Magdeburg-OB Simone Borris verrät ihren Lieblingsort: "Wenn ich das sage, gibt’s wieder Ärger"
Magdeburg - Seit einigen Monaten ist die parteilose Simone Borris (60) Oberbürgermeisterin von Magdeburg. In einem ersten ausführlichen Gespräch mit TAG24 gab sie nun Einblicke in ihre Arbeit, ihre Liebe zur Stadt und warum sie ihren Facebook-Account noch selbst betreibt.
Wenn man Simone Borris nach ihren Lieblingsorten in Magdeburg befragt, fangen die Augen an zu leuchten. Scherzhaft beginnt sie ihre Antwort mit dem Satz: "Wenn ich jetzt wieder FCM-Stadion sage, dann gibt’s wieder Ärger." Zweifelsohne ist es beim FCM schön, der nach Meinung der 60-Jährigen übrigens ganz sicher die Klasse halten wird. Doch nennt Borris natürlich noch eine Menge andere Highlights ihrer Heimatstadt.
"Natürlich ist es ein absolutes Highlight, dass unser Tunnel bald eröffnet wird. Die Pylonenbrücke wird unsere ganz persönliche 'Golden Gate Bridge'." Magdeburg "ist einfach eine unglaublich schöne Stadt, die viel zu bieten hat. Aber das absolute Highlight ist für mich natürlich der Dom".
Apropos Tunnel: Diese Never-ending-Story soll demnächst wirklich ihr glückliches Ende finden. Am 31. März wartet auf die Bürger die letzte Chance, diesen fußläufig zu durchqueren. "Das wird bestimmt ein Highlight und nicht von anderen Ereignissen überschattet. Und ab 1. April, kein Aprilscherz, fahren dann hoffentlich die Autos", so Borris.
Angesprochen auf die quälenden Jahre zuvor, verweist sie auf ihren Amtsvorgänger Lutz Trümper (67, SPD), "Ich habe bisher nur wenig mit der Tunnelbaustelle zu tun gehabt" - und ergänzt:
"Natürlich hätten sich alle gewünscht, dass es schneller geht. [...] Fest steht: Ab dem Zeitpunkt, als man ein Team und nicht nur ein paar Personen aus dem Baudezernat eingesetzt hat, die das zusätzlich gemacht haben, ist die Tunnelbaustelle auf einem guten Weg gewesen."
Interview mit der Magdeburger OB Borris: Auch bei Hyparschale und Stadthalle geht es voran
Der Tunnel ist natürlich bei weitem nicht die einzige prominente Baustelle in der Stadt. Vielen von Euch werden sicher auch sofort Hyparschale und Stadthalle einfallen. Wie ist da eigentlich der aktuelle Stand, Frau Borris?
"Bei der Hyparschale kann man jetzt schon ungefähr erahnen, wie schön es mal aussehen wird. Hier sind wir jetzt bei der Frage der Vertragsgestaltung dem Nutzungskonzept."
Darüber hinaus gehe es auch beim Außengelände und dem Albin-Müller-Turm voran, "beziehungsweise ist man noch in der politischen Diskussion". "Das soll das ganze Ensemble dann mal abrunden." Im nächsten Schritt werde dann auch geschaut, "welche Veranstaltungen man da hineinbringt und wen man mit diesen schönen Gebäuden anlockt", so Borris weiter.
Und bei der Stadthalle? "Die Stadthalle wiederum sieht aus wie ein hohler Vogel. Sie ist ein bisschen hinter dem Zeitplan, weil man bei so einem alten Objekt natürlich viele Sachen entdeckt."
Doch egal, ob offene Baustellen bei Tunnel, Brücke, Hyparschale oder Stadthalle - die Landeshauptstadt ist für Borris der Place to be. Auf die Frage, was sie schöner als Dauerrivale Halle macht, antwortet sie:
"Soll ich mal ehrlich sein? Ich war schon ewige Zeiten nicht mehr in Halle. Ich kann das gar nicht beurteilen, ob Halle schön ist, oder nicht. Aber, pff: Für mich ist Magdeburg die schönste Stadt, alles andere wäre an dieser Stelle falsch!"
Können Sie sich noch frei in der Stadt bewegen, Frau Borris?
Themenwechsel: 32 Jahre lang war Simone Borris in eben jener Stadt im Sozialbereich tätig, die sie als für sich Schönste überhaupt bezeichnet. Seit Mai 2022 ist sie nun deren Bürgermeisterin. Was hat sich seitdem für sie verändert?
"Die Stadt hat eine ganze Menge zu bieten, was ich so vorher noch nicht kannte. Vielen Dingen habe ich mich ein erstes Mal stellen müssen, aber ich fühle mich wohl und habe Spaß an meiner Arbeit", so das erste positive Fazit.
Doch kann sich die 60-Jährige noch so frei durch die Straßen Magdeburgs bewegen, wie zuvor? "Mhh, ich muss mich benehmen. (Lacht) Ich werde schon angesprochen, aber ich will das auch so. Das gibt einem auch ein gewisses Feedback." Das ist zumeist positiv, obwohl Simone Borris durchaus bewusst ist, dass es auch einmal anders kommen könnte.
"Mein Vorgänger kann sicher Geschichten erzählen, schließlich hatte er auch mal Polizeischutz gehabt. Ich sage ja auch nicht, dass es in den nächsten 6,5 Jahren nicht auch Situationen gibt, in denen ich angefeindet werde."
Bislang wurde Borris es noch nicht. Ganz im Gegenteil: "Die Tage war ich auf dem Alten Markt und kam mit einer älteren Dame ins Gespräch, die mit sieben Jahren den Bombenangriff auf die Stadt erlebt hat. Später bekam ich auf dem Facebook-Messenger eine Nachricht von der Tochter, die sich dafür bedankt hat, dass ich mich mit ihrer Mutter so nett unterhalten habe."
Um ihre Social-Media-Auftritte kümmert sich Borris übrigens noch selber. "Ein Team nur dafür, das kann ich mir gar nicht leisten. Ich lese die Nachrichten persönlich und versuche sie auch alle zu beantworten", lacht sie. "Übergangsweise habe ich einen externen Social-Media-Spezialisten beauftragt. Meine Leute müssen meinen Stil erst besser kennenlernen. Sprich: Wenn man nicht selber antwortet, braucht es jemanden, der auch für einen sprechen kann."
Am morgigen Freitag lest Ihr hier auf TAG24, wie Simone Borris wieder Leben in die Innenstadt bekommen will. Am Samstag geht es dann um den Hassel und wie man den Problemen dort Herr werden könnte.
Titelfoto: Max Patzig