Neues XXL-Projekt im Zoo Leipzig! Abriss, Neuaufbau und jede Menge Probleme

Leipzig - Es wurde entkernt, abgerissen und wieder aufgebaut. Drei Jahre und 12,5 Millionen Euro später hat der Zoo Leipzig ein weiteres Highlight dazu gewonnen: das neue Aquarium. Reibungslos lief dieses XXL-Projekt aber nicht, wie in der neuen MDR-Doku "Elefant, Tiger & Co. - Das neue Aquarium" zu sehen ist.

Die Halle unterhalb des Ringbeckens im Rohbau.
Die Halle unterhalb des Ringbeckens im Rohbau.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Das 1910 erbaute Aquarium war deutlich in die Jahre gekommen. Hier und da Wehwehchen, mehrere Wassereinbrüche durch nächtlichen Starkregen hatte es gegeben. Ganz klar: Das Aquarium brauchte eine Generalüberholung.

Ende 2018 beginnen die Arbeiten und schnell wird klar: Das Gebäude muss komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Nur die historische Jugendstil-Fassade soll erhalten bleiben.

3000 Tiere müssen umziehen, zuerst verlassen die Bewohner des Ringbeckens ihr jahrelanges Zuhause. Doch wohin mit den verschiedensten Arten?

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In Dutzenden kleinen Aquarien in den Katakomben des Gondwanalands werden kleinere Meerestiere zwischengeparkt. Größere Exemplare wie die Schwarzspitzen-Riffhaie ziehen jedoch in andere Zoos (Berlin, Karlsruhe, Niederlande). Dafür fährt ein Sattelschlepper mit einem 20.000-Liter-Wassertank aufs Gelände und lädt die Tiere ein.

Als alle Meeresbewohner ihre Heimat verlassen haben, werden abertausende Liter Wasser aus den Becken gepumpt, große Dekosteine entfernt, die Technik abgebaut. Vieles bleibt erhalten, wird im neuen Aquarium verbaut.

Letztlich rollen die ganz großen Abrissbagger an, zermalmen alles, was sie zwischen die Zangen bekommen. "Als die großen Geräte kamen und alles, was wir über die Jahre gehegt und gepflegt haben, eingerissen haben, das war schon krass", blickt die seit acht Jahren tätige Bereichsleiterin Martina Hacker zurück.

Und so sieht der Teil des neuen Aquariums heute aus.
Und so sieht der Teil des neuen Aquariums heute aus.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Corona-Schließung hatte auch Vorteile - Kritik an fehlender Barrierefreiheit

Zoodirektor Jörg Junhold (r.) während der Installation der neuen Poseidon-Figur.
Zoodirektor Jörg Junhold (r.) während der Installation der neuen Poseidon-Figur.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Anfang 2020 befindet sich das neue Aquarium komplett im Rohbau. Wenige Wochen später folgt der erste Lockdown, auch der Zoo Leipzig muss seine Pforten für Besucher schließen.

Dieser bringt etwa fünf Millionen Euro Minus mit sich, ist aber gut für die Bauarbeiten. Denn so musste sich auf den Anfahrtswegen nicht nach Besucherzeiten gerichtet werden.

Angeliefert wird unter anderem eine elf Meter lange, 13 Zentimeter dicke und gewölbte Panoramascheibe aus Acrylglas. 7,5 Tonnen wiegt sie, soll später 120.000 Liter Wasser standhalten. Kostenpunkt: mehrere Hunderttausend Euro.

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Um eine neue Poseidon-Figur für den früheren Eingangsbereich kümmert sich Bildhauer Markus Gläser. Drei Aufnahmen aus der Entstehungszeit hatte er nur, musste sie daraufhin nachbilden. Aufgrund der Statik durfte sie maximal 500 Kilogramm wiegen, ist somit hohl und aus einem anderen Material.

Für Widrigkeiten sorgt auch die Parthe. Der Fluss, der auch durchs Zoogelände verläuft, tritt während der Bauarbeiten mehrfach über die Ufer, bringt Zeitpläne durcheinander. Rohstoffknappheit, der zeitweise eingestellte Güterverkehr aus Großbritannien in die EU und Corona-Erkrankungen von Arbeitern lassen die Eröffnung immer weiter nach hinten wandern.

Nach mehreren Verschiebungen - auch durch einen nächsten Lockdown - steht am 11. Februar 2022 endlich die feierliche Eröffnung an. Das neue Aquarium will nun von den Zoo-Besuchern entdeckt werden.

Das Rundbecken nicht entdecken können leider Rollstuhlfahrer, da das Aquarium nicht komplett barrierefrei gebaut wurde. "Für mich ist es unvorstellbar, dass im Jahr 2022 mit so viel Steuergeld nicht barrierefrei gebaut wird", sagte Gunter Jähnig, Chef des Leipziger Behindertenverbandes, der sich ärgert, dass seine Beratungsstelle in der Planung nicht einbezogen wurde.

Bautechnisch habe es keine andere Möglichkeit gegeben, "ohne auch die komplette Architektur des Gebäudes zu zerstören", so Zoo-Sprecherin Melanie Ginzel.

Tierpfleger Florian Ludwig muss regelmäßig auf Tauchstation gehen. Martina Hacker dirigiert ihn an der Scheibe entlang.
Tierpfleger Florian Ludwig muss regelmäßig auf Tauchstation gehen. Martina Hacker dirigiert ihn an der Scheibe entlang.  © MDR
Die Panoramascheibe ist eines der Highlights des neuen Aquariums.
Die Panoramascheibe ist eines der Highlights des neuen Aquariums.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa
Eine Familie bestaunt die neue Panoramascheibe.
Eine Familie bestaunt die neue Panoramascheibe.  © Zoo Leipzig
Auch ein Rundglas gibt es.
Auch ein Rundglas gibt es.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa
Oberbürgermeister Burkhard Jung (64) in einer halbrunden Kugel, durch die man sich den Meeresbewohnern noch näher fühlt.
Oberbürgermeister Burkhard Jung (64) in einer halbrunden Kugel, durch die man sich den Meeresbewohnern noch näher fühlt.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa
Dieser Oman-Kuhnasenrochen ist nur einer von Tausenden Tieren.
Dieser Oman-Kuhnasenrochen ist nur einer von Tausenden Tieren.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa
Der neu gestaltete Bereich vor dem Aquarium.
Der neu gestaltete Bereich vor dem Aquarium.  © Zoo Leipzig

Die 90-minütige Doku "Das neue Aquarium" seht Ihr am kommenden Freitag (20.15 Uhr/MDR) oder schon jetzt auf Abruf in der ARD-Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: MDR, Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa, Zoo Leipzig

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