Nach schweren Vorwürfen von Andrés (†9) Eltern: Jetzt reagiert das Innenministerium
Magdeburg - Die Eltern des jüngsten Anschlag-Toten warfen der Justiz vor, vom Staat im Stich gelassen worden zu sein und den Leichnam ihres Kindes nicht sehen zu dürfen. Nach diesen schweren Beschuldigungen reagiert nun das Innenministerium.
Laut eines Schreibens von Innenstaatssekretär Klaus Zimmermann (61, CDU), das MDR Sachsen-Anhalt vorliegen soll, habe man für diese Umstände seine Gründe.
Das Innenministerium bedauere, dass die Eltern noch nicht Abschied nehmen durften. "Polizeilich konnte der Leichnam des verstorbenen Jungen aber noch nicht freigegeben werden, da [...] die bundesweit geltenden Standards der Identifizierungskommission des Bundeskriminalamts eingehalten werden müssen", heißt es in dem Schreiben.
Mit Finger-Abdrücken, Zahnstatus oder sonstigem DNA-Material müsse die eindeutige Identität des neunjährigen André geprüft werden. Diese Standards seien einzuhalten, um ein beweissicheres Strafverfahren durchführen zu können, hieß es.
Man müsse dafür die DNA der leiblichen Eltern anfordern - das sei aus Pietätsgründen erst am Silvestertag passiert, als Mutter Désirée G. und Stiefvater Patrick S. ihr Video bereits veröffentlicht hatten.
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt: Neunjähriger André ist einer von fünf Toten
Kurz vor dem Jahreswechsel meldeten sich die Eltern des neunjährigen André, der am 20. Dezember beim Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt umgebracht wurde, auf TikTok.
Désirée G. und Patrick S. berichteten in dem Video darüber, dass der Staat sie "tierisch im Stich lassen" würde. Denn selbst zwei Wochen nach dem Vorfall durften sie den Leichnam ihres Kindes nicht sichten.
Das LKA hatte dem Paar direkt nach dem Anschlag Hilfe der Psychosozialen Notversorgung angeboten, was sie auch angenommen haben. Nach Veröffentlichung des TikTok hatte die Justiz die beiden zudem telefonisch über ihre Gründe für das Vorgehen aufgeklärt, wofür sie sich bedankt haben sollen.
Die Sichtung des Leichnams ist jetzt zeitnah geplant.
Titelfoto: Bildmontage: Matthias Bein/dpa, Screenshot: TikTok/@mamivonfuenf