Ballett "Horizonte" am Theater Magdeburg: Warum Klassik eben nicht alles ist
Magdeburg - Seit Ende März läuft am Theater Magdeburg die neue Ballettkreation "Horizonte". TAG24 war bei beim Stück dabei. Was kann das Tanzdoppel?
Nach den großen Ballettproduktionen "Borgia" und "Schneewittchen" legte die Dancecompagnie in Magdeburg im Frühling ihr nächstes Werk vor. Unter dem Titel "Horizonte" vereinen zwei Choreografen zwei Tanzstücke an einem Abend.
Das Publikum tritt ein auf der kleinen Studiobühne im Schauspielhaus und wird von einem leeren Raum begrüßt. Das Bühnenbild ist sehr minimalistisch gehalten und lässt den Tänzern den Vorrang.
Für das erste Stück "More Passion, More Footwork", engagiert Ballettdirektor Jörg Mannes den Choreografen Gaj Zmavc, der sich für dieses kontemporäre Werk an roten und schwarzen Lederkostümen bedient und die unter anderem mit LED-Licht und Rauch in Szene zu setzen weiß.
Der erste Teil des Abends ist ein wahrer Hochgenuss. "More Passion, More Footwork" ist sexy, leidenschaftlich, kraftvoll und dynamisch. Das vierzehnköpfige Ensemble ist in absoluter Höchstform und glänzt mit fast perfekter Synchronität.
"Horizonte": Zwei moderne Tanzstücke an einem Abend!
Sehr rhythmisch und, wie der Titel schon verrät, mit viel präziser Fuß- und Beinarbeit interpretiert Zmavc die selbstkomponierte Musik und verzichtet dabei fast gänzlich auf klare, traditionelle Ballettfiguren.
Die Tänzer bringen Kraft, Ausdruck und Emotionen, und beweisen zum unzähligen Mal, warum sich das Magdeburger Ballett regelmäßig ausverkaufter Säle erfreut. Mit einer wahnsinnig hohen Messlatten geht es in die Pause.
Nach einer halbstündigen Unterbrechung übernimmt Georg Reischl und zeigt seine eigene Interpretation von "Horizonte".
Ist "Horizonte" am Theater Magdeburg einen Besuch wert?
Dafür sind lange, dehnbare Seile über die Bühne gespannt, mit denen die Darsteller den Raum und somit auch die Horizonte, selbstständig immer neu erstellen.
Wo "More Passion, More Footwork" präzise und durchchoreografiert war, so ist "Forgotten Horizon" freier und wirkt oft improvisiert. Das Ensemble geht nun über zu fließenden, leichten, fast schwebenden Bewegungen, die das Publikum in den Bann ziehen.
Joel Dettori tanzt in einem entzückenden Solo mit ausdrucksstarken Bewegungen und Mimik, und Fiammetta Gotta und Marco Marangio verzaubern in einem leichten, romantischen Pas de Deux. Reischl lässt sein Ensemble frei zur modernen Musik arbeiten - eine Gleichung, die allemal aufgeht.
Fazit: "Horizonte" am Theater Magdeburg ist ein weiterer Leckerbissen dieser Spielzeit. Zwei Tanzstücke eng an eng, die zwar tonal unterschiedlicher nicht sein können, dafür aber in sich die Grenzen des Tanzes und des Ausdrucks erforschen und interpretieren. Die gefragten Choreografen Zmavc und Reischl nehmen das Talent, was bei der Magdeburger Compagnie zuhauf zu finden ist und verwandeln es in einen wahrlich eindrucksvollen Abend.
Weitere Vorstellungen von "Horizonte" findet Ihr auf dem Spielplan des Theaters.
Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Ida Zenna