"Tod eines talentierten Schweins" am Theater Magdeburg: Der erste Flop der Spielzeit?
Magdeburg - Am Freitagabend feierte das musikalische Drama "Tod eines talentierten Schweins" Premiere am Theater Magdeburg. TAG24 war dabei - ist das Schauspiel einen Besuch wert?
Das Theater Magdeburg hat bisher in dieser Spielzeit die Messlatte mit "Blume von Hawaii", "Wolf", "Jagdszenen" und "Schneewittchen" unglaublich hoch gelegt. Umso schwerer wird es demnach für folgende Stücke, an dieses Maß heranzukommen.
Das tschechische Schauspiel "Tod eines talentierten Schweins" handelt von dem Schwein Miroslava, was sein Gesangstalent nutzt, um dem Schlachthof zu entkommen.
In dem knapp 70-minütigen Stück setzt sich das Tier mit seiner eigenen Vergangenheit, dem Zusammenleben mit den Menschen und seinem bevorstehenden Tod auseinander - die Moral der Geschichte ist dabei eindrucksvoll und regt zum Nachdenken an.
Im Original stammt das Drama aus der Feder von Roman Sikora, der am Freitag selbst zu Gast in Magdeburg war. Clara Weyde inszeniert die deutsche Erstaufführung mit einem minimalistischen Bühnenbild, minimalistischen Kostümen und einer ebenso minimalistischen Besatzung - "Tod eines talentierten Schweins" ist quasi eine One-Woman-Show.
"Tod eines talentierten Schweins" feiert seine deutsche Erstaufführung am Theater Magdeburg
Marie-Joelle Blazejewski spielt für über eine Stunde Alleinunterhalterin, und kann das Publikum (meistens) bei der Stange halten - und dafür braucht es Können, was sie auf jeden Fall mitbringt. Das Schwein wird von ihr zuweilen allerdings mit einer Leichtigkeit und Naivität gespielt, was in diesem ernsten Stück an manchen Stellen leider deplatziert wirkt. Die Ernsthaftigkeit kriegt sie in ihren Monologen dann aber wieder gut gespielt.
Das Stück ist mit insgesamt neun Songs durchzogen, die das Schwein zum Besten gibt. Von Adele über Freddie Mercury bis hin zu Kate Bush bedient sich das Stück an Liedern, die jedem Zuschauer ein Begriff sein dürften - das Mitwippen kommt dann ganz automatisch.
Darauf muss "Tod eines talentierten Schweins" auch setzen, denn eine ausgebildete Sängerin ist Blazejewski bei weitem nicht.
Ein groteskes, dramatisches Musikstück - ist es einen Besuch wert?
Trotzdem kann sie zeigen, was sie stimmlich auf dem Kasten hat, steigert sich zum Ende des Schauspiels auch gut in ihre Nummern rein und erreicht mit "Babooshka" ein tolles Crescendo. Thomas Leboeg begleitet sie dabei am Klavier.
Das eigentliche Problem des Stücks: Das Schauspiel und die Inszenierung wussten selbst nicht so wirklich, um was für ein Stück es sich handeln sollte.
Für ein ernstes Drama waren einige Showeinlagen und Schauspielideen zu drüber und zu grotesk, für eine Komödie landete der schwarze Humor nicht gut genug und für einen ausgelassenen Musical-Abend waren die Songs in dem monologschweren Stück zu spärlich gestreut.
Trotz der kurzen Dauer wurde das Schauspiel dadurch langwierig, und die Bedeutung einiger inszenatorischer Ansätze blieben dem Publikum verborgen.
Fazit: Mit "Tod eines talentierten Schweins" bringt das Theater Magdeburg ein groteskes und existenzielles Musikstück auf die große Bühne, das sicherlich bei einigen Zuschauern Fragen offen lässt. Die Hauptdarstellerin Marie-Joelle Blazejewski ist dabei aber die goldene Nadel in diesem Heuhaufen, denn sie macht durch ihr schauspielerisches Talent und mitreißenden Gesangseinlagen so manche Mängel wieder gut. Man brauch leider einen ganz gewissen Geschmack, um diesem Schauspiel mehr als nur einen "Jo, ist ok"-Abend abgewinnen zu können. Sollte man sich "Tod eines talentierten Schweins" nun anschauen? Kann man, muss aber nicht.
Weitere Vorstellungen und Infos findet Ihr auf dem Spielplan des Theaters.
Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg