Rechtsruck: Extremismusforscher ordnet die Wahlergebnisse im Osten ein

Magdeburg - Die AfD hat bei den Wahlen im Osten Erfolge erzielt. Der Soziologe Matthias Quent (38) ordnet die Ergebnisse ein.

Matthias Quent (38) ist Professor der Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Matthias Quent (38) ist Professor der Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal.  © Wolfgang Kumm/dpa

Der Soziologe und Extremismusforscher Matthias Quent (38) sieht in den Ergebnissen bei der Europa- und den Kommunalwahlen im Osten einen Fingerzeig für die anstehenden Landtagswahlen.

Es sei von ähnlichen Ergebnissen bei den Abstimmungen im September in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auszugehen, sagte Quent der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. "Aber das bedeutet nicht, dass es nicht noch Handlungsspielräume gibt."

"Es gibt jetzt keinen Grund für Ohnmacht." Bei den Landtagswahlen werde auch der Amtsinhaberbonus eine Rolle spielen.

Sie sollen Schülern Deutsch vermitteln: Zu wenig geeignete Bewerber auf Sprachlehrstellen
Magdeburg Politik Sie sollen Schülern Deutsch vermitteln: Zu wenig geeignete Bewerber auf Sprachlehrstellen

Die AfD habe dennoch viele "Geländegewinne" im Osten erzielt und ihre kommunale Verankerung gestärkt, so Quent. Wenn die AfD stärkste Fraktion sei, könne man noch weniger an ihr vorbei Politik betreiben.

"Das ist ja auch die Strategie, sich über die kommunalen Parlamente so zu normalisieren, dass dann in nächster Instanz auf der Länderebene eben auch eine Zusammenarbeit in greifbarere Nähe rückt."

Rechtsruck: So erklärt sich Quent den Zuwachs im Osten

Sowohl bei den Kommunalwahlen, als auch der Europawahl, hatte die AfD im Osten die Nase weit vorn. (Symbolbild)
Sowohl bei den Kommunalwahlen, als auch der Europawahl, hatte die AfD im Osten die Nase weit vorn. (Symbolbild)  © Patrick Pleul/dpa

Insgesamt sei dies "ein großer Schritt nach rechts für die Kommunen". Die AfD hat im Osten nicht nur bei der Europawahl gewonnen, sondern lag auch in vielen Kommunen auf Platz eins.

Man müsse zudem zur Kenntnis nehmen, dass eine Form von Dämonisierung der AfD "ganz offensichtlich bei Bürgerinnen und Bürgern eher für Dissonanzen sorgt" oder zumindest dazu führe, dass die Rechtspopulisten ihr Potenzial "ausmobilisieren" könnten, erläuterte Quent.

Allerdings müsse es eben auch darum gehen, die Werte der Landesverfassungen und des Grundgesetzes zu verteidigen. "Das ist eine äußerst schwierige Situation."

Nach Streit um Kinder- und Jugendschutz: Entscheidung über Verband ist gefallen!
Magdeburg Politik Nach Streit um Kinder- und Jugendschutz: Entscheidung über Verband ist gefallen!

Quent betonte, es gebe unter den AfD-Wählern einen harten Kern rechtsextrem eingestellter Personen. "Die wird man auch durch gute Politik nicht erreichen." Viele Arbeiter und Angestellte fühlten sich nicht repräsentiert von den anderen Parteien und machten deshalb ihre Kreuze bei der AfD, so Quent.

Erfolgreich war bei den Wahlen auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das im Osten teilweise Werte um die 15 Prozent holte. Der Magdeburger Soziologe sieht darin "einen großen Rückenwind" für das BSW bei den anstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland.

Titelfoto: Wolfgang Kumm/dpa

Mehr zum Thema Magdeburg Politik: