Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt: Ermittlungen laufen "auf Hochtouren"!

Magdeburg - Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit fünf Toten sowie 200 Verletzten muss der 50-jährige Tatverdächtige in U-Haft. Derweil wird noch immer nach dem Motiv des mutmaßlichen Täters gesucht.

Nach der Tat: Weihnachtsmarktbuden auf dem geschlossenen Magdeburger Weihnachtsmarkt.  © Jan Woitas/dpa

Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens am gestrigen Samstag mitteilte, könne ein möglicher Auslöser der Tat eine Unzufriedenheit mit dem Umgang mit saudi-arabischen Flüchtlingen gewesen sein. Behörden bewerten den Vorfall als Anschlag - ob es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe, sei noch unklar.

In sozialen Medien teilte der Tatverdächtige teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden. Er hielt ihnen unter anderem vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen.

Ein BMW raste am Freitagabend, kurz nach 19 Uhr, in eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Der Verdächtige der Todesfahrt ist ein als Islam-Kritiker bekannter Arzt aus Bernburg. Er stammt aus Saudi-Arabien und lebt seit 2006 in Deutschland.

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22. Dezember, 21.06 Uhr: Faeser fordert schärfere Gesetze für Sicherheit

"Klar ist, dass wir alles tun müssen, um die Menschen in Deutschland vor solchen entsetzlichen Gewalttaten zu schützen. Dafür brauchen unsere Sicherheitsbehörden alle notwendigen Befugnisse und mehr Personal", erklärte Innenministerin Nancy Faeser (54, SPD) gegenüber dem Spiegel.

Damit meinte die Bundesinnenministerin unter anderem das neue Bundespolizeigesetz und die Einführung von biometrischer Überwachung. "All diese Gesetzentwürfe von uns könnten sofort beschlossen werden, wenn Union und FDP sich dem nicht verweigern", so Faeser.

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22. Dezember, 18.13 Uhr: Bamf leitete Hinweisgeber an Polizei weiter

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat eine Person, die bereits vor einem Jahr Hinweise zu dem Attentäter von Magdeburg geliefert haben soll, nach eigenen Angaben damals an die Polizei verwiesen.

"Der hinweisgebenden Person wurde ein direkter Link zu der entsprechenden Polizeibehörde, deren Auftritt auch in englischer Sprache verfügbar ist und wo die jeweiligen Anliegen mitgeteilt werden können, zur Verfügung gestellt", teilte das Bamf gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Sonntag mit.

22. Dezember, 17.47 Uhr: Polizeieinsatz im Maritim Hotel

Im Magdeburger Maritim Hotel, wo sich auch Attentäter Taleb A. aufgehalten haben soll, kam es am Sonntagnachmittag zu einem größeren Polizeieinsatz.

Ein Sprecher der Polizeiinspektion Magdeburg erklärte gegenüber TAG24, dass die Durchsuchungsmaßnahmen nicht im Zusammenhang mit dem Anschlag stehen. Grund für den Einsatz war der Polizei zufolge ein "Verdacht auf eine randalierende Person".

22. Dezember, 17.24 Uhr: Sperrung des Weihnachtsmarkt-Geländes aufgehoben

Am Sonntag wurde die Sperrung des Magdeburger Weihnachtsmarkts aufgehoben.

Zwei Tage nach dem tödlichen Anschlag konnten Bürger den Ort des Schreckens wieder passieren. Während die Stände nicht mehr öffnen werden, kamen viele Menschen vorbei, um sich selbst ein Bild zu machen.

Bürger laufen am Sonntag zwischen den geschlossenen Buden des Magdeburger Weihnachtsmarkts.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

22. Dezember, 17.16 Uhr: Polizeigewerkschaft kritisiert Behördenaustausch

"Wir sprechen zu wenig bei den Behörden untereinander. Der Datenaustausch ist nicht automatisiert", erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, gegenüber dem TV-Sender "Phoenix".

Obwohl der saudische Attentäter bereits im Visier der Behörden gewesen ist, frage sich Kopelke, warum vor dem Anschlag nicht mehr unternommen wurde. Seiner Meinung nach würde der Datenschutz verhindern, dass "viel mehr Informationen" fließen.

22. Dezember, 17.01 Uhr: "Nicht die Zeit für Polarisierung"

Der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt (DGB) und das Magdeburger Bündnis "Miteinander e.V." haben sich besorgt über die Reaktionen nach dem Anschlag gezeigt.

"Wir sind besorgt über Schuldzuweisungen. Wir sind besorgt über die Dämonisierung und Bedrohung von Menschen migrantischer Herkunft", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung am Sonntag. Zwei Tage nach dem tödlichen Anschlag sei jetzt die "Zeit für Trauer" und "innere Einkehr" und "nicht für Polarisierung oder gar politische Indienstnahme".

22. Dezember, 16.51 Uhr: Ermittlungen laufen "auf Hochtouren"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (54, SPD) hat am Sonntagnachmittag erklärt, dass die Ermittlungen zum Anschlag auf "Hochtouren" laufen.

Folgende drei Punkte haben laut Faeser dabei höchste Priorität: "Alle Hintergründe müssen genaustens ermittelt werden. Die Menschen, die schwerste Verletzungen erlitten haben, müssen weiterhin versorgt und Leben gerettet werden. Und wir müssen für die vielen Betroffenen, ihre Familien und die Ersthelfer und Einsatzkräfte da sein, die diese entsetzliche Tat erleben mussten."

Während die Ermittler auf Bundes- und Landesebene "jeden Stein" umdrehen würden, verwies die Innenministerin auf den Täter, der in "kein bisheriges Raster" passen würde: "Dieser Täter hat unfassbar grausam und brutal gehandelt - in der Begehungsweise wie ein islamistischer Terrorist, obwohl er ideologisch offenbar ein Islamfeind war."

Innenministerin Nancy Faeser (54, SPD) machte sich am Samstag selbst ein Bild von der Lage am Ort des grausamen Anschlags.  © Jan Woitas/dpa

22. Dezember, 16.41 Uhr: Habeck befürchtet Zunahme von Misstrauen gegen Muslime

Kanzlerkandidat Robert Habeck (55, Grüne) hat in einer emotionalen Videobotschaft davor gewarnt, nach dem grausamen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt voreilige Schlüsse zu ziehen.

Mit angekratzter Stimme erklärte Habeck, dass die Todes-Fahrt über den Domplatz drei Minuten dauerte, der Schmerz bleibe aber "für immer". Trotz dieser schlimmen Ereignisse seien viele Hintergründe der Tat noch ungewiss. Der Grünen-Politiker befürchte deshalb eine Zunahme von Misstrauen gegen über Muslimen und rief dazu auf, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und den "Propagandisten" in den sozialen Medien nicht zu glauben.

"Die Lüge ist schneller als die Wahrheit", so Habeck.

22. Dezember, 15.23 Uhr: Ereignisse sorgen möglicherweise für Sondersitzungen im Bundestag

Wie "Bild" erfahren haben soll, könnte es am 30. Dezember Sondersitzungen des für die Geheimdienste zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremiums und des Innenausschusses geben.

Derzeit sollen Vorbereitungen laufen, hieß es. Gegenüber der "Bild" und "Rheinischen Post" sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese (41), dass die Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, des Bundesamtes für Verfassungsschutz und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) vorgeladen werden sollen.

Auch Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (54, CDU) solle dazukommen.

22. Dezember, 13.08 Uhr: Herkunft der Opfer bekannt

Zwei Tage nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist die Herkunft aller fünf Todesopfer bekanntgegeben worden.

Bei den vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren handele es sich um Personen aus dem Großraum Magdeburg. Lediglich der neun Jahre alte Junge stamme aus Niedersachsen, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

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