Marego erhöht Preise: "Deutschlandticket kannibalisiert alles andere"

Magdeburg - Der Magdeburger Regionalverkehrsverbund (Marego) wird zum 1. August seine Tarife um durchschnittlich 6,9 Prozent erhöhen.

Einzeltickets und Abos außerhalb des Deutschlandtickets werden rund um Magdeburg teurer.
Einzeltickets und Abos außerhalb des Deutschlandtickets werden rund um Magdeburg teurer.  © Peter Gercke/dpa

Das Deutschlandticket, auch D-Ticket oder 49 Euro-Ticket genannt, ist extrem beliebt: Circa 11,2 Millionen Stück werden pro Monat verkauft.

Marego-Geschäftsführer Marcel Czarnecki freut sich zwar, dass dadurch mehr Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Inzwischen habe fast jeder zehnte Einwohner im Magdeburger Verbundgebiet ein Abo mit dem Verkehrsverbund. Doch wie Czarnecki TAG24 erklärt, bringt das D-Ticket auch einige Schattenseiten mit sich.

Letztes Jahr habe das Deutschlandticket dem Verkehrsverbund ganze 11 Millionen Euro gekostet: Jedes verkaufte Ticket bedeute minus 60 Euro für Marego.

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"Damit sich unser Produkt trägt, bräuchte es eigentlich schon das Monatsticket für 75,30 Euro", so Czarnecki. Doch natürlich greife jeder zum günstigeren Ticket. "Das Deutschlandticket kannibalisiert alles andere", sagt der Geschäftsführer.

Gemeinsam mit dem Personalmangel, der Inflation und den steigenden Energiepreisen sehe sich der Verbund nun zu Preiserhöhungen gezwungen.

Der zweite Konkurrent: Das Auto

In den Magdeburger Randgebieten verlassen sich viele Menschen auf das Auto, anstatt ein Ticket für den Nahverkehr zu kaufen.
In den Magdeburger Randgebieten verlassen sich viele Menschen auf das Auto, anstatt ein Ticket für den Nahverkehr zu kaufen.  © Bildmontage: Magdeburger Regionalverkehrsverbund GmbH - marego

Die meisten D-Tickets auf Einwohner gezählt haben das Seeland im Salzlandkreis sowie Haldensleben und seine Umgebung - also eher ländliche Gebiete.

Auch das Jobticket sei in der Stadt beliebt - doch viele Arbeitgeber kaufen dieses außerhalb von Marego, meist bei dem Verkehrsunternehmen des jeweiligen Hauptsitzes der Firma, bedauert der Verbund-Chef. Dadurch kommen die Einnahmen erst nach Umverteilung beim Verkehrsverbund an.

Er habe eine eindeutige Verbindung zwischen Autobesitz und Ticketverkäufen beobachtet: In den Randstadtteilen Magdeburgs werde viel Auto gefahren, wodurch es wenig Bedarf an Tickets gibt. Im Magdeburger Zentrum werden dagegen viel mehr Tickets verkauft.

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Wie will Marego also seine Produkte an den Mann bringen, mit Auto und D-Ticket als große Konkurrenten?

So will Marego seine Abonnenten erhalten

Maregos persönliches Abo kostet aktuell zwei Euro weniger als das 49 Euro-Ticket. Im letzen Jahr haben 2600 Menschen sich deshalb für die günstigere Variante entschieden, selbst wenn diese nicht in ganz Deutschland gilt. Obwohl auch dieses Ticket nun einen Euro teurer werden soll, hat Czarnecki die Hoffnung, dass es weiterhin eine Alternative darstellt.

Die Tickets der Preisstufe N werden außerdem nicht teurer: Diese wurden letztes Jahr für die kleinen Städte der Region eingeführt, wie beispielsweise Schönebeck, und seien sehr gut angekommen.

Der Verbund plant allerdings auch attraktivere Angebote für Schüler und Gruppen. Außerdem soll das Kombi-Ticket für beispielsweise Veranstaltungs- oder Hotelbesuche beliebter werden.

Im diesjährigen Wintersemester wird für Studenten ebenfalls das deutschlandweit geltende Semesterticket für 29,40 Euro eingeführt.

Was als nächstes passiert

Voraussichtlich im Juli wird Marego die finalen Preise ankündigen, die ab August gelten. Die Erhöhung betrifft neben Magdeburg die Börde, den Salzlandkreis und das Jerichower Land.

Ein Ausbau des Netzes ist in der nächsten Zeit nicht geplant - Da darüber die Landkreise entscheiden, sei das Zufügen von Haltepunkten oder das Ändern von Verkehrsplänen besonders in ländlichen Umgebungen ein langwieriger Prozess.

Titelfoto: Peter Gercke/dpa

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