"Effibody's Darling" am Theater Magdeburg: Effi Briest in neuem Kleid - oder?

Magdeburg - Am Donnerstagabend feierte das Theater Magdeburg mit der One Woman Show "Effibody's Darling" Uraufführung und Premiere. TAG24 war beim ausverkauften Abend dabei.

Am Theater Magdeburg spielt derzeit die One Woman Show "Effibody's Darling".
Am Theater Magdeburg spielt derzeit die One Woman Show "Effibody's Darling".  © Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

Es ist ein kleines Stück, aber eine große Aufgabe für nur eine Schauspielerin. In dem Monologstück setzt sich Schauspielerin Isabel Will mit Theodore Fontanes "Effi Briest" auseinander - und das in einem ganz neuen Ansatz.

Inszeniert von Annette Müller, ist es zwar immer noch die Geschichte von Effi, die einen wesentlich älteren Mann heiraten muss und dann den Rest ihres Lebens von Spuk und Intrigen heimgesucht wird.

In dieser Uraufführung geht es aber auch maßgeblich um das Bild der Frau, welche Rolle Geschlechterbilder damals gespielt und wie sie sich bis heute gewandelt haben. Diese Inszenierung hinterfragt kritisch den Inhalt, ohne ihn zu sehr abzuwandeln.

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Neben wuchtigen Monolog-Stellen, die von Isabel Will toll getragen werden, wechselt das Schauspiel zu Filmeinspielern und Musik hinüber zu Fragmenten, die fast improvisiert wirken. Der Kontrast zwischen alt und neu wird durch die Dialoggestaltung und die wechselnden Kostüme gut deutlich.

Schauspielerin Isabel Will steht für die 80 Minuten Spieldauer allein auf der Bühne.
Schauspielerin Isabel Will steht für die 80 Minuten Spieldauer allein auf der Bühne.  © Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

Ist "Effibody's Darling" am Theater Magdeburg einen Besuch wert?

"Effibody's Darling" erzählt Theodore Fontanes "Effi Briest" neu.
"Effibody's Darling" erzählt Theodore Fontanes "Effi Briest" neu.  © Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

Man glaubt gar nicht, dass es Isabel Wills erste Soloperformance ist, so gut meistert sie allein die knapp 80 Minuten Spieldauer. Dabei wechselt sie sprunghaft zwischen kindlichem Charme, Humor, Wut und Trauer und lässt es nicht zu, dass das Publikum auch nur für eine Sekunde die Augen von ihr nimmt.

Leider sind einige der Inszenierungsansätze nicht wirklich nachvollziehbar und das Stück kommt nicht ganz so tiefgründig daher wie versprochen und erwartet - das kann leider auch Will mit ihrer Schauspielkunst nicht retten.

Es ist dann eben doch nicht so innovativ, so neu oder so clever, wie es hätte sein können. Wenn die Moral am Ende des Abends lediglich ist "damals wie heute haben wir mit festgesetzten Geschlechterrollen zu kämpfen", dann stimmt das sicherlich, hinterlässt aber keinen nachträglichen Eindruck beim Publikum.

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Fazit: "Effibody's Darling" am Theater Magdeburg ist ein interessantes und kreatives Monologstück für eine sehr talentierte Schauspielerin. Isabel Will spielt Effi und die anderen Rollen so souverän, dass man vergisst, dass sie allein dort oben auf den Brettern steht. Im Wesentlichen ist "Effibody's Darling" aber wirklich Geschmacksache, hätte von 15 Minuten Spieldauer weniger auch profitiert und hält nicht so wirklich das, was es verspricht. Witzige Nacherzählung von "Effi Briest"? Sicher! Durchbrechende, tiefgründige Neuauflage mit innovativen Denkanstößen? Naja.

Weitere Vorstellungen findet Ihr im Spielplan des Theaters.

Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

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