Zwischen Gewalt und bunter Vielfalt: Das ist alles auf dem CSD in Magdeburg passiert

Magdeburg - Rund 2600 Menschen sind am gestrigen Samstag bei der Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) für queere Rechte in Magdeburg mitgelaufen. Ein Rückblick.

Eine der größten Forderungen in diesem Jahr ist, das Grundgesetz anzupassen, um Diskriminierung aufgrund von sexueller oder geschlechtlicher Identität zu verbieten.
Eine der größten Forderungen in diesem Jahr ist, das Grundgesetz anzupassen, um Diskriminierung aufgrund von sexueller oder geschlechtlicher Identität zu verbieten.  © Isabelle Wiermann/TAG24

Der Klassiker "Zombie" von The Cranberries hallte als Techno-Remix durch die Magdeburger Innenstadt, dazu wurde mitgesungen. Überall schwangen bunte Flaggen durch die Luft. Natürlich durften auch Seifenblasen- und Nebelmaschine nicht fehlen.

Der Aufstand in der New Yorker Bar "Stonewall Inn" in der Christopher Street vor 55 Jahren wirkt noch immer nach: Der erste große Protest von Menschen mit diversen sexuellen und geschlechtlichen Orientierungen wird jedes Jahr aufs neue gefeiert - auch heute noch verbunden mit Forderungen nach mehr Gleichberechtigung.

Bei der Eröffnung um 12 Uhr am Alten Markt sprachen verschiedene Politiker auf der Bühne darüber, wie diese Forderungen aussehen. Angefangen mit dem Vorlesen von Hass-Zitaten aus sozialen Medien wurde das größte Thema schnell klar: Der Anstieg von Hassverbrechen gegen queere Menschen, verbunden mit dem Rechtsruck in Deutschland.

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Thomas Gürke von der FDP präsentierte eine Theorie darüber, woher dieser Hass kommt: Der CSD stehe für gelebte Freiheit und eigene Lebensweisen.

Von diesen Konzepten fühlen sich konservative Rechte bedroht, so Gürke.

Yoo (rechts) kommt aus einer Kleinstadt in Thüringen und wünscht sich bessere Aufklärung an Orten, an denen man sonst keine gleichgesinnten Bezugspersonen finden kann. Für ein Outing brauche man ein sicheres Umfeld.
Yoo (rechts) kommt aus einer Kleinstadt in Thüringen und wünscht sich bessere Aufklärung an Orten, an denen man sonst keine gleichgesinnten Bezugspersonen finden kann. Für ein Outing brauche man ein sicheres Umfeld.  © Isabelle Wiermann/TAG24

Gegendemonstration mit Hitlergrüßen

Bei einer Bar in der Leiterstraße bildeten Polizisten eine Wand, um Antifa-Angehörige von Teilnehmern der Gegendemo fernzuhalten. Die Gegendemonstranten zeigten der Menge lächelnd den Mittelfinger.
Bei einer Bar in der Leiterstraße bildeten Polizisten eine Wand, um Antifa-Angehörige von Teilnehmern der Gegendemo fernzuhalten. Die Gegendemonstranten zeigten der Menge lächelnd den Mittelfinger.  © Isabelle Wiermann/TAG24

Wie auch in Leipzig und Bautzen positionierten sich rechtsextreme Gegner gegen die bunte Parade für Vielfalt. Auf deren Schildern forderten sie beispielsweise "normale" Familien.

Laut Angaben der Polizei Magdeburg haben sich 250 Menschen an der Gegendemo beteiligt - diese beleidigten die CSD-Teilnehmer und zeigten teils Hitlergrüße, wie ein Augenzeuge gegenüber TAG24 bestätigte.

Gegen die Nutzer der illegalen Handzeichen seien der Polizei zufolge bereits Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

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Laut dem antifaschistischen Red Media Kollektiv kam es außerdem zu einem Angriff von etwa 30 Antifaschisten auf eine Gruppe Rechtsextremer im Citiy Carré und am Fürstenwall. Manche seien mit dem Krankenwagen abtransportiert worden. Das habe Verhaftungen der Antifa-Angehörigen mit sich gezogen.

Für Joleen aus Magdeburg und Jannik aus Stendal sei die rechte Szene einer der Hauptgründe, warum man am Christoper Street Day für seine Rechte protestieren müsse. Joleen traf bei ihrer Anreise auf die gegnerische Menge und sah sich gezwungen, einen anderen Weg zu gehen. Sie fragte sich, warum die Gegendemo überhaupt bewilligt wurde.

Neben bunten Engeln waren auch Mitglieder aus der Furry-Gemeinschaft unterwegs: Jakob aus Weimar (2. v. r.) und Christopher aus Magdeburg (rechts) haben bisher keine diskriminierenden Erfahrungen auf einem CSD erlebt.
Neben bunten Engeln waren auch Mitglieder aus der Furry-Gemeinschaft unterwegs: Jakob aus Weimar (2. v. r.) und Christopher aus Magdeburg (rechts) haben bisher keine diskriminierenden Erfahrungen auf einem CSD erlebt.  © Isabelle Wiermann/TAG24

Zum ersten Mal gab es auf dem Magdeburger CSD auch ein Awareness Team. Die Freiwilligen in lila Westen halfen aus, wenn jemand überfordert war oder Belästigung und Diskriminierung erfahren hat. Laut dem Team war der Samstag überwiegend ruhig - die meisten Besucher, die ins Zelt kamen, waren von der Hitze erschöpft oder hatten sich beim Thema Alkohol überschätzt.

Titelfoto: Isabelle Wiermann/TAG24

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