Waldspaziergang mit Sinn: So kann Achtsamkeit Krebserkrankten helfen

Magdeburg - Eine Krebserkrankung kann ein Leben maßgeblich verändern. Zwei Frauen helfen Betroffenen dabei, im Magdeburger Stadtpark Kraft aus der Natur zu schöpfen.

Stefanie Röhrich (l.) und Theresia Wapenhans leiten das Gruppenangebot "Achtsam der Natur begegnen".  © Isabelle Wiermann/TAG24

Die Natur gestaltet sich ständig neu. "Wenn ich mich also bewege und verändere, was kann sich ergeben?", fragt Theresia Wapenhans von der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft.

Zusammen mit Kollegin Stefanie Röhrich veranstaltet sie seit April dieses Jahres monatlich Spaziergänge durch den Rotehorn-Park für Krebserkrankte und Angehörige. Damit bieten die beiden Magdeburgerinnen ein bisher einzigartiges Angebot in der Ottostadt an.

Es geht darum, zu entschleunigen und im Hier und Jetzt anzukommen. Die Natur mit allen Sinnen zu erleben und alles, was dabei hochkommt, ohne Bewertung zuzulassen.

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Leichter gesagt als getan: Wie auch beispielsweise der Anfang einer Chemotherapie sehr angsteinflößend sein kann, ist das Auseinandersetzen mit dem eigenen Körper erstmal ungewohnt.

"Achtsamkeit ist der Raum zwischen Reiz und Reaktion", so die hauptberufliche psychologische Beraterin. Es geht darum, den täglichen Autopiloten abzuschalten - sodass man beispielsweise nicht mehr durch die Stadt fährt, ohne etwas vom Weg mitzukriegen.

Viele Spaziergänger sind schon von Anfang an in der offenen Gruppe dabei. Anfängliche Skepsis wird bei vielen im Laufe der Zeit mit Erstaunen ersetzt, so Wapenhans.

Besonders schön sei es außerdem, mit anzusehen, wie die Teilnehmer Vertrauen und Freundschaften miteinander aufbauen.

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Im Sommer haben die Teilnehmer der Gruppe auf dem Adolf-Mittag-See in Booten Achtsamkeit auf dem Wasser praktiziert.  © Isabelle Wiermann/TAG24

Stärke finden in Bäumen, Laub und Gänseblümchen

Der Klang von Zimbeln signalisiert, dass es an der Zeit ist, sowohl in den eigenen Körper hineinzuhören als auch die Aufmerksamkeit nach außen zu richten.  © Isabelle Wiermann/TAG24

Der 90-minütige Spaziergang fängt damit an, ins Gespräch zu kommen, bevor man bewusst gemeinsam in die Stille geht.

Mit dem Klang von Zimbeln kündigt Wapenhans den Eintritt der Ruhe an. Zwischendurch gibt es Aufgaben, wie zum Beispiel Atemübungen an einem Baum oder Ressourcen auf Laubblätter zu schreiben.

Den Frauen geht es darum, alle Sinne anzusprechen: Sie bringen sogar Selbstgemachtes zum Schmecken mit wie Gänseblümchenbutter, Brennnessel-Smoothies oder Lavendellimonade.

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"Für viele sind die wichtigsten Ressourcen Familie, das Miteinander und sozialer Rückhalt", erklärt die Beraterin. Aber auch der Garten, Musik und das selbstgebaute Vogelhaus geben Kraft und Freude.

"In jedem Menschen ist die nötige Stärke tief verwurzelt", so Wapenhans. "Durch Achtsamkeit kann man diese erspüren und nutzen", ergänzt Beratungsstellenassistenz Röhrich.

Ursprünglich arbeitete Wapenhans als Logopädin für Menschen mit Kehlkopfkrebs. Nach ihrem darauffolgenden Psychologiestudium hat sie vergangenes Jahr eine Ausbildung zur Natur- und Achtsamkeitstrainerin gemacht. Dass das Thema Krebs für sie zum Beruf wurde, hat auch mit der Erkrankung ihrer Mutter zu tun.

Der nächste Termin von "Achtsam der Natur begegnen" ist der 21. November von 10 bis 11.30 Uhr. Bei diesem besonderen Termin werden Bewegungsübungen aus dem Taiji-Qigong in der Schönebecker Straße 82-84 praktiziert. Auch Paare und Angehörige sind willkommen.

Ab dem 15. Januar gibt es dann wieder monatliche Spaziergänge, mittwochs von 10 bis 11.30 Uhr beim Albinmüller-Turm im Stadtpark. Eine Anmeldung ist in jeden Fall unter 039156938800 oder per Mail erforderlich.

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