Insider packt über Magdeburg-Attentäter aus: "Damit gerechnet, dass er angreift"

Magdeburg - Vor fast einem Monat starben sechs Menschen beim Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Der Täter ist gefasst, aber die Fragen nach dem "Warum?" und "Wie?" stehen noch immer im Raum. In der MDR-Sendung "exakt" spricht nun ein Insider, der den Todesfahrer Taleb A. (50) gut kannte.

Der Magdeburg-Attentäter Taleb A. (50) postete Drohungen und Beleidigungen auf der Social-Media-Plattform X.  © IMAGO/Hanno Bode

Vor seiner Horror-Tat und der damit einhergehenden Festnahme setzte sich Taleb A. in Deutschland für andere Geflüchtete ein, die, wie er, auch aus dem Islam austreten wollten.

Er arbeitete mit dem Säkulare Flüchtlingshilfe e.V. zusammen - ein Verein, der politisch Verfolgte und religionsfreie Flüchtlinge unterstützt - und bot seine Hilfe an. Stefan Paintner, Gründer der Organisation, kannte Taleb A. gut und beschreibt ihn als "leicht reizbar, leicht kränkbar".

Demnach habe der 50-jährige Arzt ein Papier vorgelegt mit einer Anleitung für Menschen, die einen Asylantrag stellen wollen. Paintner ließ dieses Dokument lediglich von einem Anwalt gegenlesen und informierte Taleb A. daraufhin, dass man es nicht verwenden könne.

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"Das war der Beginn, wo er sich auf mich eingeschossen hat", erklärt Paintner in der MDR-Sendung. "Es war der Auslöser für seinen Hass auf uns."

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Magdeburg-Attentäter Taleb A. postete Drohungen auf X

Am 20. Dezember 2024 fuhr Taleb A. mit einem Auto in eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Er tötete sechs und verletzte knapp 300 Menschen.  © Heiko Rebsch/dpa

"Uns war schon klar, dass der Mann gefährlich ist, wir haben damit gerechnet, dass er uns angreift, dass er uns absticht oder sowas", erläutert der Vereinsgründer weiter, "aber wir haben nicht damit gerechnet, dass er diesen Anschlag macht."

Was folgt, sind Beleidigungen und Verleumdungen, hauptsächlich auf der Social-Media-Plattform X. Auf seinem Account teilte der Magdeburg-Attentäter auch Ansagen wie "Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich dieses Jahr sterben werde, um Gerechtigkeit zu bringen."

Der Beitrag ging im Mai 2024 online, ein knappes halbes Jahr vor seiner Todesfahrt in der Elbestadt.

Terrorismusexperte zu Taleb A.: "Aus München wurden kaum Lehren gezogen"

Die Ermittlungen zu den Hintergründen des Anschlags laufen auf Hochtouren.  © Matthias Bein/dpa

Die Ermittlungsbehörden, die sich mit der Aufklärung des Attentats beschäftigen, sehen in Taleb A. einen unbekannten, neuen Tätertyp.

Terrorismusexperte Florian Hartleb sieht das anders. Der Experte sieht Parallelen zu dem Anschlag in München 2016, wo ein damals 18 Jahre alter Mann neun Menschen und dann sich selbst tötete.

"Aus München 2016 wurden kaum Lehren gezogen", bemängelt Hartleb in der MDR-Reportage. "Es geht darum, die neuen Möglichkeiten der Radikalisierung endlich wahrzunehmen."

"Es gibt den politischen Willen, etwas zu ändern, es bleibt aber bei der Behördenkultur und bei der Fehlerkultur, da Fehler nicht eingeräumt werden", meint er abschließend und hofft, dass in der Zukunft aus Versäumnissen gelernt wird.

Taleb A. sitzt in Untersuchungshaft in Dresden, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

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