"Irrweg der Moderne": AfD in der Kritik nach Bauhaus-Vorstoß
Magdeburg/Dessau - Im nächsten Jahr wird ein Jubiläum zu 100 Jahre Bauhaus gefeiert. Die AfD in Sachsen-Anhalt warnt vor einer "Glorifizierung" der Kunst- und Architekturschule und wird dafür heftig kritisiert.
Die sachsen-anhaltische AfD-Landtagsfraktion sieht das Bauhaus als "Irrweg der Moderne" und hält an ihrer Forderung nach einer kritischen Auseinandersetzung fest.
Die Geschichte um das Bauhaus sei insgesamt zu wenig kritisch aufgearbeitet, sagte Fraktionsvize Hans-Thomas Tillschneider (46) der Deutschen Presse-Agentur.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (69) äußerte sich empört. "Damit zeigt die AfD, welchen Geistes Kind sie ist", sagte die Grünen-Politikerin der "Süddeutschen Zeitung".
Das Bauhaus mit den Standorten Berlin, Dessau und Weimar gilt als wichtige Schule für Kunst, Design und Architektur im 20. Jahrhundert.
Im Landtag von Sachsen-Anhalt fordert die AfD eine "kritische Auseinandersetzung" mit dem Bauhaus, ein entsprechender Antrag soll am Freitag beraten werden.
Roth: Alarmierend und inakzeptabel
"Hier zeigt die AfD die Fratze des Nationalsozialismus", hatte FDP-Fraktionschef Andreas Silbersack (56) dazu gesagt. Als "Irrweg der Moderne" habe man das Bauhaus 1933 wahrgenommen.
Roth als Beauftragte der Bundesregierung für Kultur sagte der "Süddeutschen Zeitung", "dass jetzt die AfD mit erschreckend ähnlichen Argumenten und Formulierungen wie einst die NSDAP versucht, gegen das Erbe des Bauhaus heute vorzugehen, ist in höchstem Maße alarmierend und absolut inakzeptabel".
Das Bauhaus war 1919 in Weimar gegründet worden.Aufgrund der politischen Verhältnisse zog die Einrichtung 1925 nach Dessau um.
Hier erlebte die Kunst- und Architekturschule für wenige Jahre ihre Blütezeit. 1932 wechselte das Bauhaus von Dessau nach Berlin. Dort wurde es 1933 von den Nazis geschlossen.
"Das ist billig", sagte Tillschneider. Es gehe der AfD nicht darum, Gelder zu kürzen, man wolle die Stiftung erhalten. Die "Ideologie um das Bauhaus herum" aber wolle man kritisch beleuchten.
Stiftung will sich mit Geschichte auseinandersetzen
Im Antrag heißt es, eine "einseitige Glorifizierung des Bauhaus-Erbes" zum Jubiläum solle verhindert werden. "Die internationale Verbreitung des Bauhaus-Stils führte zu einer Art globalem 'Einheitsbrei'", so die These der AfD.
Die Stiftung Bauhaus Dessau teilte mit, man thematisiere die Aufbrüche, aber auch die Verwerfungen, die mit den Materialinnovationen zu Beginn der 1920er Jahre verbunden gewesen seien.
Zum Jubiläum werde es eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung geben, so Direktorin Barbara Steiner (60).
Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa