Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt: Polizei und Stadtverwaltung rücken in Fokus

Magdeburg - Während die Menschen in Magdeburg wenige Tage nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt weiter trauern, läuft die Aufarbeitung bereits auf Hochtouren. Dabei werfen vor allem die Maßnahmen der Polizei und Stadtverwaltung Fragen auf.

Menschen trauern vor der Johanniskirche um die Opfer des Anschlags auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Menschen trauern vor der Johanniskirche um die Opfer des Anschlags auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.  © Matthias Bein/dpa

Denn der mutmaßliche Täter Taleb A. (50), ein Arzt aus Saudi-Arabien, nutzte wohl eine Lücke in einer Flucht- und Rettungsgasse, um mit seinem Auto über den Weihnachtsmarkt zu rasen.

Insgesamt drei Minuten dauerte die Amokfahrt, fünf Menschen starben, 235 wurden verletzt. Aktuell sitzt der 50-Jährige in Untersuchungshaft.

Darüber hinaus teilte er in sozialen Netzwerken wirre Aussagen, Verschwörungstheorien und sogar auch explizite Drohungen gegen Deutschland.

Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: So lief die Todesfahrt von Taleb A. (50) ab!
Magdeburg Crime Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: So lief die Todesfahrt von Taleb A. (50) ab!

Dem Bundeskriminalamt zufolge gibt es bisher keinen Hinweis auf einen islamistisch motivierten Anschlag. Im Gegenteil: Taleb A. zeigte online eine islamfeindliche, teils rechtsextreme Einstellung.

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26. Dezember, 18.13 Uhr: Polizeiinspektion konkretisiert Details zu Tathergang und Täter

Hinsichtlich zahlreicher unterschiedlicher Berichterstattung konkretisiert die Polizeiinspektion Magdeburg Details zum Tatablauf und zur Art und Weise der polizeilich vorgenommenen Gefährderansprachen.

Eine erste Gefährderansprache soll demnach bereits am 28. September 2023 persönlich im Polizeirevier Salzlandkreis an den Beschuldigten ausgesprochen worden sein. Eine zweite Ansprache erfolgte am 4. Oktober 2024, welche persönlich an den Beschuldigten an seinem Arbeitsplatz ausgesprochen wurde.

Am 2., 4. und 5. Dezember 2023 gab es weiterer Versuche einer Gefährderansprache. Zu keinem Zeitpunkt sollen schriftliche Gefährderansprachen erfolgt sein.

26. Dezember, 11.06 Uhr: Verletzte in Uniklinik außer Lebensgefahr

Von den in der Uniklinik Magdeburg behandelten Opfern des Anschlags ist niemand mehr in Lebensgefahr.

Von den insgesamt 72 Verletzten konnte ein Großteil schon nach Hause gehen, so die Deutsche Presse-Agentur. Alle 15 Schwerverletzte konnten stabilisiert werden, darunter auch Kinder. Die häufigsten Verletzungen waren mehrfache Knochenbrüche der Arme, Beine und des Beckens.

Die zwei Menschen, die in der Uniklinik verstarben, konnten aufgrund des hohen Blutverlust nicht mehr gerettet werden.

25. Dezember, 15.56 Uhr: Fehler der Polizei und Sicherheitskonzept werden untersucht

Hat ein Polizeiauto an einer entscheidenden Stelle des Weihnachtsmarktes gefehlt? Hätte dadurch ein Anschlag erst gar nicht stattfinden können? Diese Fragen sollen jetzt geklärt werden.

"Zum Zeitpunkt des Anschlags waren Polizeifahrzeuge an den vier festgelegten Standorten um den Magdeburger Weihnachtsmarkt postiert. Nach dem jetzigen Stand der Aufarbeitung befand sich ein Polizeifahrzeug in der Parkbucht für Taxen in der Ernst-Reuter-Allee und damit nicht an dem nach der polizeilichen Einsatzkonzeption vorgesehenen Standort. Warum dies so war, ist Gegenstand der weiteren Aufarbeitung", heißt es vom Innenministerium gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Auch das Sicherheitskonzept des Veranstalters stehe nun im Fokus weiterer Ermittlungen. Hierbei vor allem, wie das Konzept im Allgemeinen, aber besonders auch die technische Absicherung des Flucht- und Rettungsweges ausgesehen habe.

25. Dezember, 13.25 Uhr: Uniklinik Magdeburg bietet psychosoziale Akuthilfe

Das Universitätsklinikum Magdeburg bietet allen Opfern, deren Angehörigen, Besuchern des Weihnachtsmarktes und Einsatzkräften Hilfe bei psychischen Belastungsreaktionen an.

"Die Spezialambulanz steht allen Betroffenen offen und umfasst ambulante Einzelgespräche sowie, bei Bedarf, tagesklinische und stationäre Behandlungsoptionen", heißt es aus der Klinik.

Grundsätzlich seien auch mehrere Tage nach einem traumatischen Erlebnis Reaktionen normal. Zum Beispiel psychische Reaktionen wie innere Unruhe, Schlafstörungen oder wiederkehrende belastende Gedanken.

Sollten sich die Symptome allerdings nicht bessern, könne professionelle Unterstützung entscheidend helfen, um die Situation besser bewältigen zu können, hieß es.

25. Dezember, 7.10 Uhr: Saskia Esken ruft zu Zusammenhalt auf

SPD-Vorsitzende Saskia Esken fordert die lückenlose Aufklärung der Tat, setzte aber zugleich ein Zeichen gegen Hass und Gewalt.

"Neben möglichen politischen Konsequenzen, die genau geprüft und mit Sorgfalt gewählt werden müssen, darf eine Botschaft nicht außer Acht gelassen werden: Was uns als Gesellschaft verbindet, ist immer größer als das Trennende", so die 63-Jährige gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

"Gerade in Zeiten der Not und der Trauer dürfen wir darauf vertrauen, dass unser "Mensch sein" und unser Zusammenhalt stärker sind als Hass und Gewalt."

SPD-Vorsitzende Saskia Esken (63) rief nach dem Anschlag in Magdeburg zum Zusammenhalt auf.
SPD-Vorsitzende Saskia Esken (63) rief nach dem Anschlag in Magdeburg zum Zusammenhalt auf.  © Jan-Philipp Strobel/dpa

24. Dezember, 19.54 Uhr: Anzeige gegen Polizei und Stadtverwaltung eingereicht

Hätte der schreckliche Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit einfachen Mitteln verhindert werden können? Das Fehlerhafte beziehungsweise nicht korrekt umgesetzte Sicherheitskonzept könnte Folgen haben.

Wie Bild berichtet, ist bei der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg Anzeige gegen die Polizei und die Stadtverwaltung eingereicht worden. Der Vorwurf lautet demnach auf "Beihilfe zum Mord in fünf Fällen und Beihilfe zur Körperverletzung in mindestens 200 Fällen". Erstattet wurde die Anzeige laut dem Bericht der Zeitung vom Kriminalistischen Institut Jena e.V.

Der Vereinsvorsitzende Dieter Siegel bestätigte das am Abend auch gegenüber der Volksstimme. Die Behörden hätten "keine technischen Absperrungen" veranlasst, organisiert beziehungsweise vorgenommen.

Hintergrund: Die rund fünf Meter große Lücke, die der Täter ausgenutzt hatte, um mit seinem Auto über den Weihnachtsmarkt zu fahren, hätte nicht existieren dürfen. Ein Fahrzeug der Polizei hätte diese schließen müssen. Das war jedoch nicht der Fall.

Trauer und Anteilnahme sind gigantisch, die Frage nach den Verantwortlichen rückt in den Vordergrund.
Trauer und Anteilnahme sind gigantisch, die Frage nach den Verantwortlichen rückt in den Vordergrund.  © Matthias Bein/dpa

24. Dezember, 13.54 Uhr: Theater Magdeburg veranstaltet Gedenkkonzert

Das traditionelle Weihnachtskonzert am 26. Dezember wird in diesem Jahr zu einem Gedenkkonzert für den Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt umfunktioniert. Zu Beginn des Konzerts um 11 Uhr soll eine Schweigeminute eingelegt werden.

200 kostenfreie Karten sollen an Betroffene, Angehörige der Opfer, Rettungskräfte und Ersthelfer ausgegeben werden - diese stehen ab sofort an der Theaterkasse bereit.

24. Dezember, 8.08 Uhr: Taleb A. im rechtsextremen Spektrum eingeordnet

Der Thüringer Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer (56) hat den Täter des Magdeburger Anschlags im rechtsextremen Spektrum verordnet.

"Selbst wenn sich eine psychische Störung herausstellen sollte, lässt sich an den Beiträgen des mutmaßlichen Täters im Internet eine gewachsene Radikalisierung mit Extremismusbezügen nach rechts in den letzten Jahren feststellen", sagte Kramer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Kramer erklärte außerdem, es sei "widerwärtig, aber nicht überraschend", dass sich während der Trauerfeier im Magdeburger Dom Hunderte von Rechtsextremisten versammelt hatten. Sie seien "mitverantwortlich, wenn man sich die Radikalisierung des Täters" ansieht.

Der Thüringer Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer (56) hat Taleb A. im rechtsextremen Spektrum einsortiert.
Der Thüringer Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer (56) hat Taleb A. im rechtsextremen Spektrum einsortiert.  © Martin Schutt/dpa

23. Dezember, 20.15 Uhr: Taleb A. war der Polizei mehrfach aufgefallen

Bei der Sondersitzung des Ältestenrates des Landtags am heutigen Montag wurde darüber diskutiert, dass Taleb A. polizeibekannt war.

Im September 2023 und Oktober 2024 habe die Polizei sogenannte Gefährderansprachen durchgeführt. Deren Hintergründe sind noch unbekannt, können jedoch mit Drohungen gegenüber dem ehemaligen Rechtsanwalt von Taleb A. zu tun haben.

Auch nach einem Droh-Post auf X im Dezember 2023 sei ermittelt worden. Da die Polizei ihn aber nicht antreffen konnte, wurde das Verfahren eingestellt.

23. Dezember, 20.07 Uhr: Taleb A. rechnete damit, beim Anschlag zu sterben

Informationen vom Spiegel zufolge haben Ermittler das Testament von Taleb A. in dem Mietwagen gefunden, mit dem der Anschlag begangen wurde.

Zuvor hatte er in seinen sozialen Medien verkündet, dass er damit rechne, in diesem Jahr zu sterben. Sein gesamtes Vermögen hätte laut Testament an das Deutsche Rote Kreuz gehen sollen. Das Auto hatte er schon eine Woche vor der Tat angemietet.

Titelfoto: Matthias Bein/dpa

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