Nach Magdeburg-Anschlag: Ex-Arbeitgeber von Taleb A. stellt Vorgesetzten frei!

Von Christopher Kissmann

Magdeburg - Der ehemalige Arbeitgeber des Magdeburg-Täters will umfassend aufarbeiten, wie Hinweise auf eine problematische gesundheitliche Verfassung des Mannes behandelt wurden.

Täter Taleb A. (50) raste auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg in die Menschenmenge. Sechs Menschen wurden bei dem Anschlag getötet.
Täter Taleb A. (50) raste auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg in die Menschenmenge. Sechs Menschen wurden bei dem Anschlag getötet.  © Christoph Soeder/dpa

Bis zum Ende interner Untersuchungen sei der Ärztliche Direktor des Maßregelvollzugs Bernburg freigestellt worden, teilte die Salus nach einer Aufsichtsratssitzung mit.

Die Salus ist eine gemeinnützige Betreibergesellschaft für sozialorientierte Einrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt. Der mutmaßliche Attentäter von Magdeburg, Taleb A. (50), war dort seit 2020 im Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) als Stationsarzt tätig.

Sein Aufgabengebiet umfasste die psychiatrische Betreuung von Straftätern auf drei Stationen.

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Kurz vor Weihnachten hatte der Mann aus Saudi-Arabien mit einem Auto auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sechs Menschen getötet und knapp 300 verletzt.

Mitarbeiter regte in E-Mail Hilfe an

Ehemalige Kollegen von Attentäter Taleb A. machten sich ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um seine Verfassung.
Ehemalige Kollegen von Attentäter Taleb A. machten sich ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um seine Verfassung.  © IMAGO/Hanno Bode

Anfang Februar war bekanntgeworden, dass sich Kollegen ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um die Verfassung von Taleb A. machten und diese Hinweise auch an Vorgesetzte weitergaben.

Taleb A. hatte in einem Gespräch im Dienstzimmer gesagt, er befände sich in einem Krieg, "aber nicht im metaphorischen Sinn, sondern in einem wirklichen Krieg, dessen Ausgang entweder sterben oder umbringen sein wird".

In einer E-Mail regte ein Mitarbeiter daraufhin an, dass man Taleb A. Hilfe anbieten müsse.

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Später führte der Ärztliche Direktor, den die E-Mail auch erreichte, ein Gespräch mit Taleb A.. "Seine Äußerung wurde als überspitzter Ausdruck einer persönlichen Konfliktbelastung interpretiert", sagte eine Salus-Sprecherin Anfang Februar.

Es sei bekannt gewesen, dass er sich vom Islam abgewandt hatte und als Aktivist tätig war.

Hinweisgeberportal wird eingerichtet

Nun hat die Salus ein Maßnahmenpaket beschlossen. Sämtliche dienstliche Sachverhalte und Kommunikationsabläufe bis zur fristlosen Kündigung am 23. Dezember 2024, die mit Taleb A. zu tun haben, sollen aufgearbeitet werden.

Dafür wurde das Justiziariat des Unternehmens mit einer internen Sonderprüfung beauftragt. Außerdem soll ein Hinweisgeberportal eingerichtet werden, in dem Mitteilungen auch anonym platziert werden können.

Weiterhin werden externe Sachverständige eingeschaltet. "Dabei sollen insbesondere arbeitsrechtliche und psychiatrische Expertise einfließen", teilte die Salus mit. Unter anderem soll aufgeklärt werden, inwiefern Erkenntnisse zu möglichen psychischen Auffälligkeiten von Taleb A. vorlagen.

Titelfoto: IMAGO/Hanno Bode

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