Intel in Magdeburg: Was die Verschiebung bedeutet und nun passiert

Magdeburg/Santa Clara - Eine Investition für 30 Milliarden Euro und 3000 Arbeitsplätze: Die von der Bundesregierung mit bis zu 10 Milliarden Euro geförderte Chipherstellung des US-Konzerns Intel in Magdeburg steht in den Sternen.

Der Bau des Intel-Werks wurde um zwei Jahre pausiert.  © PR/Intel Corporation

Konzernchef Pat Gelsinger (63) hat zwar nur eine Verschiebung angekündigt. Doch der zeitliche Rahmen dafür ist vage.

Wird das noch was? Und was bedeutet dieser Rückschlag für Ostdeutschland? Die wichtigsten Antworten.

Warum kündigte Intel überhaupt ein Werk in Deutschland an?

Magdeburg Wirtschaft Intel in Magdeburg: Milliarden-Förderung fehlt, Baugenehmigung ist da!

Intel fiel vor Jahren hinter die Konkurrenz zurück. Der ambitionierte Plan von Konzernchef Pat Gelsinger ist, sich als Auftragsfertiger für andere Chipfirmen zurück an die Weltspitze zu kämpfen. Dafür sollen für viele Milliarden Dollar neue Werke gebaut werden - in den USA, aber auch in Europa.

Und warum spart Intel dann jetzt ausgerechnet in Deutschland?

Der Konzern muss sparen. Intel kämpft mit Milliardenverlusten und es kommt nicht so viel Geld rein, wie Gelsinger es sich erhofft hatte. Er streicht bereits 15.000 Jobs. Auch mit 10 Milliarden Euro Zuschuss von der Bundesregierung hätten in Magdeburg immer noch 20 Milliarden Dollar investiert werden müssen.

Vor die Wahl gestellt, steckt Intel die Milliarden lieber in Fabriken auf dem Heimatmarkt USA.

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Intel-Entscheidung löst Streit in der Ampel aus

Nach der Intel-Entscheidung gab es in der Ampel-Regierung Streitigkeiten um die Verwendung der eingeplanten Fördermilliarden.  © Michael Kappeler/dpa

Trifft der Rückschlag die Bundesregierung?

Für Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) ist es ein Prestigeprojekt, Deutschland zum großen Chip-Standort in Europa zu machen.

Nach dem Intel-Vertragsabschluss für Magdeburg jubelte Scholz über "die größte ausländische Direktinvestition, die es je in Deutschland gegeben hat".

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Politisch ist die Intel-Entscheidung also ein Rückschlag für Scholz und die Ampel-Koalition - einer, den sie kurz vor der wichtigen Landtagswahl in Brandenburg so gar nicht gebrauchen kann.

Was passiert nun mit den eingeplanten Fördermilliarden?

Das ist offen. Der Streit in der Ampel begann unmittelbar nach der Intel-Entscheidung. Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) schrieb auf der Plattform X, alle nicht für Intel benötigten Mittel müssten zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden. Scholz schloss nicht aus, dass ein Teil des Geldes zur Schließung von Haushaltslücken genutzt wird. Aus dem Wirtschaftsministerium dagegen hieß es, die Intel-Gelder stünden nicht dem Kernhaushalt zur Verfügung.

Für dieses Jahr sind im Klima- und Transformationsfonds für Intel rund 4 Milliarden Euro vorgesehen, die übrigen 6 Milliarden Euro dann für die nächsten Jahre.

Intel-Ansiedlung: Hoffnungsschimmer oder Hängepartie

Der Ausbau der Straße zum Intel-Gelände hatte bereits begonnen.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Trifft der Rückschlag die ostdeutsche Wirtschaft?

Zwar bleibt Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (45, CDU) beim Prinzip Hoffnung: "Intel hält, wenn auch mit einer Verzögerung, weiter an dem Projekt fest." Einige im Land fürchten aber eine Hängepartie mit ungewissem Ausgang.

In Ostdeutschland sind inzwischen diverse Großprojekte am Start, vor allem die Tesla-Fabrik mit 10.000 Mitarbeitern in Grünheide. Für Brandenburg ein Erfolg. Doch auch Tesla hat Gegenwind.

Unterm Strich geht es der Wirtschaft in Ostdeutschland aber vergleichsweise gut: Laut Ifo-Prognose wächst sie 2024 deutlich stärker als die deutsche Wirtschaft insgesamt.

Was bedeutet der Schritt für die Region rund um Magdeburg?

Die Stadt Magdeburg und das Land Sachsen-Anhalt hatten in den vergangenen Wochen Gas gegeben, um die Intel-Ansiedlung voranzubringen. Der Ausbau der Straße zum Gelände hat begonnen, eine erste Baugenehmigung ist bereits erteilt.

Ein Teil des Gewerbeparks war von Anfang an für weitere Firmenansiedlungen wie Zulieferer vorgesehen. Diese Flächen könnten an andere Unternehmen verkauft werden.

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Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (70, CDU) betonte, Intel sei Flächeneigner in Magdeburg und Investor. Schon jetzt sei ein "einzigartiger Arbeitsstand" erreicht. Sein Schluss: "An diesem Projekt sollte und muss aus logischen Gründen zum jetzigen Zeitpunkt festgehalten werden."

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