"Odyssee: Buch von Homer" am Theater Magdeburg: Verstehen Sie Spaß?

Magdeburg - Am Samstagabend feierte das Schauspiel "Odyssee: Buch von Homer" seine Uraufführung am Theater Magdeburg. TAG24 war dabei und prüfte, ob das Stück einen Besuch wert ist.

Bei "Odyssee: Buch von Homer" am Theater Magdeburg wird erzählt, wie es den Mägden ergangen ist, nachdem König Odysseus 20 Jahren nicht zurückkehrte.
Bei "Odyssee: Buch von Homer" am Theater Magdeburg wird erzählt, wie es den Mägden ergangen ist, nachdem König Odysseus 20 Jahren nicht zurückkehrte.  © Theater Magdeburg/Dorothea Tuch

Zur Idee: Die Geschichte vom König Odysseus, der nach dem trojanischen Krieg zehn Jahre umherirrt, ist so weit jedem bekannt. Doch was ist eigentlich mit denjenigen geschehen, die er während seiner Reise zurückließ? Wie etwa die Mägde in seinem Palast, die 20 Jahre auf seine Rückkehr warteten.

Regisseur Bastian Reiber, der drei Jahre lang selbst Teil des Schauspielensembles in Magdeburg war, versuchte nun, diese Geschichte in der Uraufführung "Odyssee: Buch von Homer" auf die Bühne zu bringen.

Das Gute, sich bei einer Geschichte zu bedienen, die niemals geschrieben wurde: Man hat keine Regeln oder Handlungsstränge, an die man sich halten müsste, um das Publikum nicht zu enttäuschen.

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Somit hatten Reiber und sein sechsköpfiges Ensemble für "Odyssee" alle Freiheiten - dass aber Regeln und feste Handlungsstränge auch dafür sorgen, eine Inszenierung nicht komplett aus dem Ruder laufen zu lassen, schien dabei gekonnt ignoriert zu werden.

Versteht Ihr Spaß? Das müsst Ihr, und zwar viel davon, denn sonst macht das Stück vorne und hinten keinen Sinn.

"Odyssee: Buch von Homer" am Theater Magdeburg: Ulkig, abgedreht, witzig (?)

Das sechsköpfige Ensemble präsentiert die Uraufführung mit viel Witz und Körpereinsatz.
Das sechsköpfige Ensemble präsentiert die Uraufführung mit viel Witz und Körpereinsatz.  © Theater Magdeburg/Dorothea Tuch

Wer sich in den ausverkauften Zuschauersaal setzt und dann ein tiefgründiges, akribisch formuliertes Stück voller interessanter Handlungsstränge erwartet - dem sei geraten, den Saal sofort wieder zu verlassen. "Odyssee: Buch von Homer" ist Comedy und Skurrilität durch und durch - soll es zumindest sein.

Das Ensemble, bestehend aus Iris Albrecht, Marie-Joelle Blazejewski, Julia Buchmann, Bettina Schneider, Carmen Steinert und Sophia Vogel, kommt für das knapp 90-minütige Stück fast komplett ohne Dialog aus, nur vereinzelt werden Textfragmente eingeworfen. Der Rest wird über quietschende Laute, kleine Gesangseinlagen und Körpersprache geregelt. Dadurch entsteht ein Stück, für das schon ein ganz gewisser Komik-Geschmack von Nöten ist.

Anfangs lachen wenigstens noch ein paar Zuschauer, wahrscheinlich überrascht über die seltsame Inszenierung. Die Lacher ebben aber spätestens in der zweiten Hälfte fast komplett ab und der Zuschauer schaut eher peinlich berührt bei den unglaublich repetitiven und zum Teil langwierigen Szenen zu.

Und die paar Szenenansätze, die wirklich komisch sind, vereintes Lachen des Publikums und sogar Szenenapplaus erholen, sind sehr spärlich gestreut.

Ist die Uraufführung "Odyssee: Buch von Homer" am Magdeburger Schauspielhaus einen Besuch wert?

Ist "Odyssee: Buch von Homer" am Magdeburger Theater einen Besuch wert?
Ist "Odyssee: Buch von Homer" am Magdeburger Theater einen Besuch wert?  © Theater Magdeburg/Dorothea Tuch

Über Humor kann man sich ja bekanntermaßen streiten, und einige Lacher ernteten die Stunts im Publikum schon. Das Bedauerliche war eigentlich, dass kein bisschen Handlung ersichtlich war. Mit einer so spannenden Prämisse, das Leben der "Zurückgelassenen" zu erzählen, wurde so gut wie gar nichts angefangen.

Müsste man es zusammenfassen so wäre es "die sechs Damen drehen, ohne die Anwesenheit des Königs, komplett am Rad" - was nicht unbedingt eine tiefgründige, interessante oder auch nur angemessene Moral gewesen wäre.

Doch eine Moral oder ein gut durchdachter Plot schien wirklich keine Priorität zu sein. Es schien zuweilen wirklich, als hätte der Regisseur seinen sechs Schauspielerinnen bunte Kostüme angezogen und sie dann auf die Bühne geschickt, mit lediglich einer Regieanweisung: "Macht was ihr wollt, habt Spaß!". Und Spaß haben die Sechs allemal, das erkennt man an jeder ihrer ulkigen Spielbewegungen.

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Doch weder der Enthusiasmus des Ensembles, noch die bunten Kostüme oder die zahlreichen Requisiten machen ein Stück witziger, was außer ein paar kurzen Momenten einfach zu verwirrend und losgerissen rüberkommt. Selbst Julia Buchmann, die sich mit teils waghalsigem Einsatz in irgendwelche Stunts wirft, macht das Publikum wohl eher besorgt um ihr Wohlsein, als dass es sie zum Lachen bringt.

Fazit: Wenn der Ansatz für diese Uraufführung war, ein Stück auf die Bühne zu bringen, was es so noch nicht gegeben hat, dann haben Regisseur Bastian Reiber und sein Ensemble alles erreicht, was sie wollten. Es wird deutlich, dass diese Uraufführung ein Herzensprojekt des Regisseurs und seiner Akteure ist, es scheint wie ein riesiger Insider-Witz.

Ob so ein Projekt, was wirklich nur für einige Wenige mit verschrobenem Humor lustig ist, auf eine Bühne gehört, ist fragwürdig. Man braucht schon eine ordentliche Priese lassez-faire-Attitüde und einen sehr guten Sinn für Humor, um dieser Inszenierung etwas abgewinnen zu können. Wenn man aber nur schräge Szenen, bunte Kostüme und abgedrehte Comedy will, dann reicht auch mal "Odyssee: Buch von Homer".

Weitere Vorstellungen von "Odyssee: Buch von Homer" findet Ihr im Spielplan des Theaters.

Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Dorothea Tuch

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