"Sterben oder umbringen": Täter von Magdeburg deutete Anschlag schon vor Monaten an

Magdeburg - Im Dezember raste Taleb A. (50) über den Weihnachtsmarkt und tötete dabei sechs Menschen, verletzte Hunderte. Seinen Plan soll er schon Monate zuvor angedeutet haben.

Taleb A. (50) arbeitete im Maßregelvollzug Bernburg und machte zwei Kollegen mit einer Aussage stutzig.  © Heiko Rebsch/dpa

Seit der Todesfahrt wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob die Tat hätte verhindert werden können.

Taleb A. war den Behörden schon etliche Male aufgefallen. Doch auch seine Kollegen sollen sich Sorgen gemacht haben, wie der MDR nun berichtet.

Am 13. August vergangenen Jahres sei der saudi-arabische Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in einem Dienstzimmer des Maßregelvollzugs Bernburg von zwei Kollegen gefragt worden sein, ob es ihm gut gehe.

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Seine Antwort lautete: "Nein, ich befinde mich in einem Krieg, aber nicht im metaphorischen Sinn, sondern in einem wirklichen Krieg, dessen Ausgang entweder sterben oder umbringen sein wird."

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E-Mail dokumentiert ominöse Aussage

Im August habe Taleb A. (50) seinem Arbeitgeber zufolge noch keine Anzeichen von Fremdgefährdung gezeigt.  © Saale Grill Bernburg/dpa

Die Kollegen verfassten darauf besorgt eine E-Mail an die Therapieleiterin des Maßregelvollzugs mit der Einschätzung, dass er Hilfe brauche.

Die Vorgesetzte leitete die Mail mit hoher Priorität an den ärztlichen Direktor des Maßregelvollzugs und dessen Stellvertreterin weiter. Sie bat ihn, schnellstmöglich mit Taleb A. zu sprechen. Eine Antwort erhalten habe sie nie.

Der Betreiber Salus gGmbH gab jedoch an, die Nachricht erhalten zu haben. Taleb A. war an jenem Tag krankgeschrieben.

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Als er am 23. August zum Dienst zurückkehrte, sei ein Gespräch mit ihm geführt worden - in welchem er "keine Anzeichen einer Selbst- oder Fremdgefährdung erkennen ließ", so eine Sprecherin gegenüber dem MDR.

Da er 2023 oft krankgeschrieben war, habe man ihm dreimal Hilfsangebote unterbreitet, die er aber ablehnte.

Als die Polizei mehrfach für eine Gefährderansprache vorbeikam, sei der Grund für diese von den Beamten gegenüber der Klinik nicht offenbart worden.

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