft kritisiert
München - Von bayerischen Privatsendern kommt zum Start der Bundesliga scharfe Kritik an Werbeaktionen des öffentlich-rechtlichen Bayerischen Rundfunks (BR) rund um den Fußball.
Die Vereinigung Bayerischer Rundfunkanbieter (VBRA) beklagt, dass der BR-Sender Bayern 3 unter anderem als "offizieller Radiopartner" vom FC Bayern München umfangreiche Eigenwerbung mache.
"Dieses Sponsoring ist bislang eine Black Box. Wer hat beim BR den Vertrag zu welchen Konditionen geschlossen?", fragte am Freitag der VBRA-Vorsitzende Felix Kovac laut einer VBRA-Mitteilung. Kovac kritisierte auch Hörer-Einladungen als VIP-Gäste ins Stadion. Der VBRA wolle wissen, was "diese Radiopartnerschaft" die Bürger koste, die den BR über den Rundfunkbeitrag finanzierten.
Der ARD-Sender BR widersprach den Vorwürfen. Die Sponsoring-Aktivitäten des BR bewegten sich im gemäß Medienstaatsvertrag (§10) zulässigen Rahmen, teilte der Sender auf Anfrage mit.
"Im Falle des FC Bayern handelt es sich um eine seit vielen Jahren bestehende Radiokooperation mit Bayern 3, die in erster Linie eine Verlosung von vier VIP-Tickets für jedes Heimspiel umfasst." Vertragspartner sei der BR. "Ein Geldfluss findet zwischen den Vertragsparteien nicht statt."
Private Rundfunkanbieter: BR soll sich auf Kultur- und Bildungsauftrag besinnen
Kovac kritisierte auch andere Aktivitäten des Senders: "So tritt der BR mittlerweile als Veranstalter von zahlreichen Groß-Events auf, betreibt einen eigenen Online-Shop und unter der Domain brreisen.de sogar ein eigenes Reisebüro."
Solche Aktivitäten seien "beim BR völlig deplatziert", sagte Kovac. "Sie verzerren zusätzlich den ohnehin unfairen Wettbewerb zwischen den beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen und den werbefinanzierten privaten Anbietern." Der BR solle sich stattdessen auf seinen Kultur- und Bildungsauftrag besinnen.
Der BR wies die Darstellung zurück: "Der BR betreibt kein Reisebüro, es kommen auch keine Beitragsgelder zum Einsatz." Eine "unabhängige kommerzielle Tochter" organisiere mit externen Reiseveranstaltern unter dem Namen "BRreisen" die Angebote.
Die externen Anbieter führten die Reisen in alleiniger rechtlicher Verantwortung durch. "BRreisen erwirtschaftet keine Reiseumsätze, sondern erhält für die Organisation von BR-bezogenen Reiseelementen und die Vermittlung von Hörern nur eine Aufwandsentschädigung."
Der kritisierte BR-Shop werde von einer privaten Firma betrieben, die wirtschaftlich und rechtlich unabhängig agiere. "Der BR stellt im Rahmen einer Lizenzvereinbarung lediglich den Namen zur Verfügung", teilte der Sender mit.
Die VBRA vertritt nach eigenen Angaben rund 40 bayerische Hörfunk- und TV-Anbieter. Verbandschef Kovac ist Geschäftsführer der Antenne Bayern Group.
Titelfoto: Bildmontage: Sven Hoppe/dpa (2)