Tägliche Gewalt: Rassistische Angriffe in Magdeburg nehmen weiter zu

Magdeburg - Seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt durch einen saudi-arabischen Arzt im Dezember haben rassistische Angriffe in Magdeburg deutlich zugenommen.

Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt wurde schnell zum Druckmittel bei den Themen Migration und Abschiebung konvertiert. (Archivbild)
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt wurde schnell zum Druckmittel bei den Themen Migration und Abschiebung konvertiert. (Archivbild)  © DPA

Schon kurz nach der Todesfahrt über den Weihnachtsmarkt mobilisierten sich rechte Gruppen, feindeten ausländisch aussehende Menschen an und forderten Remigration.

Es wurden Hakenkreuze an die Hauswände von ausländischen Familien geschmiert, Drohbriefe verschickt. Zum Ende des Jahres nahmen auch körperliche Angriffe fast täglich zu.

Laut Aras Badr, Berater beim Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt, gäbe es statistisch inzwischen jeden Tag einen Angriff auf einen der knapp 40.000 Magdeburger ohne deutsche Staatsbürgerschaft.

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Die Dunkelziffer sei gewiss höher, da Betroffene teils Angst haben, zur Polizei oder zu einer Beratungsstelle zu gehen. Das erzählte der 38-Jährige der Berliner Zeitung.

Vor dem Anschlag habe es nur sechs bis acht Vorfälle im Monat gegeben.

Grenzen schließen statt Behördenversagen aufarbeiten

Mehrere Familien mit Migrationshintergrund haben Hakenkreuze an ihre Türen oder Hauswände geschmiert bekommen. (Symbolbild)
Mehrere Familien mit Migrationshintergrund haben Hakenkreuze an ihre Türen oder Hauswände geschmiert bekommen. (Symbolbild)  © badnews/123RF

Badr zeigte einen Brief, den eine Familie mit arabisch klingendem Nachnamen erhalten habe. Unter der Überschrift "Deutschland der Deutschen" steht ein vermutlich maschinell übersetzter Text auf Arabisch.

"Geht zurück in eure Heimatländer, ihr und eure Kinder sind in Gefahr. Wir werden es nicht erlauben, dass ihr hier bleibt, auch wenn ihr deutsche Papiere habt", heißt es darin.

Den 25-jährigen Saeed Saeed, Informatikstudent an der Otto-von-Guericke-Universität, ärgere es, dass nach der Gräueltat auf dem Weihnachtsmarkt mehr über Migration als eigentliche Sicherheit gesprochen werde.

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"Es sollen die Grenzen geschlossen werden, statt das Behördenversagen aufzuarbeiten", zitiert ihn die Berliner Zeitung. Die Polizei müsse Menschen mit Migrationshintergrund im Alltag mehr schützen.

Dem stimmt Haytham Alkadi, ein schon zehn Jahre in Magdeburger wohnender Syrer, der 2024 den Integrationspreis Sachsen-Anhalt gewonnen hat, zu. Auch er ist Opfer eines Angriffs geworden und verlegt seinen Wohnsitz nun nach Leipzig, obwohl er sehr an der Ottostadt hängt.

"Die Nazis waren immer da. Es hat sich nur besser angefühlt, weil sie ihren Hass nicht so verbreiten konnten. Aber jetzt glauben sie, sie haben einen Grund dafür", so der 31-Jährige.

Titelfoto: DPA

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