"Timon von Athen" am Theater Magdeburg: Ist der Spielzeit-Ausklang geglückt?
Magdeburg - Am Donnerstagabend feierte das Schauspiel "Timon von Athen" Premiere am Theater Magdeburg. Neben dem Domplatz-OpenAir ist es die letzte Premiere der Spielzeit.
Shakespeares Schauspiel "Timon von Athen" handelt von dem wohlhabenden und gutmütigen Timon, der seinen Reichtum gern und oft mit anderen teilt. Trotz der Warnungen seines Verwalters Apemantus kommt es, wie es kommen musste: Eines Tages sind seine Gelder erschöpft.
Hoffnungsvoll wendet sich Timon nun an all seine "Freunde", denen er einst finanziell weiterhalf. Als nicht einer von ihnen ihm zur Seite steht, entscheidet er sich, den Rest seines Lebens im Wald zu verbringen - und verfällt dort immer mehr dem Wahnsinn, bis er eine Truhe voll Gold findet. Und dann rechnet er mit allen seinen falschen Verbündeten ab.
Regisseur Andreas Kriegenburg kehrt für das Shakespeare-Drama in seine Geburtsstadt Magdeburg zurück und inszeniert das Schauspiel in zwei Aufzügen - der glamourösen, wohlhabenden Welt und dem dreckigen, düsteren Wald.
Dafür kreiert er nicht nur ein prunkvolles Bühnenbild, auch die Kostüme passen und signalisieren - besonders in der zweiten Hälfte - den menschlichen Verfall der Charaktere.
Ensemble-Neuzugang am Theater Magdeburg überzeugt in "Timon von Athen"
Kriegenburg setzt auf eine Modernisierung des Klassikers und hebt so ein eher unbekanntes Werk von Shakespeare in die Aktualität und sorgt gleichzeitig für bessere Verständlichkeit.
Trotzdem scheint das Schauspiel an keiner Stelle zu überspitzt und der Regisseur schafft so den eleganten Spagat zwischen angenehmer Modernität und dem Beibehalten der Echtheit der Erzählung.
Das Ensemble des Theaters, was sich mit dieser Premiere (fast) in die verdiente Spielzeitpause verabschiedet, lässt sich weiterhin in Sachen Talent nichts vormachen und heitert dieses zuweilen zähe Stück mit ihrem Können auf.
Die elfköpfige Besatzung schafft, besonders in der ersten Hälfte, immer wieder bezaubernde Szene, wo zwar mal der eine oder der andere im Vordergrund steht, trotzdem aber jeder so viel Präsenz zeigt, dass selbst die Charaktere im Hintergrund nicht vergessen werden.
Ist "Timon von Athen" einen Besuch wert?
Besonders hervorzuheben ist ebenso Rainer Frank als Timon von Athen, der mit diesem Stück offiziell in das Ensemble des Magdeburger Hauses aufgenommen wurde. Sein Timon war die Aussage "Ich bin jetzt da, und ihr werdet mich lieben!" - und das wird das Publikum auch, spätestens, nachdem sie ihn in diesem Stück gesehen haben.
Frank spielt den reichen Timon unglaublich charmant, locker und witzig und schafft dennoch die 180-Grad-Wende zur puren Verzweiflung und dem schleichenden Wahnsinn im zweiten Akt.
Marie-Joelle Blazejewski mimt als Apemantus zwar harsch und direkt, aber auch charmant, verwegen und ehrlich das Pendant zu Franks hervorragenden Timon. Blazejewski bringt besonders ihre Freude am Spiel und gleichzeitig eine sehr frische Herangehensweise für diesen Grobian auf die Bühne.
Fazit: Mit "Timon von Athen" legt das Theater Magdeburg nicht nur die (fast) letzte Premiere der Spielzeit, sondern auch ein weiteres gelungenes Stück vor. Man braucht zwar bei dem fast dreistündigen Schauspiel, das zuweilen langwierig und auch langweilig werden kann, ordentlich Sitzfleisch, die Inszenierung ist dafür aber mitreißend, passend komisch und aktuell. Die Besetzung überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie, besonders Franks "Timon" wird hoffentlich viele neugierige Schaulustige in die Theatersäle locken.
Weitere Vorstellungen findet Ihr im Spielplan des Theaters.
Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Katrin Ribbe