Anschlag in Magdeburg: Bereits Hunderte Betroffene von Opferberatung kontaktiert

Von Marion van der Kraats

Magdeburg/Berlin - Sechs Menschen sind nach der Todesfahrt in Magdeburg gestorben. Es gibt fast 300 Verletzte. Aber auch Dutzende andere brauchen Hilfe. Viele melden sich.

Der Bundesopferbeauftragte Roland Weber rechnet mit mehr als 500 Betroffene nach dem Anschlag in Magdeburg. (Archivbild)
Der Bundesopferbeauftragte Roland Weber rechnet mit mehr als 500 Betroffene nach dem Anschlag in Magdeburg. (Archivbild)  © Friso Gentsch/dpa

Rund zweieinhalb Wochen nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt verzeichnet der Bundesopferbeauftragte Roland Weber einen hohen Hilfsbedarf bei Betroffenen. Bislang seien etwa 400 Menschen angeschrieben worden und hätten erste Informationen zu Hilfsangeboten bekommen.

"Von den Mitarbeitern des psychosozialen Beratungstelefons höre ich: Es haben sich noch nie so schnell so viele wie diesmal gemeldet", sagte Weber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Die zeige ihm, dass der Austausch zwischen den Behörden funktioniere und eine schnelle Kontaktaufnahme zu Betroffenen dadurch möglich sei.

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"Im Moment gibt es sehr viel zu koordinieren und zu steuern. Es ist die Zeit des Handelns", erklärte Weber.

Um den mehr als 500 Betroffenen schnell und gezielt helfen zu können, wird es nach seinen Angaben am kommenden Montag zwischen den beteiligten Stellen zum zweiten Mal einen Runden Tisch geben.

"Wir wollen den Betroffenen ein niederschwelliges Angebot machen", erläuterte der Bundesbeauftragte. So könne man hoffentlich zum Beispiel helfen, dass eine Belastungsreaktion nicht zu einer Belastungsstörung werde, in deren Folge schlimmstenfalls eine Erwerbsunfähigkeit entstehe.

Beauftragter rechnet mit mehr als 500 Betroffenen

Am 20. Dezember raste Attentäter Taleb A. (50) mit einem Auto in die Menschenmenge des Weihnachtsmarktes in Magdeburg. (Archivbild)
Am 20. Dezember raste Attentäter Taleb A. (50) mit einem Auto in die Menschenmenge des Weihnachtsmarktes in Magdeburg. (Archivbild)  © Hendrik Schmidt/dpa

Nach dem Gesetz habe jeder einen Anspruch auf eine psychologische Betreuung. Andere Hilfestellungen gebe es beispielsweise bei Formalitäten mit Kranken- und Unfallkassen oder Behörden wie dem Versorgungsamt.

Über Jahre hinweg gab es das Amt nur in der Hauptstadt. Infolge der Erfahrungen bei der Betreuung von Opfern nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche im Jahr 2016 hat sich die Situation nach seinen Angaben deutlich verbessert.

Inzwischen gibt es in allen Ländern Opferbeauftragte, ebenso beim Bund. Dieses Amt bekleidet Weber seit dem Jahreswechsel auch - und ist damit auch Ansprechpartner für alle Betroffenen des Magdeburger Anschlags.

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"Jeder, der kommt und mir sagt, mir geht es infolge des Anschlags schlecht, bekommt Hilfe", betonte Weber.

Nach derzeitigem Kenntnisstand gehe er von mehr als 500 Betroffenen aus. Denn zu den Opfern gehören zwischenzeitlich nach dem Gesetz auch nahe Angehörige.

Titelfoto: Bildmontage: Friso Gentsch/dpa, Hendrik Schmidt/dpa

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