Acht Jahre danach: Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt erinnert an Todesfahrt von Berlin
Berlin/Magdeburg - Es sind schreckliche Bilder, die am Freitagabend aus Magdeburg um die Welt gehen: Bei einem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt sind mindestens fünf Menschen getötet worden, darunter ein Kleinkind. Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Todesfahrt von Berlin.
Um kurz nach 19 Uhr raste der mutmaßliche Täter Taleb A. mit einem Leihwagen über das Gelände am Alten Markt. Auf einer Strecke von rund 400 Metern erfasste er wahllos Menschen mit dem BMW.
Der Tatverdächtige, bei dem es sich um einen Einzeltäter handeln soll, konnte im Anschluss von den Einsatzkräften festgenommen werden.
Die Todesfahrt erinnert an den Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz. Vor beinahe genau acht Jahren raste der islamistische Attentäter Anis Amri (†24) mit einem entführten Sattelzug über den beliebten Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche.
Bei dem Attentat am 19. Dezember 2016 wurden insgesamt 13 Menschen getötet und mehr als 70 weitere verletzt.
Anis Amri tötet 2016 bei Anschlag auf Breitscheidplatz 13 Menschen
Amri, der den Behörden im Vorfeld als verurteilter Gewalttäter bekannt war, gelang zunächst die Flucht. Er wurde vier Tage nach der schrecklichen Tat bei einer Passkontrolle nahe Mailand von der italienischen Polizei erschossen. Er soll im Namen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gehandelt haben.
Seit dem Vorfall erinnert eine Markierung, "Goldener Riss" genannt, auf dem Breitscheidplatz an die Schreckensfahrt. Auf den Treppen vor der Gedächtniskirche stehen bis heute Kerzen und Fotos, um an die Todesopfer zu erinnern.
Eine Konsequenz aus dem Attentat sind die Poller, die den Platz im Ortsteil Charlottenburg umgeben. Ähnliche Barrieren sollten eigentlich auch den Weihnachtsmarkt in Magdeburg schützen. Hier hat der Todesfahrer aber wohl eine Lücke ausgenutzt und ist über angrenzende Bahngleise auf das Gelände gelangt.
Anders als Amri sei Taleb A. im Vorfeld nicht als Islamist auffällig geworden. Vielmehr bezeichnet er sich selbst als Ex-Muslim und soll als islamkritischer Aktivist bekannt sein.
Allerdings formulierte er auf seinem Profil beim Kurznachrichtendienst X teils wirre Vorwürfe gegen deutsche Behörden, warf ihnen unter anderem vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen.
Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa, Dörthe Hein/dpa-Zentralbild/dpa (Bildmontage)