Intel-Ansiedlung in Magdeburg: Fachkräfte fehlen, doch Uni will helfen
Magdeburg - Für die geplante Chip-Fabrik in Magdeburg benötigt das US-Unternehmen Hunderte Fachkräfte aus der Halbleiterbranche. Diese sind derzeit in Sachsen-Anhalt nicht zu finden. Die Universität könnte helfen.
Während die Bundesregierung und der US-Chiphersteller Intel noch über finanzielle Förderungen für die Ansiedlung verhandeln, hat die Universität Magdeburg bereits mit einem neuen Studiengang vorgelegt.
Ab dem kommenden Wintersemester stehen bis zu 40 Studienplätze in dem neuen Studiengang "Fortgeschrittene Halbleiter- und Nanotechnologie" zur Verfügung. Darüber hinaus bietet die Universität auch wieder eine berufliche Ausbildung an: Im einzigen Reinraum an einer Hochschule in Sachsen-Anhalt.
"Wir sind die einzige Hochschule in Sachsen-Anhalt, die das aufbauen kann", sagt Professor André Strittmater. Bei der Planung des neuen Studiengangs habe es daher auch enge Absprachen mit Chip-Hersteller Intel gegeben. Das Unternehmen habe etwa Wert gelegt auf Künstliche Intelligenz und auf die Chemie-Ausbildung: "Man merkt, das kommt aus der Praxis."
Die praktische Ausbildung ist Universität und Unternehmen wichtig.
Universität Magdeburg bietet Studiengänge an, um Fachkräfte auszubilden
Das Herz des neuen Studiengangs liegt auf 110 Quadratmetern hinter einer Sicherheitsschleuse bei konstanten 21 Grad Celsius und 45 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die Luft soll dort 100.000 Mal reiner sein als in einem OP-Saal. 2016 wäre der Reinraum an der Otto-von-Guericke-Universität fast geschlossen worden. Jetzt ist die Universität froh, ihn doch behalten zu haben.
"Wir sind als Universität und mit dem Reinraum Teil des Standortkonzeptes Intel in Magdeburg", sagt Rektor Jens Strackeljan. Dies sei schon bei den ersten Gesprächen mit dem US-Unternehmen im Oktober 2021 deutlich geworden. Als die Entscheidung für Magdeburg dann gefallen sei, habe Intel auch mehrere hunderttausend Euro in die Hand genommen, um den Reinraum besser auszustatten.
Belichtungsanlagen, Rasterelektronenmikroskope, Chemikalien, Oxidation von Silizium-Wafern: "Es geht darum, den Studierenden die Grundlagen beizubringen, die sie später dann auch an Anlagen von Intel benötigen werden, wo alles hochautomatisch abläuft", sagt Studiengangleiter Strittmater.
Bis ein Wafer, die silbrigen runden Platten, aus denen die einzelnen Chips dann herausgesägt werden, hergestellt ist, könne es auch mal vier Monate dauern. Da könne viel schief gehen. "Eine Rakete in den Weltraum zu schießen ist ein Kinderspiel dagegen, einen Chip herzustellen."
Intel will 2027 Produktion in Magdeburg aufnehmen und benötigt tausende Fachkräfte
Hinzu kommt, dass es die Chips, die Intel ab 2027 in Magdeburg produzieren will, in dieser Form noch gar nicht gibt. Es gehe darum, immer kleinere und damit schnellere Strukturen zu schaffen, sagt Strittmater. Für Chips, die dann sowohl in Computern oder Handys stecken, als auch in der Medizintechnik zu finden sind.
"Die ersten Studierenden bekommen sicherlich schon während ihres Studiums die ersten Verträge von Intel", sagt der Leiter des Reinraums, Jörg Vierhaus. "Aber wir sind nicht die Intel-Ausbildung." Die Leute könnten später überall unterkommen.
Eine Studie des Zentralverbands der Elektro- und Digitalindustrie kam vor kurzem zu dem Ergebnis, dass in der Halbleiterindustrie in Deutschland jedes Jahr rund 62.000 Fachkräfte fehlten. Die Studenten könnten weltweit arbeiten, daher werde der Studiengang auch auf englisch durchgeführt. Die Universität rechnet damit, dass viele Studierende aus dem Ausland kommen werden.
Während auf dem geplanten Intel-Areal noch die archäologischen Untersuchungen laufen, geht es für die Universität also schon los. Neben dem neuen Master-Studiengang bildet die Universität seit dem Sommer auch wieder Mikrotechnologen in einer dualen Ausbildung aus. Es gebe neben Intel auch mit anderen Unternehmen Gespräche für Kooperationen.
Titelfoto: Bildmontage: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa