"Kleinstadtnovelle" am Theater Magdeburg: Verdiente Ovationen für ganz große Kleinkunst

Magdeburg - Am Samstagabend feierte das Schauspiel "Kleinstadtnovelle" Premiere am Theater Magdeburg. So viel vorab: Es ist vielleicht das sehenswerteste Stück der gesamten Spielzeit!

"Kleinstadtnovelle" feierte Premiere am Theater Magdeburg.
"Kleinstadtnovelle" feierte Premiere am Theater Magdeburg.  © Theater Magdeburg/Gianmarco Bresadola

Das Schauspiel zu "Kleinstadtnovelle" adaptiert den gleichnamigen, autobiografischen Roman von Roland M. Schernikau. Der junge "b." wird aufgrund seiner Homosexualität aus der Schule vertrieben, flüchtet mit seiner Mutter nach Westdeutschland.

Es geht um Queerness, Geschlechteridentität, Familie, Liebe, Intimität, Verrat, Ungerechtigkeit und den unstillbaren Drang nach Freiheit eines jungen Menschen.

Regie führte Florian Fischer, der das Schauspiel gekonnt mit einem Wechsel aus Musik, Gesang, Lichteffekten, kreativen Dialogen und Impro-Szenen inszeniert.

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Zudem wird der Zuschauerraum aufgebrochen und aktiv mit dem Publikum gearbeitet, sodass auch der Letzte die Figuren hautnah erleben darf. Das Stück wird immer freier, immer losgelöster und zelebriert fast grenzenlose Kreativität, ohne jemals seine Sinnhaftigkeit und Aktualität zu verlieren.

Im Kern des Stücks stehen Freiheit, Sexualität, Identität und Liebe.
Im Kern des Stücks stehen Freiheit, Sexualität, Identität und Liebe.  © Theater Magdeburg/Gianmarco Bresadola
Das Schauspiel adaptiert den gleichnamigen Roman von Roland M. Schernikau.
Das Schauspiel adaptiert den gleichnamigen Roman von Roland M. Schernikau.  © Theater Magdeburg/Gianmarco Bresadola

Ist "Kleinstadtnovelle" am Theater Magdeburg einen Besuch wert?

Es spielen Lorenz Krieger (l.), Anton Andreew (r.) und Nora Buzalka.
Es spielen Lorenz Krieger (l.), Anton Andreew (r.) und Nora Buzalka.  © Theater Magdeburg/Gianmarco Bresadola

Das dreiköpfige Ensemble, bestehend aus Lorenz Krieger, Anton Andreew und Nora Buzalka, löst sich von jedweder festen Rollenverteilung. Die Schauspieler schaffen es, von tragischer Ernsthaftigkeit nahtlos zu losgelöstem Humor zu wechseln und den Zuschauer dennoch durchgehend an ihre Lippen zu fesseln.

Man spürt, wie sehr sich Krieger, Andreew und Buzalka mit dem Werk auseinandergesetzt haben müssen. Nur so ist es ihnen möglich, die Intimität, Sinnlichkeit, den Schmerz, die Komplexität und den Drang auf Freiheit so perfekt darzustellen.

Der wunderschöne, kurzweilige Abend wird dann mit sehr verdienten stehenden Ovationen belohnt und sicherlich waren es nicht nur die am Premierenabend anwesenden Angehörigen von Schernikau, die das ein oder andere Tränchen vergossen haben.

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Fazit: Mit "Kleinstadtnovelle" hat sich das Theater Magdeburg einen Coup erlaubt. Auf einer kleinen Bühne wurde mit einem kleinen Ensemble etwas ganz Großes geschaffen, was hoffentlich noch unzählige Vorstellungen mit unzähligen Zuschauern feiern darf. Wenn man unvoreingenommen in den Abend geht und sich auf diese besondere Inszenierung einlässt, erwartet das Publikum ein witziges, rührendes, sinnliches, intimes und ergreifendes Meisterwerk. Alles in allem müssen sich die kommenden Stücke auf dem Spielplan ordentlich anstrengen - so schnell kommt keiner an "Kleinstadtnovelle" ran!

Weitere Vorstellungen von "Kleinstadtnovelle" findet Ihr auf dem Spielplan des Theaters.

Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Gianmarco Bresadola

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