"Meister Röckle" am Theater Magdeburg: Das DEFA-Märchen in ganz neuem Kleid

Magdeburg - Das Theater Magdeburg debütierte am Samstagabend "Meister Röckle" und macht aus dem DEFA-Kindermärchen einen richtig witzigen Theaterknaller.

Der Spielzeugerfinder Hans Röckle geht einen Pakt mit dem Teufel ein.
Der Spielzeugerfinder Hans Röckle geht einen Pakt mit dem Teufel ein.  © Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

Zum Inhalt: Meister Hans Röckle hat seine Lebensaufgabe darin gefunden, Spielzeug und Scherzartikel zu erfinden. Doch in einer Welt voller Verdruss und Armut interessiert sich niemand für seine tollen Artikel.

Doch dann trifft er auf den Teufel, der sich in der Hölle tierisch langweilt und für seine Großmutter Abwechslung heranschaffen soll.

Röckle und der Teufel gehen daraufhin einen Pakt ein - der Spielzeugerfinder soll fortan seine brillanten Ideen mit dem Teufel teilen und bekommt dafür Zauberkraft im Austausch für seine Seele.

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Doch schon bald bemerkt Hans Röckle, dass jede Erfindung, die er an die Hölle weiterreicht, nur für das Böse genutzt wird. Egal wie viel Macht es ihm bringt, so kann es nicht weitergehen.

Kann Meister Röckle den Teufel und seine Kumpanen irgendwie überlisten und sich aus seinen Fängen befreien?

Theater Magdeburg inszeniert Kindermärchen für ein erwachsenes Publikum

Die Geschichte, die vielen in ähnlicher Form als DEFA-Märchen bekannt ist und (so wird es zumindest behauptet) aus der Feder von Karl Marx höchstpersönlich stammen soll, wird am Magdeburger Schauspielhaus fast karikaturartig und mit unglaublich viel Witz inszeniert. Obwohl die Performance offensichtlich und trotzdem elegant den Bogen zu aktuellen Themen wie Kapitalismus, Sexismus, Klimakrise, und auch lokal relevante Themen, wie etwa die Intel-Ansiedlung in Magdeburg, geschlagen bekommt, ist es an keinster Stelle trocken oder belehrend.

In einem lockeren Tempo inszeniert das Theaterkollektiv "les dramaturx", bestehend aus Lynn Takeo Musiol und Christian Tschirner, das Kindermärchen für die modernen Augen und Ohren. Auf den Punkt geschauspielerte Ensemble-Szenen wechseln sich mit mitreißenden Musikeinlagen und kleinen Monologen ab, die die vierte Wand durchbrechen.

Mit Schwarzlicht, Bühnenbildern und Requisiten, die scheinbar aus Pappe bestehen, sowie teils albernen Comedy-Nummern versetzt "Meister Röckle" das Ü15-Publikum in die Kindheit zurück.

"Meister Röckle" am Theater Magdeburg holt Friedrich Engels und Karl Marx auf die Bühne - wortwörtlich.
"Meister Röckle" am Theater Magdeburg holt Friedrich Engels und Karl Marx auf die Bühne - wortwörtlich.  © Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

Ist "Meister Röckle" am Magdeburger Schauspielhaus einen Besuch wert?

Der Teufel und seine Kompanie aus der Hölle verdrehen alle von Röckles Erfindungen und nutzen sie für fiese Zwecke.
Der Teufel und seine Kompanie aus der Hölle verdrehen alle von Röckles Erfindungen und nutzen sie für fiese Zwecke.  © Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

Es ist eine große Kunst, während so lockeren und witzigen Stücken als Schauspieler nicht seine Überzeugungskraft zu verlieren. Das achtköpfige Ensemble arbeitet so unglaublich toll miteinander, dass selbst die kleineren Rollen nicht vergessen werden.

Dass Julia Buchmann (spielte die Großmutter) und Anton Andreew (spielte den Teufel) so richtig ordentlich schauspielern können, stellte nach Woyzeck wahrscheinlich niemand mehr in Frage. Aber auch Iris Albrecht, die in der Hosenrolle des Meister Röckle erst in der zweiten Hälfte so richtig zu Wort kam, ließ sich von nichts und niemandem an die Wand spielen - im Gegenteil. Ihre federleichte und dann an anderen Stellen todernste Darbietung des Erfinders erntet ihr des Öfteren verdienten Szenenapplaus.

Das künstlerische Highlight der Inszenierung aber waren die beiden Metallstatuen von Karl Marx und Friedrich Engels, die als überdimensionale Handpuppen von Nico Link und Michael Ruchter zum Leben erweckt wurden und die Märchenhandlung a là Statler und Waldorf kommentierten und weitererzählten.

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Fazit: Meister Röckle am Theater Magdeburg zieht ein Kindermärchen gekonnt für ein erwachsenes Publikum auf und beweist, dass Theater zwar bilden kann und soll, in erster Linie aber der Unterhaltung dient. Zwar sind manche stilistische Entscheidungen für ein Laienpublikum nicht komplett ersichtlich (und für diejenigen mit einer schwachen Blase hätte sicherlich ein Päuschen in dem fast zweistündigen Stück nicht geschadet), aber im Ganzen gesehen bietet Meister Röckle einen irrwitzigen, musikalischen und eindrucksvollen Abend.

Weitere Vorstellungen von "Meister Röckle" findet Ihr im Spielplan des Theaters.

Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Kerstin Schomburg

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