Zoo Leipzig baut rasant um: "Zustände, die man nicht weiterführen konnte"

Leipzig - Innerhalb von gut 20 Jahren ist der Zoo Leipzig auf Grundlage des "Masterplans 2020" nahezu komplett umgebaut worden. Viele Millionen Euro wurden investiert, um den Tierpark mit atemberaubenden Projekten zu dem zu machen, was er heute ist: einer der besten Europas.

Zoodirektor Jörg Junhold (56) hatte in den letzten Jahren viele neue Bauprojekte angestoßen und später auch eröffnet.
Zoodirektor Jörg Junhold (56) hatte in den letzten Jahren viele neue Bauprojekte angestoßen und später auch eröffnet.  © Zoo Leipzig

Als Jörg Junhold im Jahre 1997 den Zoo als Direktor übernahm, war nicht auszudenken, was er und sein Team in den folgenden Jahren erschaffen sollten.

"Ich kann mich gut erinnern", sagte der 56-Jährige in der MDR-Sendung "Elefant, Tiger & Co."-Spezial". "Der schlechte Bauzustand hat natürlich alles sehr trist gemacht. Von der Tierhaltung war es eher die Menagerie-Form, also geflieste Käfige mit Gittern."

Es habe ein neues Säugetier-Gutachten gegeben, das Haltungsnormen vorgeschrieben hat. "Unsere klassischen Anlagen waren nur noch mit Übergangsfristen geduldet." Der Baustand auf dem Gelände war schlecht. "Es waren Zustände, die hätte man so nicht weiterführen können."

Großbaustelle Leipziger Zoo: So ist der Stand bei Feuerland & Co., so geht es weiter
Zoo Leipzig Großbaustelle Leipziger Zoo: So ist der Stand bei Feuerland & Co., so geht es weiter

Er musste sich die Frage stellen: "Wollen wir diesen Zoo wieder zu einem Spitzenzoo entwickeln, wo er in den 30er Jahren war oder es gibt einen schrittweisen Abbau und das hätte am Ende vielleicht sogar Schließung bedeutet." Klar war: "Unter 100, 200 Millionen D-Mark wird das nicht abgehen."

Aus Visionen und Machbarem ist Schritt für Schritt der "Masterplan 2020" entstanden. Ein Konzept, das die Zoowelt teilweise revolutionieren sollte und vor allem ein Ziel hatte: bessere Haltungsbedingungen.

Der aufgrund von 2300 Nachzuchten bis in die 1970er Jahre als "Löwenfabrik" weltweit bekannte Zoo Leipzig wollte zunächst den afrikanischen Raubkatzen ein neues Zuhause erschaffen. Immerhin ist sie das Wappentier von Stadt und Zoo.

Ein schielendes Opossum, eine affengeile Weltpremiere und Europas größte Tropenhalle

Opossum Heidi war für knapp eineinhalb Jahre DER Star im Zoo. 2011 musste das Weibchen wegen Altersschwäche eingeschläfert werden.
Opossum Heidi war für knapp eineinhalb Jahre DER Star im Zoo. 2011 musste das Weibchen wegen Altersschwäche eingeschläfert werden.  © Zoo Leipzig

Als erstes Projekt des "Zoos der Zukunft" wurde am 8. Februar 2001 die neue Löwen-Savanne eröffnet. 2004 kam mit Malik das erste und noch immer berühmteste Löwenjungtier Sachsens zur Welt, das 2005 nach Chemnitz umzog und dort 2018 wegen Nierenleiden eingeschläfert werden musste.

Jörg Gräser, einer der Kult-Tierpfleger, kennt die Bedeutung der neuen Themenbereiche: "Neue Anlagen bieten eine große Abwechslung für die Tiere. Das ist eine Beschäftigung." Und Afrika-Bereichsleiter Jens Hirmer ergänzt: "Das ist eine super naturnahe Haltung, soweit es geht."

Entworfen hat viele der Themenbereiche Peter Rasbach. Der Zoo-Architekt war schon für über 100 Tiergärten aktiv. "Die naturnahen Anlagen bringen nicht nur für den Besucher etwas, sondern auch für die Tiere."

Steinschleuder gegen Leipziger Elefantenkuh? Vorwürfe gegen Tierpfleger
Zoo Leipzig Steinschleuder gegen Leipziger Elefantenkuh? Vorwürfe gegen Tierpfleger

Zwei Monate später stand schon die nächste Premiere auf der Tagesordnung. "Pongoland", eine 30.000 Quadratmeter große Tropenhalle, in der alle vier Menschenaffen (Schimpansen, Bonobos, Orang-Utans, Gorillas) beheimatet sind - eine weltweit in der Form einzigartige Anlage.

Die nächsten Projekte sind schon in der Pipeline

2007 wurde die alte Kammgarnspinnerei an der Pfaffendorfer Straße mit 150 Kilogramm Sprengstoff gesprengt, um Platz für das "Gondwanaland" zu haben.
2007 wurde die alte Kammgarnspinnerei an der Pfaffendorfer Straße mit 150 Kilogramm Sprengstoff gesprengt, um Platz für das "Gondwanaland" zu haben.  © Screenshot/Elefant, Tiger & Co.

Ein nach und nach immer weiter ausgebautes Vorhaben ist die Vergesellschaftung mehrerer Arten in einem Gehege.

So zogen die Lippenbären mit Rhesusaffen zusammen und in der 2004 eröffneten Kiwara-Savanne bringen Giraffen, Zebras, Strauße und Antilopen Afrika mitten nach Leipzig.

2007 folgte die Grundsteinlegung eines unfassbaren Projekts. Für Europas größte Tropenhalle "Gondwanaland" musste die alte Kammgarnspinnerei gesprengt werden. Seit 2011 sind bei einer konstanten Temperatur von rund 25 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 65 bis 100 Prozent etwa 100 Tierarten und 17.000 tropische Pflanzen zu bestaunen.

Durch plötzlich gestiegene Stahlkosten sowie der Insolvenz einer beteiligten Firma stiegen die Baukosten auf ein Vielfaches des Plans, am Ende waren es fast 67 Millionen Euro.

Die nächsten Großprojekte sind der Neubau des Aquariums für weitere 10 Millionen Euro, bei dem lediglich die vorderste Wand erhalten bleibt sowie die Badelandschaft "Feuerland" für Pinguine und Robben, die von den Besuchern in einem Glastunnel unter Wasser beobachtet werden können.

Danach ist erst mal Schluss. Zoodirektor Jörg Junhold wirft aber dennoch schon einen Blick voraus. Der Zoo werde in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen, ist sich der 56-Jährige sicher. Die gesellschaftliche Entwicklung werde letztlich den Verantwortlichen den weiteren Weg weisen und Themen wie Nachhaltigkeit sowie Schutz von Lebensräumen und Tieren noch wichtiger werden: "Wir werden uns als Zoo entsprechend aufstellen."

Das "Gondwanaland" in der Bauphase.
Das "Gondwanaland" in der Bauphase.  © Zoo Leipzig
Das nächste Großprojekt, die Badelandschaft "Feuerland": Besucher sollen aus einem Tunnel das Treiben von Pinguinen und Robben unter Wasser beobachten können. Kostenpunkt: 25 Millionen Euro.
Das nächste Großprojekt, die Badelandschaft "Feuerland": Besucher sollen aus einem Tunnel das Treiben von Pinguinen und Robben unter Wasser beobachten können. Kostenpunkt: 25 Millionen Euro.  © Zoo Leipzig
Die Menschenaffen im weltweit einmaligen "Pongoland" fühlen sich offenbar so wohl, dass hier schon zahlreiche Jungtiere geboren wurden.
Die Menschenaffen im weltweit einmaligen "Pongoland" fühlen sich offenbar so wohl, dass hier schon zahlreiche Jungtiere geboren wurden.  © dpa/Sebastian Willnow

1,8 Millionen Besucher strömten 2019 in den Zoo Leipzig. Bei Junholds Amtsantritt 1997 waren es 678.000.

Titelfoto: Zoo Leipzig

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