Verdacht auf Wahlbetrug: AfD-Mitglied von Recherche-Team in die Mangel genommen
Möser/Magdeburg - AfD-Mitglied Maximilian Tischer (34) steht auf dem Wahlzettel für den Gemeinderat in Möser (Landkreis Jerichower Land). Doch eine Recherche des MDR deckte auf, dass er womöglich dafür nicht berechtigt sei.
Kandidaten, die in den Gemeinderat gewählt werden möchten, müssen unter anderem mindestens 18 Jahre alt sein und ihren Lebensmittelpunkt in der Gemeinde haben, für die sie sich politisch engagieren wollen.
Letztere Bedingung ließ bei einem Recherche-Team des MDR Zweifel aufkommen und es versuchte, den AfD-Kandidaten Maximilian Tischer zu kontaktieren.
Rund 8500 Menschen leben in dem Ort Möser direkt neben Magdeburg. Bei Umfragen der Reporter kannten die Anwohner weder das Gesicht des AfD-Kandidaten noch seinen Namen. Selbst direkte Nachbarn hätten ihn noch nie gesehen.
Laut Auskunft des Einwohnermeldeamtes habe Tischer seinen Wohnsitz erst im März dieses Jahres in den Möser Ortsteil Hohenwarthe angemeldet. Zumindest theoretisch ist er damit beim Antreten in der Gemeinderatswahl berechtigt.
Vor Ort an seiner Meldeadresse stellten die Journalisten fest, dass nur ein Briefkasten seinen Namen trägt. Eine Türklingel Tischers gebe es nicht.
"Sollte er dort wirklich nicht wohnen, handelt es sich um einen sogenannten Scheinwohnsitz", sagte Kommunalrechtsprofessor Oliver Junk von der Hochschule Harz in dem Medienbericht.
Wo lebt Maximilian Tischer wirklich?
Laut den Recherchen könnte Tischer seinen Lebensmittelpunkt in Berlin haben. Dort betreibe er auch eine Immobilienfirma. Auf der Unternehmenswebseite wurde sein Name als Geschäftsführer angegeben. Kurz nach einer Anfrage des Recherche-Teams wurde diese allerdings deaktiviert.
Die Anfragen der Reporter ließ er durch einen Anwalt beantworten, der jedoch nicht auf die konkreten Fragen einging.
Sollte der AfD-Kandidat tatsächlich woanders wohnen, wäre dies ein Verstoß gegen das Bundesmeldegesetz. Ein weiteres pikantes Detail ist, dass ein AfD-Mitkandidat für die Gemeindewahl in Möser laut eigenen Angaben Tischers Vermieter sei.
Maximilian Tischer ist kein Unbekannter. Bereits 2017 wurde gegen den ehemaligen Oberleutnant der Bundeswehr ermittelt. Damals soll er seinem Schwager, Oberleutnant Franco A., bei der Planung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat geholfen haben.
Sein Schwager wurde wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Verfahren gegen Tischer wurden eingestellt.
Titelfoto: https://www.instagram.com/p/C7j24i4i9fT/