Versuchter Terroranschlag in München: Hatte Verdächtiger (†18) Bezug zur HTS?

München - Nach dem vereitelten mutmaßlichen Terroranschlag auf das israelische Generalkonsulat in München ermitteln die Behörden weiter zu den Hintergründen.

Die Polizei hat in München einen verdächtigen Mann erschossen.
Die Polizei hat in München einen verdächtigen Mann erschossen.  © Matthias Balk/dpa

Dabei dürften auch Videos von Autofahrern, Passanten und Anwohnern eine Rolle spielen. Die Münchner Polizei hatte dazu aufgerufen, den Ermittlern Aufnahmen von dem Vorfall über ein Upload-Portal zur Verfügung zu stellen.

Am Freitagmorgen blieben Bereiche um den Tatort gesperrt. "Die Straßen sind frei, aber einzelne Gebäude oder Bereiche noch abgesperrt", sagte ein Polizeisprecher. "Da finden auch heute noch Spurensicherungsmaßnahmen statt." Es handle sich nach wie vor um einen Tatort.

Inzwischen wurde bekannt, dass gegen den 18-jährigen Österreicher wegen des Verdachts ermittelt worden war, er könne sich religiös radikalisiert haben.

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Sicherheitskreise gehen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur davon aus, dass der Verdächtige des vereitelten Anschlags auf das israelische Generalkonsulat in München einen Bezug zur islamistischen Gruppe HTS hatte. HTS steht für "Haiat Tahrir al-Scham", eine militant-islamistische Miliz.

Geplanter Anschalg auf Konsulat: Sicherheitskreise vermuten Bezug zu islamistischer HTS

Das israelische Generalkonsulat in München soll das Ziel des vereitelten Anschlags gewesen sein.
Das israelische Generalkonsulat in München soll das Ziel des vereitelten Anschlags gewesen sein.  © Matthias Balk/dpa

Der bayerische Verfassungsschutz schreibt, dass HTS 2017 aus dem Zusammenschluss eines früheren Al-Kaida-Ablegers und einiger kleinerer militanter syrischer Gruppen hervorgegangen sei. Anders als Al-Kaida, die weiter Anschläge im Westen plane, konzentriere sich HTS auf Syrien und wolle den dortigen Machthaber Baschar al-Assad stürzen.

Für den Mann mit bosnischen Wurzeln war außerdem ein Waffenverbot verhängt worden, das frühestens 2028 ausgelaufen wäre, wie es von der Salzburger Polizei hieß. Der damals noch 17-Jährige war den Behörden nach einer Drohung gegen Mitschüler und einer Körperverletzung aufgefallen. In diesem Zusammenhang sei ihm die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen worden, hieß es.

Doch die Staatsanwaltschaft Salzburg habe die Ermittlungen im April 2023 eingestellt, hieß es von der Polizei. Seither sei der 18-Jährige nicht mehr polizeilich in Erscheinung getreten.

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Nach dem Schusswechsel in München wurde auch sein Wohnort in Neumarkt am Wallersee (Salzburger Land) durchsucht. Der 18-Jährige hatte dort zusammen mit seinen Eltern gewohnt.

Ministerpräsident Markus Söder: Möglicher Zusammenhang mit Jahrestag des Olympia-Attentats 1972

Der Ministerpräsident lobte das besonnene Eingreifen der Münchner Polizei.
Der Ministerpräsident lobte das besonnene Eingreifen der Münchner Polizei.  © Matthias Balk/dpa

Auf deutscher Seite hat die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) die weiteren Ermittlungen übernommen. Sie gehen von einem geplanten Terroranschlag auf das Konsulat aus.

"Die Hintergründe der Tat müssen noch aufgeklärt werden", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (67, CSU).

Allerdings: "Wenn jemand hier unmittelbar in Sichtweite zum israelischen Generalkonsulat parkt, dann mit dem Gewehr um dieses Generalkonsulat herum geht, da mit dem Schießen beginnt", sei das "sicherlich oder mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Zufall".

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (57, CSU) sprach mit Blick auf den zeitgleichen Jahrestag des Olympia-Attentats vom 5. September 1972 in München von einem schlimmen Verdacht. "Ein Zusammenhang ist möglicherweise gegeben. Es muss noch geklärt werden", sagte er in der Nähe des Tatorts.

Die bayerischen Einsatzkräfte hätten sehr gut gearbeitet. "Die Polizei hat sehr beherzt, sehr besonnen, aber auch sehr konsequent durchgegriffen und den Täter ausgeschaltet und es ist nichts passiert."

Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) schrieb am Donnerstagabend auf der Plattform X: "Die schnelle Reaktion der Einsatzkräfte in München hat heute womöglich Grausames verhindert. ... Ich sage es ganz deutlich: Antisemitismus und Islamismus haben bei uns keinen Platz."

Erstmeldung 8.50 Uhr, zuletzt aktualisiert 11.15 Uhr

Titelfoto: Matthias Balk/dpa

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