Fische nur für Fitte? Neues Zoo-Aquarium ist nicht barrierefrei!
Leipzig - Mit großem Brimborium feierte die Stadt kürzlich die Wiedereröffnung des für 12,5 Millionen Euro modernisierten Aquariums im Zoo. Doch jetzt stellt sich heraus: Der Weg zum absolutem Highlight, dem sensationellen 360°-Ringbecken mit Überkopfscheibe, bleibt für Menschen mit Behinderungen unüberwindbar.
Soeben wurde der Leipziger Zoo wieder als bester in Deutschland und zweitbester in Europa ausgezeichnet.
Das Aquarium floss da in der Kategorie Besucherfreundlichkeit wohl nicht in die Bewertung ein. Da führen zwei imposante Treppen in die obere Etage. Doch Rollstuhlfahrer oder Senioren mit Rollator blicken nur sehnsüchtig nach oben.
Gunter Jähnig, Chef des Leipziger Behindertenverbandes: "Bereits kurz nach Eröffnung gingen viele Beschwerden von Betroffenen bei uns ein. Für mich ist es unvorstellbar, dass im Jahr 2022 mit so viel Steuergeld nicht barrierefrei gebaut wird."
Vor der Sanierung gab es immerhin einen Treppenschrägaufzug für Rollis - nicht ideal, aber funktional.
Beim Zoo verweist man auf bau- und genehmigungsrechtliche Gründe sowie Fluchtwege und Brandschutz. Sprecherin Melanie Ginzel: "Bautechnisch gab es leider keine andere Lösung, ohne auch die komplette Architektur des Gebäudes zu zerstören."
Jähnig: "Ich frage mich, warum unsere Beratungsstelle für barrierefreies Planen und Bauen nicht einbezogen wurde, wie bei vielen anderen Zooprojekten auch." Denn auch beim Bauen gilt: Wer nicht will, findet Gründe - wer will, findet Wege.
Die Peinlichkeit kommt am Dienstag auf die Tagesordnung des städtischen Bauausschusses. Dort soll zunächst ermittelt werden, wie so eine Baugenehmigung überhaupt erteilt werden konnte.
Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/ZB