Brennpunkt Hasselbachplatz: OB Borris verrät Pläne zur Entschärfung
Magdeburg - Kein anderer Brennpunkt in Magdeburg ist in der Vergangenheit so oft zum Thema geworden wie der Hasselbachplatz. Oberbürgermeisterin Simone Borris (60, parteilos) spricht im dritten Teil unseres TAG24-Interviews über Probleme und Pläne des Kriminalität-Hotspots.
Diese Bilder haben viele Magdeburger noch in Erinnerung: randalierende Fußballfans, Großaufgebote der Polizei und schwere Wasserwerfer. Beim Aufstieg des 1. FC Magdeburgs im April des vergangenen Jahres arteten die Feierlichkeiten wie zuletzt 2018 wieder aus.
Auch zum Jahreswechsel schaffte es der Hassel erneut in die Schlagzeilen: Mehrere Personen haben in der Silvesternacht mit Feuerwerkskörpern auf andere Menschen gezielt.
Und auch sonst gilt der Platz als Zentrum für Straßenkriminalität und ist Konfliktgebiet verschiedener Personengruppen. Im Jahr 2019 fielen sogar Schüsse in einer Shisha-Bar.
Um dem entgegenzuwirken, hat die Stadt vor zwei Jahren eine "Hasselmanagerin" eingestellt. Dank ihr gab es bereits Veranstaltungen, die sonst unüblicheres Publikum anlockten.
"Ziel ist es, den Hassel mit anderem Publikum zu beleben. Meiner Meinung nach gibt es nur eine Chance auf Besserung, wenn wir das Publikum, das wir dort nicht haben wollen, durch anderes Publikum verdrängen", sagte Borris.
Doch nur Veranstaltungen allein können das Ziel nicht erfüllen. Die Stadt erhofft sich deshalb auch Bemühungen von Vermietern und Geschäftsleuten.
Magdeburger Hasselbachplatz: Verschiedene Angebote sollen unterschiedliche Zielgruppen anziehen
Laut Borris fehle es am Hasselbachplatz vor allem an Angeboten, die auch andere Personengruppen ansprechen und anlocken. "Weiter muss man an die Vermieter herantreten", meint die Bürgermeisterin. "Die vermieten an Spätshops usw. - und es ist ja eines der Kernprobleme, dass dort in Größenordnungen Vermietungen stattfinden, die auch eine gewisse Klientel mit anziehen."
Um den Anstieg der Kriminalität zu bekämpfen, sei die Doppelbestreifung durch Polizei und Ordnungsamt vorangebracht worden. Die Personalsituation bringe das weitere Vorhaben aber an seine Grenzen.
Borris weiter: "Es ist eine absolut schwierige Gemengelage, aber ich glaube, sie haben in jeder Stadt diese Points, wo die Situation so ist. Der Hasselbachplatz ist eine schöne Partyinstitution."
Von Party kann allerdings für das dortige Gastgewerbe nicht die Rede sein. Viele Gastronomiebetreiber mussten ihre Lokalitäten und Geschäfte schließen.
Dies habe laut Borris aber weniger mit der Kriminalität, sondern eher mit der Corona-Pandemie und den zuletzt gestiegenen Betriebskosten zu tun.
Vor allem Ältere sagen: "Ich fühle mich da nicht mehr sicher"
Der Fokus, anderes Publikum zum Hasselbachplatz zu locken, liege auf alle Altersgruppen. Allerdings kommen die meisten Vorbehalte von den Älteren.
"Die Hasselmanagerin macht ja Veranstaltungsformate für Jedermann. Aber es sind oft im Prinzip die Älteren, die sagen, ich fühle mich da nicht mehr sicher, ich gehe da nicht mehr hin."
Vorbehalte gibt es auch im privaten Umfeld der Bürgermeisterin, wie sie selbst verrät - zum Beispiel vom eigenen Ehemann: "Ach Hasselbachplatz, och ne, da möchte ich nicht hin."
Doch Simone Borris konnte ihn bei einem neuen Besuch überzeugen und seine Meinung ändern: "Na, geht ja doch!"
Die Situation am Hasselbachplatz scheint sich langsam zu wandeln. Bis man wieder positive Eigenschaften mit dem Ort verbindet, müssen allerdings noch einige Veranstaltungen sowie politische Entscheidungen getroffen werden und ihre Wirkung entfalten.
Titelfoto: Bildmontage: Tom Wunderlich/dpa-Zentralbild/dpa, Max Patzig