Magdeburg - Am Samstagabend feierte das Theater Magdeburg Premiere der Oper "I Capuleti e i Montecchi - Romeo und Julia". TAG24 war beim Premierenabend dabei und kann diese moderne Inszenierung wärmstens empfehlen!
Die Geschichte von Romeo und Julia kennt jeder. Komponist Vincenzo Bellini konzentriert sich in seiner Opera seria "I Capuleti e i Montecchi" auf die letzten 24 Stunden der beiden Liebenden: der Streit der Familien, der Plan auf eine Wiedervereinigung und das tödliche Ende.
In Zusammenarbeit mit drei anderen Theatern inszeniert Regisseurin Pinar Karabulut, die am Premierenabend leider fehlte, die tragische Romanze auf eine moderne und progressive Weise.
Das soll an dieser Stelle kein Abstrich sein - im Gegenteil. Karabulut schafft, trotz der klassischen Motive und Rollen, mithilfe von Kostümen und Kulisse einen frischen Ansatz für dieses "Romeo & Julia".
So umgeht die Inszenierung die klassischen Geschlechterrollen und -kostüme und konzentriert sich auf die wesentliche Nachricht der Geschichte: Liebe überkommt alle festgelegten Vorschriften und Konstrukte.
Romeo und Julia in Magdeburg: Statt Julia-Balkon gibt's fliegende Untertasse
Das Bühnenbild aus der Feder von Michela Flück ist einerseits minimalistisch, andererseits futuristisch. Statt eines klassischen Julia-Balkons steht diese Giulietta auf einer fliegenden Untertasse.
Was zunächst abwegig scheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein interessantes Sinnbild für die Realität der beiden Hauptfiguren: Ihre Liebe verbindet sie, auch wenn sie Welten getrennt sind.
Bei Bellinis "I Capuleti e i Montecchi" handelt es sich um eine sogenannte Belcanto-Oper. Das wesentliche Merkmal dieser Epoche ist der Fokus auf den Gesang und die Sänger. Somit muss man dieses wuchtige und gleichzeitig gefühlvolle Musikstück gut zu besetzen wissen - und das Theater Magdeburg weiß!
In den Hauptrollen von Romeo und Giulietta spielen Weronika Rabek und Rosha Fitzhowle. Rabek in ihrer Hosenrolle des verzweifelten Mannes, der seiner Familie zum Trotz die Frau seines Herzens gewinnen will, singt nicht nur einen schön ausgeglichenen Mezzosopran, sie ergänzt sich auch wunderbar mit Fitzhowle.
Ist "I Capuleti e i Montecchi - Romeo und Julia" einen Besuch wert?
Rosha Fitzhowle bringt neben ihrem federleichten, man möchte sagen, ausperfektioniertem Sopran mit den Glitzer-Koloraturen eine Stärke und Souveränität an die Rolle der Giulietta und lässt bei ihrer hauchzarten Arie im ersten Akt kein Auge trocken. "Brava!", rief da nicht nur ein Zuschauer beim Szenenapplaus.
Die Duette der beiden - sowohl im ersten als auch im zweiten Akt - sind nicht nur handlungsbedingte Höhepunkte dieser Aufführung. Die Sängerinnen spielen die Zuneigung und Verbundenheit dieser Liebenden sehr gekonnt, ohne je zu kitschig oder zu aufreizend zu werden.
Unterstützt werden die zwei Solistinnen von einem souveränen Johannes Stermann (Bass) als Capellio, einem liebenswürdigen Giorgi Mtchedlishvili (Bass-Bariton) als Lorenzo, einem verschmitzten und frechen Adrian Domarecki (Tenor) als Tebaldo und einem angenehm abgestimmten Opernchor.
Fazit: Mit dieser Inszenierung von "I Capuleti e i Montecchi" legt das Theater Magdeburg eine zunächst unerwartete, aber überraschend frische Interpretation des Romeo-und-Julia-Phänomens vor. Das Vierspartenhaus glänzt mit einem stimmigen Ensemble, zwei hervorragenden Solistinnen und einer Liebesgeschichte, die sowieso noch nie klare Regeln gehabt hat. Chapeau!
Weitere Vorstellungen findet Ihr auf dem Spielplan des Theaters.