Details zum Anschlag in München: Hier kaufte der Täter seine Waffe

München - Nach dem vereitelten mutmaßlichen Terroranschlag in München haben die Ermittler weitere Details zum Fall bekannt gegeben. So kaufte der 18-Jährige seine Waffe erst einen Tag vor der Tat.

Der Einsatzleiter der Polizei, Christian Huber, gab Details zum Tatablauf in München bekannt.
Der Einsatzleiter der Polizei, Christian Huber, gab Details zum Tatablauf in München bekannt.  © Lennart Preiss/dpa

Wie der Einsatzleiter der Polizei, Christian Huber, auf einer Pressekonferenz mitteilte, gab der Täter (18) Schüsse auf das NS-Dokumentationszentrum und das israelische Konsulat ab.

Bevor es zum Schusswechsel mit der Polizei kam, hatte er sich außerdem Zutritt zu zwei Gebäuden verschafft. An der Parkanlage kam es dann zur Konfrontation mit der Polizei, in deren Verlauf er auf die Beamten schoss und schließlich selbst tödlich getroffen wurde.

Ein Polizist und eine Frau erlitten durch die Schüsse ein Knalltrauma.

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Laut Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann fokussieren sich die Ermittlungen nun auf mögliche Mittäter oder Mitwisser des 18-Jährigen und die Frage, ob er innerhalb eines Netzwerks agierte.

Zum Motiv gäbe es noch keine Erkenntnisse: Botschaften oder ähnliches habe der Tatverdächtige nicht hinterlassen. Im Zusammenhang mit einem Computerspiel hatten Kollegen in Österreich in der Vergangenheit Bezüge zur islamistischen Gruppe "Haiat Tahrir al-Scham" (kurz: HTS) hergestellt.

Ob sich das weiter bestätigt, muss noch ermittelt werden, so Polizeivizepräsident Guido Limmer (BLKA).

Im NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz wurden Schusslöscher entdeckt.
Im NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz wurden Schusslöscher entdeckt.  © Peter Kneffel/dpa

Anschlag in München: Täter gab Schüsse auf NS-Dokuzentrum und Israel-Konsulat ab

Polizeivizepräsident Guido Limmer (l.) und die Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann sitzen vor einem Foto der Tatwaffe in München.
Polizeivizepräsident Guido Limmer (l.) und die Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann sitzen vor einem Foto der Tatwaffe in München.  © Lennart Preiss/dpa

Da sowohl Schüsse auf das NS-Dokuzentrum, also auch auf das israelische Konsulat am Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972 abgegeben wurden, handelte der 18-Jährige mutmaßlich antisemitisch und rassistisch.

Im Upload-Portal der Polizei hätten Zeugen bereits erste Videos vom Tattag eingereicht.

Österreichs Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, berichtete derweil, dass der 18-Jährige die Waffe, eine K31, erst einen Tag vor seinem mutmaßlichen Attentat gekauft hatte. Bei dem Gewehr handelte es sich um einen Karabiner älterer Bauart. Der Verkäufer war ein Waffensammler, mit dem der 18-Jährige über eine Online-Plattform Kontakt hatte.

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Der Karabiner wechselte laut Ruf für 350 Euro den Besitzer, dazu kamen noch ein Bajonett um 50 Euro und etwa 50 Schuss Munition.

Sammler verkaufte 18-Jährigem alte Militärwaffe

Bei der Tatwaffe handelt es sich um eine einen Karabiner älterer Bauart. Sie wurde einem Sammler abgekauft.
Bei der Tatwaffe handelt es sich um eine einen Karabiner älterer Bauart. Sie wurde einem Sammler abgekauft.  © Polizeipräsidium München

Karabiner gelten in Österreich als Waffen der Kategorie C. Sie sind deshalb frei verkäuflich und müssen erst bis zu sechs Wochen nach dem Kauf bei den Behörden registriert werden. In die Kategorie C fallen Langwaffen, die nach jedem Schuss händisch nachgeladen werden müssen.

Bei der Durchsuchung der elterlichen Wohnung wurden keine weiteren Waffen und kein offensichtliches islamistisches Propagandamaterial gefunden. Sichergestellte Datenträger müssen nun noch ausgewertet werden.

Ruf zufolge hatte der junge Mann am Montag eine neue Arbeit angenommen. Als er Donnerstagfrüh nicht in seinem Betrieb erschienen war, kontaktierten seine Eltern am Vormittag die Polizei und meldeten ihren Sohn als vermisst.

Von dem Vorfall in München - der da bereits stattgefunden hatte - wussten die Eltern da noch nichts. Der Vater hatte seinen Sohn in der Vergangenheit als psychisch auffällig wahrgenommen, erklärte das österreichische Innenministerium. Er soll deshalb versucht haben, mit einer Psychologin in Kontakt zu treten.

Laut den Angaben aus Wien sei der 18-Jährige kein "klassisches Islamist". Er hatte demnach bis zum vergangenen Frühjahr eine höhere Schule mit Schwerpunkt Elektrotechnik besucht und galt als guter und intelligenter Schüler.

Titelfoto: Bildmontage: Lennart Preiss/dpa, Polizei München

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