Wie diese leere Hauswand in München russischer Propaganda dient

München - Eine Hauswand in München hat über die Feiertage eine rasante Karriere in den sozialen Netzwerken hingelegt.

So sah die fragliche Hauswand in München am zweiten Weihnachtsfeiertag aus: Ein Graffiti mit anti-ukrainischer Botschaft gibt und gab es dort nicht.
So sah die fragliche Hauswand in München am zweiten Weihnachtsfeiertag aus: Ein Graffiti mit anti-ukrainischer Botschaft gibt und gab es dort nicht.  © Peter Kneffel/dpa

Kurz vor Weihnachten erschienen auf russischen Accounts plötzlich Bilder eines Hauses im Münchner Stadtteil Berg am Laim, auf dessen Wand ein anti-ukrainisches Graffiti zu sehen war. Die Bilder sahen täuschend echt aus, waren aber manipuliert, das Graffiti gab es dort nämlich nie.

Die verfälschten Fotos zeigen einen Mann in T-Shirt und orangefarbener Latzhose, der mit einem Reinigungsgerät eine blau-gelbe Flagge der Ukraine entfernt. Internetnutzer verbreiteten zu dieser Szene, ein "unbekannter Künstler in Deutschland" habe mit dem Bild die "Stimmung in der europäischen Gesellschaft" eingefangen.

Auf den Bildern im Internet ist neben dem Graffiti ein Schild mit der Hausnummer 14 und der Aufschrift "Halserspitzstr." erkennbar. Die weltweit einzige Halserspitzstraße, die Google Maps kennt, ist eine ruhige Nebenstraße in Berg am Laim. Dorthin fuhr ein dpa-Reporter und stellte fest: Auf dieser Wand gibt es kein Graffiti - und sie wurde auch nicht frisch gestrichen.

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Eine Anwohnerin bestätigte, dass es an der Stelle nie ein solches Graffiti gegeben habe. Der letzte neue Anstrich sei drei bis vier Jahre her, fügte die Frau hinzu.

Fälschung zuerst in Russland verbreitet

Bevor das manipulierte Bild der angeblichen Münchner Wandmalerei mit deutschen Kommentaren auftauchte, hatten es russischsprachige Accounts auf Internet-Plattformen wie Telegram und Facebook verbreitet. Einen archivierten Beitrag, der das Bild zeigt, findet Ihr hier.

Das Bild passte zu der verbreiteten Botschaft einer angeblich nachlassenden europäischen Unterstützung für die Ukraine.

Doch auch die Behauptung, das Graffiti gebe "die Stimmung in der europäischen Gesellschaft treffend" wieder, ist falsch. In der jüngsten Eurobarometer-Umfrage hatte eine große Mehrheit der 26.514 befragten EU-Bürgerinnen und -Bürgern ihre Solidarität mit der Ukraine bekräftigt.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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