Noch mehr Waffen aus dem LKA verschwunden: Jetzt fehlen auch noch Granatwerfer
Von Dörthe Hein
Magdeburg - Aus der Vergleichswaffensammlung des Landeskriminalamts Sachsen-Anhalt sind mehr Waffen verschwunden als bekannt - unter anderem drei Granatwerfer.

Im LKA fehlten mindestens 52 Waffen beziehungsweise gefährliche Gegenstände, darunter auch acht scharfe Waffen, teilte der Landesrechnungshof in Magdeburg mit.
Bei den gefährlichen Gegenständen handele es sich vor allem um Hieb- und Stichwaffen.
Die Prüfer ermittelten, dass 40 der fehlenden Waffen an die Fachhochschule Polizei in Aschersleben verliehen waren und dort verschwunden sind. Zwölf Waffen kamen im LKA direkt abhanden.
"Niemand kann sagen, wohin die verschwunden sind", sagte Rechnungshof-Präsident Kay Barthel.
Die Vergleichswaffensammlung des LKA, zu der etwa 5000 Schusswaffen gehören, wird für die Kriminaltechnik und zu Ausbildungszwecken genutzt.
Im vergangenen Jahr war bereits bekannt geworden, dass für viele Waffen und Munition keine erforderlichen Genehmigungen oder Verfügungen vorlagen.
Waffen sollten eigentlich vernichtet werden

Außerdem sind unerlaubterweise Hunderte Waffen aus der Vergleichswaffensammlung an andere Behörden - teils aus anderen Bundesländern - ausgeliehen worden, so der Rechnungshof.
Das sei nachvollziehbar zu Lehr- und Anschauungszwecken geschehen, aber grundsätzlich nicht vorgesehen.
Konkret seien 413 Stück verliehen, weitere 203 Waffen ganz an andere Behörden übertragen worden. "Unseres Erachtens war beides rechtswidrig, da die Waffen vernichtet werden sollten", erklärte der Landesrechnungshof.
Auch den Umgang mit Munition beanstandet der Rechnungshof. LKA-Mitarbeiter hätten bei Waffenübernahmen auch Patronen aus Schüttgutbehältern mitgenommen. "Diese wurden aber weder gezählt noch in Übergabeprotokollen vermerkt."
Schon im Dezember informierten die Prüfer über erhebliche Organisations- und Strukturmängel bei der Waffensammlung.
Obwohl die Bestände mindestens alle zwei Jahre hätten geprüft werden müssen, seien im untersuchten Zeitraum von sechs Jahren keine Geschäftsprüfungen erfolgt.
Vor über einem Jahr hatte der Landesrechnungshof erstmals Mängel in der Asservatenverwaltung der Polizei öffentlich gemacht.
Die Prüfer waren in Polizeidienststellen auf überfüllte Waffenschränke mit unsortierten Waffen samt Munition, falsche Aktenzeichen und Zuordnungen gestoßen. Beweismittel waren nicht richtig verwahrt.
Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa