Magdeburg - Am Freitagabend feierte das Theater Magdeburg Premiere der elektroakustischen Kammeroper "Penelope". TAG24 war am Eröffnungsabend dabei und kann sagen - man sollte sich definitiv darauf einlassen!
Den Mythos um Odysseus - der Mann, der 20 Jahre von seiner Heimat durch Krieg und Reisen getrennt war und schließlich heimkehrt - kennt jeder.
Aber wie erging es seiner Ehefrau Penelope? Wie empfand sie es, als ihr totgeglaubter Mann nach Jahren als quasi Fremder zurückkehrte?
Diesen Fragen widmet sich die Kammeroper "Penelope" von Sarah Kirkland Snider. Das 2019 komponierte Musikstück erzählt in elf Szenen die Gefühlswelt der Hauptfigur - Odysseus selbst tritt nie auf, wird nur durch Schatten an der Wand dargestellt.
Eine Oper à la Strauss oder Puccini darf man hierbei aber keineswegs erwarten. Snider greift auf Elektro-Elemente zurück, neben Streichern findet auch ein großes Schlagzeug im Kammerorchester Platz und an einigen Stellen gehen die Chansons in Sprechgesang über, was die Oper eher für moderne Ohren interessant macht.
Auch sollte man des Englischen mächtig sein. Übertitel, wie sonst üblich bei fremdsprachigen Opern, gibt es hier nämlich nicht.
Ist "Penelope" am Theater Magdeburg einen Besuch wert?
Regisseur Florian Honigmann besetzt "Penelope" mit der Mezzosopranistin Emilie Renard, die etwa 60 Minuten lang komplett allein auf der schön gestalteten Studiobühne im Schauspielhaus steht.
Renard spielt die Verzweiflung, Verwirrung, Traurigkeit und Klarheit dieser Penelope überzeugend, ohne es jemals kitschig werden zu lassen. Für die Dauer der Vorstellung bindet sie das Publikum an sich, erlaubt Einblicke in die Gefühlswelt dieser Figur und singt die überwiegend tiefen Passagen souverän.
Unterstützt wird sie dabei durch Elektrobeats, ein tolles sechsköpfiges Kammerorchester und ein stimmiges Bühnenbild aus der Feder von Meike Kurella.
Fazit: Mit "Penelope" legt das Theater Magdeburg eine kleine, aber sehr feine Kammeroper über das Schicksal einer verlassenen Frau vor. Solistin Renard ist eine hervorragende Wahl für diese Besetzung und sorgt in 60 Minuten für magische, intime und rührende Momente. Zwar sollte man bei dieser 2019 entstandenen Oper nicht den "klassischen Opernklang" erwarten, aber besonders für ein modernes Auge und Ohr wird "Penelope" zu einem runden, kurzweiligen und sehenswerten Abend - wenn man sich darauf einlässt.
Weitere Vorstellungen findet Ihr auf dem Spielplan des Theaters.