"Blume von Hawaii" am Theater Magdeburg: Ist der Spielzeit-Auftakt geglückt?
Magdeburg - Am Freitagabend startete das Theater Magdeburg mit der Premiere von "Die Blume von Hawaii" in die Spielzeit 2023/24. TAG24 war beim Eröffnungsabend vor Ort und kann schon mal sagen - die neue Saison begann mit einem ordentlichen Kracher!
Denkt man an die "Blume", eine der Operetten, die Paul Abraham seinen Ruf zauberte, so denkt man an jazz-inspirierte Melodien, klischeebehaftete Charaktere und Handlungsstränge und einen Humor im Sinne der 20er und 30er Jahre.
Die Geschichte handelt eigentlich von der hawaiianischen Prinzessin Laya, die sich zwischen ihren zwei Geliebten Prinz Lilo-Taro, dem sie schon seit Kindestagen versprochen ist, und dem Kapitän Stone, in den sie sich auf der Überfahrt verliebt hat, hin- und hergerissen fühlt.
Diese Handlung nimmt das Team um den Magdeburger Generalintendanten Julien Chavaz und verpasst ihr ein ordentliches und vor allem zeitgemäßes Update. Unter anderem schnappen sie sich den Charakter Jim Boy, der im Original eine eher geringe Nebenrolle spielt, und machen daraus prompt den Protagonisten der Operette.
In dieser neuen Fassung erträumen sich nämlich der Fleischerei-Verkäufer Dani und seine Kundin Frau Schröder gemeinsam die theatralische Traumwelt der "Blume von Hawaii", und plötzlich muss Dani, der vorher nichts mit Theater am Hut hatte, in die glamouröse Rolle des Jimmy schlüpfen und irgendwie die Show schmeißen.
Theater Magdeburg verpasst der "Blume von Hawaii" einen komplett neuen und modernen Anstrich
Chavaz, der bereits in der letzten Spielzeit mit "Eugen Onegin" und "Alice im Wunderland" behauptet hat, dass er inszenatorisch einiges in petto hat, enttäuscht auch mit diesem Startschuss in die neue Schauspielsaison nicht. Mit ganz viel Liebe und Witz kreiert er eine "Blume", die genauso sehr an bekannten Liedern und Charakteren festhält, wie sie mit neuem überrascht.
Allein die Idee, die kunterbunte und übertriebene Handlung der "Blume von Hawaii" als eine Art Traumfantasie zu inszenieren, ist ein interessanter und gleichzeitig unglaublich cleverer Ansatz. Die urkomische Operette nimmt sich dabei selbst nicht zu ernst, was auch die Komik ausmacht.
Die Gags landen und bei vielen Gruppennummern gibt es für die Zuschauer ordentlich was zu lachen, allerdings wirken dabei einige wenige Änderungen fragwürdig und zu drüber. Auch wenn der zweite und dritte Akt der "Blume" wieder primär zur Hauptgeschichte zurückkehrt, verliert diese Neuauflage zu keiner Zeit ihren Witz und ihre Leichtigkeit.
Zwar ist das Bühnenbild eher minimalistisch gehalten, kreiert dadurch aber genau was es soll, "ein Theater im Theater". Die Kostüme sind glamourös und zuweilen kitschig im Stil der 20er-Jahre gestaltet.
"Die Blume von Hawaii" am Theater Magdeburg: Lohnt sich ein Besuch?
Meike Hartmann als Prinzessin Laya singt nicht nur einen gekonnten Sopran, sondern sie spielt die pink-gekleidete Diva-Rolle auch so überzeugend, dass man fast glaubt sich in einen Barbie-Film verirrt zu haben.
Ihre beiden männlichen Gegenparts, Alexander Sprague als Prinz Lilo-Taro und Stefan Sevenich als Kapitän Stone legen tolle, charmante Performances hin - ja, das ganze Ensemble lässt sich auch in der neuen Spielzeit seine explosive Spielfreude nicht nehmen.
Sprague ist in absoluter Höchstform und ergänzt sich mit Hartmann wunderbar in berührenden Duetten. Sevenich, der bedauerlicherweise am Premierenabend gesundheitlich angeschlagen war, singt trotz allem einen tollen Bassbariton und hat so viel Spaß an seiner Rolle, dass es noch jeden im Publikum mitreißt.
Mit leider nur wenig Zeit auf der Bühne spielen Emilie Renard und Adrian Domarecki mit Bessie und Buffy ein witziges, kunterbuntes Duo, mit dem die Operette gleich zu Beginn ein ordentliches Statement zu setzen weiß.
Aber als eigentlicher Star der Show hat sich Carmen Steinert in ihrer Hosenrolle als Jimmy herauskristallisiert. Stimmlich kann sie mit den anderen ausgebildeten Opernsängern bei weitem nicht mithalten, aber das soll sie ja auch gar nicht. Sie überzeugt mit einem federleichten Schauspieltalent, ganz viel Humor und dann am Ende doch einem Solo, was das Herzstück dieser neuen Inszenierung ausmacht.
Fazit: "Die Blume von Hawaii" am Theater Magdeburg bringt trotz Herbstbeginn den Sommer ein Stückchen zurück. Ein absoluter Erfolg, das findet auch das Publikum, dass so gut wie jedes Lied schon mit Applaus unterbricht, bevor die letzten Töne verklungen sind. Wer die "Blume" als klischeehafte oder veraltete Operette verschmäht, der sollte dieser Neuinszenierung auf jeden Fall eine Chance geben. Und selbst wenn die Komik nicht bei jedem landen wird - denn das tut sie nie - so wird das Publikum aber zu 100 Prozent von dem schieren Talent der Darsteller verzaubert.
Weitere Vorstellungen von "Die Blume von Hawaii" findet Ihr im Spielplan des Theaters.
Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Andreas Lander