WLAN, rosa Blumen und LEDs: Deutschlands erster Insta-Club in München

München - Das "Bossy" in München will Deutschlands erster Insta-Club sein. Gutes Marketing oder sozialer Druck?

Laura und Bettina machen an einem Foto Hotspot im Insta-Club "Bossy" in München ein Selfie.
Laura und Bettina machen an einem Foto Hotspot im Insta-Club "Bossy" in München ein Selfie.  © Felix Hörhager/dpa

Den Hörer eines Telefons in der Hand lehnt sie lässig an der pinkfarbenen Wand, eine Freundin fotografiert sie mit dem Handy. Ein Stockwerk darüber stoppt wenig später eine junge Frau beim Vorbeigehen an einer mit rosa Plastikblumen bestückten Wand mit einem beleuchteten Schriftzug, um ein Foto zu machen. Es sind Bilder wie diese, die fleißig in sozialen Medien geteilt werden sollen.

Während in Clubs wie dem "Berghain" in Berlin, dem "Odonien" in Köln oder dem Leipziger "Institut für Zukunft" Fotos und Videos strikt verboten sind, will der im Mai eröffnete Nachtclub "Bossy" in München für digitale Medien optimiert sein.

Um Mitternacht füllt sich der Club, die Leute fangen erst zögerlich an zu tanzen. Ungewöhnlich viele Handys sieht man auf der Tanzfläche nicht.

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Ausgelegt auf Instagram-Content sollen aber die Flaschen mit Feuerwerk sein, die durch die Menge getragen werden, ebenso wie der WLAN-Zugang, die mit LEDs beleuchteten Loungeecken und Fotospots. Schlangen gibt hier zwar nicht, aber immer wieder entdecken Leute die Orte im Vorbeigehen.

"Bossy" in München: Ideen aus Dubai, Paris und Madrid

Das "Bossy" will Weggehkultur mit Social Media verbinden.
Das "Bossy" will Weggehkultur mit Social Media verbinden.  © Felix Hörhager/dpa

Die Idee für einen Club, der für Instagram-Inhalte konzipiert ist, hat Betreiber Angelo Mattina aus Dubai, Paris oder Madrid. "Jeder ist auf Instagram oder Tiktok, jeder möchte sich präsentieren und man muss sich da anpassen", sagt er. Die Fotoecken seien gleichzeitig kostenloses Marketing.

Auf dem Instagram-Account des Ladens sind schon einige Posts verlinkt: das Telefon, die Blumenwand.

Aber: Wenn sowieso schon alles geteilt ist, muss man dann überhaupt noch kommen? Alle paar Wochen und Monate will Mattina die Insta-Spots verändern. Neben bestimmten Events und DJs sollen auch Influencer die Menschen in den Club ziehen.

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"Es geht mit der Zeit, man muss auffallen und viel anbieten", sagt eine Besucherin. "Clubs, die das nicht machen, verlieren für mich auch an Wert."

Nicht alle im "Bossy" haben von dem Instagram-Fokus gehört. Celina und Milina sind eher abgeneigt. Sie gingen lieber feiern, um Spaß zu haben und nicht alles zu posten, sagen sie. "Es kann schon Druck auslösen, weil man sich Gedanken zum Outfit und zu den Fotos macht", meint Celina. Fotos nehmen sie trotzdem auf. Nimmt das Fotografieren und Posten nicht auch einen Teil der Privatsphäre?

"Man kann entscheiden, ob man das möchte oder nicht", sagt ein anderer Gast. Es gebe auch Orte, die damit anders umgehen.

Handykameras abgeklebt - Andere Clubs verbieten Fotos

Ein Foto Hotspot im "Bossy".
Ein Foto Hotspot im "Bossy".  © Felix Hörhager/dpa

So wie im Club "Rote Sonne" in München. Der nutzt soziale Medien zwar, um Events zu bewerben. Am Eingang werden die Kameras an den meisten Abenden aber abgeklebt. Fotos und Videos sind verboten.

"Clubleben sehen wir als Ausgleich zum Alltag", sagt Alioune Diop, Booker in dem Club. Bei so viel Bildschirmzeit pro Tag sei es ihm wichtig, dass Leute die Musik, Konzerte oder DJs nicht nur durch die Kamera erleben - und dass jede Person sein kann, wie sie ist.

"Wir wollen, dass Menschen im Hier und Jetzt sein können und den Moment mit den Menschen genießen, die mit ihnen da sind und nicht mit Menschen, die überhaupt nicht vor Ort sind."

Titelfoto: Felix Hörhager/dpa

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