"Planet B" am Theater Magdeburg: Big Brother zum Ende der Welt

Magdeburg - Das Theater Magdeburg feierte am Samstagabend Premiere des neuen Schauspiels "Planet B". TAG24 war am Eröffnungsabend vor Ort.

Bei "Planet B" kämpfen in einer Reality-Show folgenden Spezies ums Überleben (v.l.n.r.): ein Krokodil, ein Fuchs, der Mensch, ein Panda, eine Fledermaus, ein Huhn und eine Ameise.  © Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

Schonmal darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn man vom Aussterben bedrohte Tierarten wie bei Big Brother in einen Raum pfercht, bis nur noch einer übrig ist? Nein? Das Theater Magdeburg hat mit "Planet B" trotzdem Antworten.

Genau das ist der Inhalt dieses futuristischen Schauspiels: Eine Alien-Zivilisation will per Reality-Show entscheiden, wer das nächste große Artensterben überlebt.

Dieses originelle Stück aus der Feder von Yael Ronen und Itai Reicher kreiert eine krass-komische Situation, über die es eigentlich nichts zu lachen gibt: das Artensterben, ausgelöst vom Menschen.

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Auch wenn "Planet B", inszeniert von Nick Hartnagel, für seine 100 Minuten Spieldauer durchweg unglaublich witzig bleibt, liegt ihm trotzdem eine unterschwellige Ernsthaftigkeit zugrunde.

Besonders interessant und bezaubernd bei dieser Inszenierung sind die wirklich einzigartigen Figuren. Ein depressiver Panda, ein Influencer-Fuchs, eine Workaholic-Ameise, ein sexbesessenes Krokodil, eine Musiker-Fledermaus und ein sexy Huhn - und Boris, Versicherungsvertreter aus Bremen.

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Futuristische Komödie überzeugt mit tollen Figuren und noch tollerer Schauspielkunst

Das siebenköpfige Ensemble hat diese Rollen hervorragend verstanden und schafft mitreißend komische und gleichzeitig verschroben ernsthafte Momente, die zu keiner Sekunde langweilen.

Iris Albrecht als Krokodil ist schroff, versaut-witzig und irgendwie trotzdem charmant, Marie-Joelle Blazejewski als Panda und Oktay Önder als Huhn dürfen ihre Kunst in der Wut und Verzweiflung dieser Figuren zeigen.

Bettina Schneider hat die Coolness und die Souveränität der Füchsin perfekt raus und Viktor Bashmakov und Luise Hart als Fledermaus und Ameise zeigen, wie eindrucksvoll man pure Identitätskrisen spielen kann.

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Mit einer Live-Kamera kommen die "Kandidaten" dem Publikum (und einander) ganz nah.  © Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

Ist "Planet B" am Theater Magdeburg einen Besuch wert?

Das Stück kreiert eine komische Situation, über die es eigentlich nichts zu lachen gibt: Das Artensterben, ausgelöst vom Menschen.  © Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

Chapeau auch an Rainer Frank - einen Mensch als so offensichtlich menschlich zu spielen, ohne zu sehr in die Übertreibung zu gehen, ist keineswegs leicht.

Ganz in Big-Brother-Manier wird mit einer Live-Kamera gearbeitet, um auch im Hinterzimmer und nachts Gespräche zwischen den "Kandidaten" aufzunehmen. Denn wie beim echten Reality-TV gibt es intime Gespräche, Intrigen, Allianzen und Verrat - und, verständlicherweise, sind irgendwie alle gegen Boris.

Fazit: "Planet B" ist ein Stück, was jedem gefallen dürfte. Punkt. Es hat eine spannende, zügige und vor allem urkomische Handlung; die Moral der Geschicht' wird trotzdem sehr gut deutlich, ohne belehrend zu wirken. Die Figuren sind von einem Spitzen-Ensemble toll geschauspielert und bleiben nachträglich in Erinnerung. Die Komödie spielt mit einer traurigen Wahrheit und erlaubt dem Zuschauer, über sich selbst und die gesamte Menschheit gehörig zu lachen. "Planet B" wird überraschend zu einem Spielzeit-Highlight, das sich hoffentlich bester Beliebtheit und vieler verkaufter Karten erfreuen darf.

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Weitere Vorstellungen findet Ihr auf dem Spielplan des Theaters.

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