So lief der Christopher Street Day in München ab
München - Friedlich und ohne Zwischenfälle sind am Samstag mehr als eine halbe Million Menschen zum Christopher Street Day (CSD) durch die Straßen der Landeshauptstadt gezogen.
Am Demonstrationszug beteiligten sich mehr als 180 Gruppen und Initiativen: Sie zogen mit bunt geschmückten Wagen, kostümierten Fußgruppen und Motorrädern durch die Innenstadt.
Die Beamten zählten etwa 60.000 Teilnehmende bei der Parade und 460.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, zusammen also 520.000 Menschen.
Beim Straßenfest rund um den Marienplatz wurde außerdem bei bestem Wetter zu Live-Musik gefeiert, nachts sollte die Party beim "Rathaus Clubbing" im neuen Rathaus weitergehen.
Doch die ausgelassene Stimmung dürfe über die grundsätzliche Entwicklung im Freistaat nicht hinwegtäuschen, betonte entsprechend Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (46, Grüne): "Zwischen 2010 und 2021 haben sich Delikte gegen queere Menschen versiebenfacht." Derzeit stehe sehr viel auf dem Spiel, was mehrere Generationen von Aktivisten erkämpft hätten.
"Gleichstellung und Akzeptanz müssen ernst gemeint sein. Sie brauchen Überzeugung. Sie brauchen eine klare Haltung", sagte Habenschaden, die statt Oberbürgermeister Dieter Reiter (65, SPD) die offizielle Rede der Stadt hielt.
CSD-Parade in München unter Motto: "Queerer Aktionsplan Bayern jetzt!"
Sie forderte deshalb ebenso wie die Demonstranten einen queeren Aktionsplan im Freistaat.
CSD-Events in ganz Bayern hatten sich mit dieser Forderung zusammengeschlossen - in allen anderen Bundesländern gibt es einen solchen. Die diesjährige CSD-Parade wurde deshalb unter das Motto "Queerer Aktionsplan Bayern jetzt!" gestellt.
Vergangene Woche gab Sozialministerin Ulrike Scharf (55, CSU) dann einen eben solchen Aktionsplan zur Stärkung der Rechte und Teilhabe queerer Menschen im Freistaat bekannt.
Auch in München hatte die Queer-Politik der CSU vor der Veranstaltung für Diskussionen gesorgt: Bei den Christsozialen sorgte die Tatsache für Unmut, dass die Stadtratsfraktion nicht mit einem eigenen Wagen bei der Parade mitfahren durfte.
Voraussetzung für eine Teilnahme sei der glaubhafte und konsequente Einsatz für gleiche Rechte und gesellschaftliche Akzeptanz aller queeren Menschen, so die Veranstalter - die das bei der CSU nicht gegeben sahen.
Der Christopher Street Day erinnert an den ersten bekannt gewordenen Aufstand von Homosexuellen gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street am 28. Juni 1969. Im Gedenken an diesen Tag gehen seitdem Menschen auf der ganzen Welt auf die Straße. Im vergangenen Jahr hatten beim CSD in München nach Angaben der Polizei mehr als 350.000 Menschen gefeiert - die Parade kam nach Schätzungen auf rund 25.000 Teilnehmende.
Erstmeldung: 16.31 Uhr, letzte Aktualisierung: 17.22 Uhr
Titelfoto: Uwe Lein/dpa