"Evita" am Theater Magdeburg: Reaktion des Publikums sagt alles
Magdeburg - Seit Anfang November zeigt das Theater Magdeburg den Musical-Klassiker "Evita". TAG24 war beim Stück dabei und prüfte, was die Inszenierung am Vierspartenhaus so kann.
Das Musical aus der Feder von Tim Rice (79) und Andrew Lloyd Webber (75) erzählt die Geschichte einer der populärsten und einflussreichsten Figuren des 20. Jahrhunderts: Eva Perón, die sich von einem kleinen Jazzklub zu einer weltbekannten Sängerin und Schauspielerin hocharbeitete.
Sie heiratete schließlich Juan Perón, den argentinischen Präsidenten, und setzte sich immer mehr sozial und politisch ein. Das Volk verehrte sie wie eine Göttin und versank nach ihrem frühzeitigen Tod in tiefer Trauer.
Für das Theater Magdeburg schnappt sich Regisseur Matthias Reichwald die Vorlage von Webber und Rice und legt mit "Evita" sein Regie-Debüt hin. Und so viel vorab: Das ist ihm ordentlich gelungen!
"Evita" am Theater Magdeburg strotzt nur so von Eleganz und Pompösität, dabei setzt Reichwald clevere Kontraste zwischen den tristen Kostümen und Requisiten der Arbeiterklasse und der schmuckhaften, hochwertigen Ausstattung von Evita und ihrem Gatten.
"Evita" am Theater Magdeburg mit ausverkauften Sälen und Standing Ovations
Auch bei der Bühne wurden für diesen Musical-Kracher keine Mühen und Kosten gescheut: Ständig wechselnde Bühnenbilder, eine riesige Projektionswand und sogar ein schwebender Balkon geben der Inszenierung eine schöne Wertigkeit.
Reichwald stellt außerdem ein riesiges Ensemble zusammen, bestehend aus den fünf Hauptrollen, der Tanzcompagnie, dem Opernchor und dem Kinderchor - und macht so das Musikstück rund.
Besonders die explosiven Gruppenperformances sind mitreißend, toll getanzt und zeigen, dass Reichwald genau weiß, wie man eine stimmige Inszenierung baut.
Im Übrigen setzt das Musical dann auf das unglaubliche Können seiner Schauspieler, was dem Einschlagen dieses Stücks Kraft verleiht.
Charmant und mit toller Stimme führt Patrick Adrian Stamme als Che durch das Stück und erzählt die Geschichte der Eva Perón. Schnell wird bei seiner Rolle jedoch das Misstrauen gegenüber der Hauptfigur klar, was Stamme auch geübt umzusetzen weiß.
Aleksandr Nesterenko glänzt besonders in der ersten Hälfte des Stücks und schindet mit seinen Soli als Magaldi ordentlich Eindruck.
Ist "Evita" am Theater Magdeburg einen Besuch wert?
Dogukan Kuran schlüpft in die Rolle des Juan Perón, mit der er auf ganzer Linie überzeugt, dem Musical eine passende Ernsthaftigkeit und Tragik verpasst, und ein Pendant zur Figur der "Evita" bildet.
Im Mittelpunkt der Handlung steht aber selbstverständlich Eva Perón höchstpersönlich - große Fußstapfen, die die Darstellerin Milica Jovanovic da füllen muss. Gott sei Dank packt sie das so gut!
Den Anmut, Eitel und zuweilen auch die Verwirrung der "Evita" spielt Jovanovic perfekt. Alle dramatischen, mitreißenden Soli, allen voran natürlich "Weine nicht um mich, Argentinien", singt sie mit einem funkelnden Sopran, einer einmaligen Bühnenpräsenz und einer Leichtigkeit, die ihr keiner so schnell nachmacht. Brava!
Fazit: "Evita" am Theater Magdeburg kann wirklich vieles - toller Tanz, Songs mit Ohrwurmcharakter, die dann auch noch großartig gesungen und performt wurden, und Schauspieler, die ihre Rollen und ihr Handwerk ganz genau verstehen. Die Reaktion des Publikums sagt dabei schon alles. Kaum ein Solo vergeht ohne Szenenapplaus, Vorstellungen sind Wochen im voraus restlos ausverkauft und zum Applaus darf das Ensemble nicht von der Bühne, bevor nicht auch der letzte Zuschauer stehende Ovationen und tosenden Beifall liefert. Kurzum: "Evita" ist ein haushoher Erfolg, den man dieses Jahr definitiv noch auf seine "To-do-Liste" schreiben sollte - WENN man noch Karten bekommt.
Weitere Vorstellungen von "Evita" findet Ihr im Spielplan des Theaters.
Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Nilz Böhme