Selbst von der Stasi beobachtet worden: Sorgt dieser Mann bald für SED-Aufarbeitung?
Magdeburg - Die Geschichte der DDR und des Unrechts in der SED-Diktatur soll weiter aufgearbeitet werden. In Sachsen-Anhalt könnte diese Aufgabe federführend bald Johannes Beleites (57) übernehmen. Wer ist der Mann?
Es könnte der Sprung zurück in seine Heimat Sachsen-Anhalt werden: Der gebürtige Hallenser Johannes Beleites soll neuer Beauftragter des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur werden.
CDU, SPD, FDP und Linke im Landtag kündigten am Dienstag ihre Unterstützung bei der Wahl am Mittwoch im Landtag an. Auch aus den Reihen der Grünen und der AfD könnte es Stimmen für ihn geben.
Beleites (Jahrgang 1967) ist als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Trebnitz (Burgenlandkreis) aufgewachsen und hat sich als Jugendlicher in der kirchlichen Friedens- und Umweltbewegung engagiert.
Er sei damit erstmals in Konflikt mit dem SED-Staat geraten und ab 1982 schließlich durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beobachtet worden, sagt Beleites.
Nach der Lehre als Elektromonteur im Braunkohlekombinat Deuben zog er nach Leipzig und legte dort 1989 sein Abitur an der Volkshochschule ab.
Anschließend habe die Stasi ihm die Zulassung zum Jurastudium verweigert, so Beleites.
Schwerpunkt auf Thema Rente und politische Bildung
Ende der 1980er Jahre knüpfte er Kontakt zu oppositionellen Gruppen und fotografierte Leipziger Montagsdemonstrationen. Seine Bilder seien damals in den ARD-Tagesthemen gezeigt worden, erinnert sich Beleites.
1990 hat er im Leipziger Bürgerkomitee zur Stasi-Auflösung und im Sonderausschuss der DDR-Volkskammer zur Kontrolle der Auflösung des MfS mitgearbeitet.
Beruflich hat sich Johannes Beleites immer wieder mit der DDR-Geschichte befasst - unter anderem im Rahmen von Forschungsprojekten und der politischen Bildung.
Von 2009 bis 2014 war er Studienleiter für politische Jugendbildung an der Evangelischen Akademie Thüringen in Neudietendorf. Aktuell ist er selbstständig als Projektentwickler, Publizist, Imker und Betreiber einer kleinen Hofmosterei in Großkochberg in Thüringen.
"Die Aufarbeitung der SED ist weiterhin wichtig", sagt Beleites. Unter anderem werde das Thema Rente von Menschen, denen in der DDR Unrecht widerfahren sei, von zentraler Bedeutung sein.
Auch auf die politische Bildung will Beleites einen Schwerpunkt legen.
Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa